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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Luchs von Ganata!« Er wandte sich der Königin zu. »Lasst mich die abtrünnigen Südländer nach As'Farkal bringen. Sie sollen den Blassen Sand schmecken wie all jene, die den Frieden von Praa schänden.«
    Inthara ließ sich vor Baniter auf dem Boden nieder. Mit angewinkelten Beinen hockte sie vor dem Fürsten. »Wir wollen die Sache im rechten Licht betrachten«, sagte sie. In ihren dunklen Augen spiegelten sich die Flammen des offenen Feuers. »Dass Ihr die Angehörigen Eurer Gesandtschaft nicht besser im Auge hattet, ist bedauerlich; doch ebenso bedauerlich ist das Versagen der Anub-Ejan, die Euch bewachen sollten.« Sie blickte über die Schulter zu Ejo empor. »Hättet Ihr besser Acht gegeben, Schechim, hätte Sadouter Suant niemals aus dem Tempel ausbrechen und in meinen Palast eindringen können!« Ejo senkte beschämt den Blick. Inthara wandte sich wieder dem Fürsten zu. »Doch vielleicht hat der Vorfall auch sein Gutes. Die Neugier Eures jungen Freundes zwingt mich, eine Entscheidung zu fällen, die ich seit vielen Wochen mit mir herumtrage. Es macht wenig Sinn, sie länger hinauszuzögern, nachdem Sadouter Suant unser wohlbehütetes Geheimnis entdeckt hat.« Sie wandte sich den Wachen zu, die am Eingang bereitstanden. »Es wird Zeit, der Geheimniskrämerei ein Ende zu setzen. Bringt den Goldei herein!«
    Baniters Gesicht verfärbte sich kreideweiß. Fassungslos starrte er zum Eingang des Tempels. Langsam stieg der Goldei die Stufen empor. Schreckensrufe erklangen von den Sitharern, als sie die Kreatur erblickten. Auch Baniter konnte kaum glauben, was er sah. Es war das erste Mal, dass er einem dieser Wesen begegnete. Er hatte manches über sie gehört, doch ihr tatsächliches Aussehen überstieg jede Erwartung: ein menschenähnlicher Körper, der Kopf die grässliche Parodie eines Echsenschädels, besetzt mit rotgoldenen Schuppen, das Maul aufgerissen und eine Reihe messerscharfer Zähne entblößend.
Es ist wie in meinem Traum
    …
    »Er nennt sich Quazzusdon«, wisperte Inthara ihm zu. »Er ist einer der drei Anführer der Goldei, ein Scaduif! Ein seltsames Geschöpf, findet Ihr nicht?«
    Baniter blickte sie kalt an. »Nun begreife ich! Dies war der Grund für Eure wochenlange Abwesenheit! Ihr habt keine Gazellen gejagt, sondern hinter meinem Rücken mit den Goldei verhandelt!«
    Inthara setzte ein unschuldiges Lächeln auf. »Haltet Ihr das für verwerflich? Hätte Euer Kaiser nicht ebenso gehandelt, wenn die Goldei ihm den Frieden angeboten hätten?« Sie seufzte und umschlang mit den Armen ihre aufgerichteten Knie. »Auch König Eshandrom bewahrte sein Volk vor dem Krieg, als er Frieden mit den Echsen schloss.«
    Angewidert starrte Baniter auf den Goldei, der am Eingang zum Tempel verharrte, umringt von vier Anub-EjanKriegern. »Das mächtige Arphat beugt sein Haupt vor den Eindringlingen«, spottete Baniter. »Wer hätte das je für möglich gehalten!«
    »Ihr seid ungerecht, Baniter Geneder«, sagte die Königin vorwurfsvoll, »zumal Ihr mich nicht ausreden lasst. Habe ich denn gesagt, dass ich auf das Friedensangebot der Goldei eingegangen bin?« Sie winkte eine Dienerin heran. »Bring mir einen Becher. Verhandlungen sollte man stets mit einem Schluck Wein begießen.« Man brachte ihr einen silbernen Becher. Eine zweite Dienerin trat mit einer Weinkaraffe heran und füllte den Becher. Der Wein sprudelte dunkelrot und dickflüssig aus der Karaffe.
    »Es ist nämlich folgendermaßen«, erklärte Inthara mit leutseliger Stimme, »dass Eure Gesandtschaft zeitgleich mit den Goldei in Praa eintraf. Ich war überrascht von dieser eigenartigen Fügung, und mir schien es das Beste, zunächst anzuhören, welche Vorschläge beide Seiten unterbreiten würden. Es sind außergewöhnliche Zeiten, und Arphat muss weise Entscheidungen treffen.« Sie setzte den Becher auf dem Boden ab. Baniter musste die Füße zurückziehen, um ihn nicht umzustoßen. »Die Goldei bieten uns Frieden, doch zugleich fordern sie die Unterwerfung unter ihre Herrschaft. Ginge ich auf ihr Angebot ein, würde ich meinem Volk großes Leid ersparen. Doch auf der anderen Seite steht Eure Forderung, Baniter Geneder - das Schwert zu ergreifen und den Echsen die Stirn zu bieten. An der Seite unserer einstigen Sklaven sollen wir gegen die Echsen kämpfen, und um diesen Pakt zu besiegeln, soll ich auf Euren absurden, wahnwitzigen Vorschlag eingehen.« Sie seufzte. »Ich muss Euch gratulieren, Baniter Geneder es ist Euch gelungen, mich zu

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