Nebelriss
aufsteigenden Dampf ein, sodass sich seine mächtigen Nasenflügel blähten und Einblick in die großen, mit buschigen Haaren bewachsenen Nasenlöcher gewährten. »Ahhhh … dieser würzige Geruch ist mit nichts auf dieser Welt zu vergleichen, und glaube mir, ich habe so einiges in meinem Leben beschnuppert. Als ich in deinem Alter war, habe ich in einer Fettsiederei in Tarosage gearbeitet. Dort wurden Schweineschwarten zu Schmalz zerkocht und mit den wunderbarsten Kräutern versetzt. Was für herrliche Gerüche waren das - der Duft ausgelassenen Fetts, der beißende Geruch grünen Pfeffers, frischer Minze, gerebelten Thymians …« Malcoran verdrehte vor Wonne die Augen. »Doch das alles ist nichts gegen einen guten Sarsh. Ich schwöre dir, hier in Oors Caundis bekommst du den besten Sarsh von ganz Kathyga. Unser Koch Andrast ist ein Genie!« Malcoran hob den Löffel, auf dem sich ein faustgroßer Brocken Sarsh befand, spitzte die Lippen und pustete vorsichtig den Dampf beiseite. Er nagte mit den Zähnen ein Stück des zähen Breis ab und schlang es herunter. Auf seinen Lippen glänzte das Fett. »Köstlich!«, seufzte Malcoran, und schon ließ er den restlichen Sarsh in seinem Munde verschwinden. Mit gequälter Miene schob er den heißen Brei in der Mundhöhle hin und her, bis er genügend erkaltet war, um ihn dann unter lautem Schmatzen und Glucksen herunterzuschlucken. Stumm beobachtete Laghanos den Essenden. Er stand vor Malcoran, der auf einem breiten Schemel vor dem Felsentisch hockte und sich gänzlich seiner Mahlzeit widmete. Fast schien es, als hätte er die Anwesenheit des Jungen vergessen, denn obwohl er gelegentlich ein paar Worte fallen ließ, schien Malcoran doch eher mit sich selbst zu sprechen. Auch die Zauberin Naikaya, die an Laghanos' Seite stand, beachtete er kaum. Laghanos wusste nur wenig über den Großmeister der Malkuda. Weder Sorturo noch die übrigen Zauberer der Universität von Larambroge hatten Malcorans Namen oft erwähnt. Denn obwohl in der Universität zahlreiche Anhänger der Malkuda gelebt hatten, war ihr Kontakt zu Oors Caundis nie allzu eng gewesen. Hätte man Laghanos gefragt, wie er sich den großen Malcoran vorstellte, hätte er ihn wohl als ein Ebenbild Charogs beschrieben: als würdigen alten Mann, dürr und mit schlohweißem Haar. Doch mit Charog hatte Malcoran wenig gemein. Er hatte die vierzig kaum überschritten und war von imposanter Statur, groß gewachsen, auffallend muskulös und von stattlicher Leibesfülle; ein Mann wie ein Bär. Sein Brustkorb war breit wie ein Schild, sein Bauch kugelrund und ausladend, seine Oberarme fest und dick wie die Schenkel eines Pferdes. Seine Gesichtszüge wirkten grob, drückten jedoch Lebensfreude aus; ebenso die wuchtige Nase, der fleischige, zu einem breiten Lächeln verzogene Mund, die herabhängenden, mit Bartstoppeln besetzten Wangen. Sein fettiges schwarzes Haar, das an vielen Stellen bereits ausging, trug Malcoran lang und offen; es fiel bis auf die breiten Schultern herab. Hätte Laghanos es nicht besser gewusst, so hätte er Malcoran für einen Kesselflicker oder Schankwirt gehalten; dass er jedoch ein Zauberer war - ja, einer der mächtigsten Zauberer der Welt, der Großmeister der Malkuda-Loge -, ließ sich nur an seiner Kleidung erkennen, dem mit arkanen Symbolen bestickten grünen Mantel, der sich über seinen Bauch spannte.
»Ja, Andrast hat sich wieder mal selbst übertroffen«, sagte Malcoran schmatzend, »zumal es in dieser Gegend gar nicht einfach ist, an die Zutaten für einen richtigen Sarsh heranzukommen. Hirse müssen wir aus Larambroge dazukaufen; der Waldhafer, der im Arkwald angebaut ist, taugt nicht für einen schmackhaften Brei. Hammelfleisch ist noch schwieriger zu bekommen; und jeder weiß, dass ein echter Sarsh nur mit klein gehacktem Hammelfleisch mundet.« Er zog nachdenklich die Stirn in Falten. »Allerdings, wenn ich recht überlege, so ist auch ein Sarsh aus zartem Rehrücken nicht zu verachten. Gelegentlich kredenzt uns Andrast diese Variation. Nicht zu verachten, und an Rotwild herrscht kein Mangel im Rochenland.« Er tupfte sich mit dem Ärmel den Mund ab. »Übrigens war auch dein Lehrmeister ein großer Freund von Andrasts Kochkünsten. Wie oft habe ich mit Sorturo hier gesessen und ganze Tröge Sarsh geleert! Er konnte riesige Mengen vertilgen, wie ein Krokodil.« Er lachte dröhnend auf, und unwillkürlich musste Laghanos lächeln. Die Vorstellung, wie sich Malcoran und Sorturo gemeinsam
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