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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Blutkerzen entzündet, deren Rauch die Quelle in Zaum halten wird. Sein Körper ist umgeben von Silber, und vierzehn Mitglieder des Inneren Zirkels wachen über das Ritual! Es kann nichts geschehen!«
    Der angesprochene Zauberer antwortete nicht. Stattdessen starrte Flanon auf den schmalen Körper des Jungen, der am Rand der Schlucht lag - dort, wo er vor wenigen Tagen der Quelle von Oors Caundis die Stirn geboten hatte. Mit geschlossenen Augen ruhte Laghanos auf einem silbernen Sockel, in den die Schutzrunen der Malkuda eingestanzt waren. Arme und Beine waren mit Silberdraht umwickelt; auf seiner Brust lagen Amulette, geschmiedet aus den fünf magischen Metallen. Um ihn standen die Zauberer der Malkuda in ihren grünen Gewändern. Auf ihren weiß geschminkten Gesichtern tanzte der Schein der Blutkerzen, die am Rand der Schlucht aufgestellt waren und einen Wall aus Rauch aufsteigen ließen.
    Flanon wandte sich dem Logenmeister zu. In seinem hageren Gesicht schimmerte Furcht. »Die Maske«, sagte er leise. »Sieh die Maske in seinem Gesicht! Sie bewegt sich!«
    Malcoran warf einen Blick auf Laghanos. Wie eine Spinne hatte sich das goldene Konstrukt über seinem Gesicht aufgerichtet. Die kleinen Stangen und Drähte vibrierten und bebten in schnellem Takt, zogen die dünne Haut an den Wangen und der Stirn nach oben, als gälte es, das Gesicht des Jungen in Stücke zu reißen. Hastig wandte sich Malcoran ab. »Zum Henker mit dir, Flanon! Ich habe jede nötige Vorsichtsmaßnahme getroffen. Was erwartest du noch von mir?
    »Dieses Ritual liegt in deiner Verantwortung, Malcoran«, antwortete der hagere Zauberer. »Es wäre besser gewesen, den Jungen aus Oors Caundis fortzubringen. Du hättest uns allen damit einen großen Dienst erwiesen.« »Es geht hier um ein höheres Ziel als die Sicherheit der Logenburg«, polterte Malcoran. Er sah sich wütend um. »Wo ist Naikaya? Warum ist sie nicht hier, um dem Ritual beizuwohnen?«
    Flanon zuckte mit den Schultern. »Sie war dagegen, den Jungen ein zweites Mal der Quelle auszusetzen. Er ist ihr ans Herz gewachsen. Du kannst nicht von ihr verlangen, dass sie mit ansieht, wie …«
    Ein Geräusch brachte ihn zum Verstummen. Das Rauschen der Quelle hatte sich gewandelt. Der aus der Tiefe der Schlucht aufsteigende Dunst vermischte sich mit dem Rauch der Blutkerzen. Eine Wand aus weißem Nebel kroch empor und schob sich über den Rand hinweg. Die Zauberer der Malkuda wichen zurück, als sie sahen, wie die Flammen der Blutkerzen im nassen Schleier ersoffen. Ungläubige Rufe wurden laut, als der Nebel den Körper des Jungen umhüllte und schließlich verschluckte. Angsterfüllt tasteten die Zauberer nach den silbernen Amuletten, die sie zum Schutz um den Hals trugen.
    »Die Quelle zerreißt«, schrie Flanon auf. »Sie versucht aus ihren Grenzen zu brechen!«
    Malcoran hob beschwichtigend die Hand. »Nein, keine Angst!« Er deutete auf Laghanos. »Sein Geist hat die Schwelle überschritten; nun folgt sein Körper ihm nach.« Er lächelte zufrieden. »Ich wusste, dass er einen Weg finden würde. Wir müssen ihm folgen!«
    Flanon schüttelte den Kopf. »Es ist zu gefährlich! Die Blutkerzen sind erloschen. Wenn die Hülle der inneren Schicht reißt, gibt es für uns keinen Schutz mehr. Lass uns das Ritual abbrechen!«
    Malcoran würdigte ihn keines Blickes. »Es gibt zwei Dinge, die ich verabscheue - schlechtes Essen und Feigheit.« Er breitete seine Arme aus und schloss die Augen. »Der Pfad in das Reich der Goldei liegt vor uns. Laghanos wird uns in ihre Sphäre führen. Kommt jetzt! Kommt!«
    Flanon sah sich unentschlossen nach den anderen Zauberern um. Die meisten folgten Malcorans Befehl; sie ließen die Amulette los, hoben die Hände und gaben sich dem Sphärenstrom hin. Andere zögerten. Ihre Blicke trafen sich, und einige von ihnen setzten einen Schritt zurück, starrten angstvoll auf den wabernden Dunst über der Schlucht.
    Flanon wischte sich über die Stirn. Weiße Schminke blieb an seinem Handrücken haften. Er rang sich zu einer Entscheidung durch. »Die Gemeinschaft der Malkuda trotzt jeder Gefahr. Wir dürfen unsere Brüder und Schwestern nicht allein lassen. Wir werden siegen oder gemeinsam untergehen.«
    Er trat an Malcorans Seite und hob die Hände. Schon spürte er den Dunst der Quelle in sein Haar greifen, das Rauschen in seinem Kopf anschwellen, und seine Sinne wurden fortgerissen vom Strom der Magie. Regenschauer jagten über den Arkwald. Wüst peitschten der Wind und

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