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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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»Verzeiht, Baron, wir sind machtlos! Sie halten sich vor unseren Augen verborgen.« Er wies auf das wirre Gestrüpp, das sich jenseits des Schutzwalls erstreckte; eine undurchdringliche Schwärze, vor der sich allein die schlierigen Fäden des Regens abhoben. »Zweimal haben wir einen Vorstoß gewagt; es hat uns zehn Mann gekostet! Diese Halunken sitzen überall, in den Bäumen, in den Sträuchern. Sie warten nur darauf, dass wir uns zeigen, um uns mit Pfeilen und Stein würfen niederzustrecken.«
    »Geh zur Seite, Feigling«, sagte Eidrom unfreundlich. Er drängte sich an dem Mann vorbei und erklomm den Wall. Das Zweigwerk knackte unter seinen schweren Stiefeln; fast glitt er auf der nassen Rinde der darunter verborgenen Holzstämme ab. Endlich stand er auf dem höchsten Punkt des wohl einen Schritt hohen Walls. Seine Augen suchten das Dickicht ab.
    »Wo versteckst du dich, Cercinor?«, brüllte er, so laut er es vermochte. »Hier stehe ich, Eidrom von Crusco, der rechtmäßige Herrscher des Rochenlandes! Ich habe mit dir zu reden!«
    Nur der Wind schien zu antworten; ein zorniger Stoß fuhr durch die Zweige, brachte seinen Mantel zum Flattern. Eidrom verlor den Halt, drohte vom Wall zu rutschen. Dann aber fanden seine Füße wieder festen Stand. Er ignorierte die warnenden Rufe seiner Gefolgsleute und baute sich erneut auf dem Wall auf. »Was ist mit dir, Cercinor? Bist du zu feige, um mit mir zu reden? Vielleicht sollte ich unsere gemeinsame Freundin aus meinem Zelt holen lassen! In Duanes Anwesenheit wirst du dein Maul sicher aufbringen.«
    Noch immer Stille. Angestrengt lauschte Eidrom. Hörte er leise Rufe aus der Ferne, verwischt durch den Regenschauer? Sah er dort drüben, zwischen den herabhängenden Ästen jener verkrüppelten Fichte, eine Bewegung?
    Die Antwort erfolgte früher, als er erwartet hatte. Der Wind trug die Worte zu ihm herüber, leise und verzerrt aus unbestimmbarer Richtung, doch sie waren deutlich zu vernehmen. »Ich kann dich hören, Eidrom, und ich kann dich auch sehen! Du gibst ein hervorragendes Ziel für meine Bogenschützen ab. Tu mir den Gefallen und bleib dort auf dem Wall stehen, damit wir dich nicht verfehlen.«
    Eidrom lächelte und strich sich die grauen Locken von der Stirn. »Ich möchte sehen, wie gut deine Bogenschützen bei diesem Wind zu treffen vermögen«, brüllte er zurück. Gleichzeitig versuchte er, den verborgenen Sprecher ausfindig zu machen. »Warum versteckst du dich hinter den Bäumen, Cercinor? Stell dich in einer offenen Schlacht, damit ich das Rochenland endgültig von dir befreien kann.«
    Ein Gelächter erklang. Der Wind fuhr dazwischen, zerschnitt es, und es dauerte eine Weile, bis Eidrom die ferne Stimme wieder vernehmen konnte. »… ein Fehler, dich in den Arkwald zu begeben. Hier zählt jeder meiner Leute dreifach gegen die deinen! Du bist mir ins Netz gegangen, und ich werde dich so lange darin zappeln lassen, bis dir der Atem ausgeht.«
    »Hört, hört, der Unbeugsame ist unter die Fischer gegangen«, spottete Eidrom. Noch immer versuchte er, Cercinor ausfindig zu machen. »Nun denn, Fischer - zieh dein Netz ruhig heraus, und du wirst sehen, dass es schlecht gestopft ist.« Eidrom wandte sich rasch seinen Gefolgsleuten zu, die mit angespannter Miene hinter dem Wall die Stellung hielten. »Holt die beiden Rotgeschuppten«, sagte er leise. »Vielleicht können sie mir diesen Vogel vom Ast holen.« Er drehte sich um. »Sag mir, Cercinor, wie steht es um Surgissa? Hat dir das Feuer gefallen, das ich dir zu Ehren auf Andelor entfacht habe?«
    Die Antwort erfolgte prompt. »Die Zerstörung Surgissas wirst du teuer bezahlen! Mit dieser Schandtat hast du endgültig deine Herrschaft über das Rochenland verspielt!«
    Eidrom lachte auf. »Das Rochenland … weißt du was, Cercinor? Ich schenke es dir!« Er breitete gönnerisch die Arme aus. »Der ganze verfluchte Arkwald soll dir gehören. Erhebe dich ruhig zum König über das Rochenland; die Zeiten sind günstig, weder die Goldei noch der Hof in Larambroge werden dich daran hindern. Flechte dir eine Krone aus Dornenranken und Fichtenzweigen, errichte eine neue Burg auf Andelors Asche, und dann herrsche über den Arkwald, dessen Bewohner dumm genug waren, jahrhundertlang für den hirnrissigen Traum von der Unabhängigkeit ihr kostbares Blut zu vergießen! Es ist eine undankbare Aufgabe, über diese Trottel zu gebieten, lass dir das gesagt sein. Denn die Kassen sind leer, und ich bezweifle, dass die'

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