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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Köpfe einiger Anub-Ejan-Mönche, die gerade die Treppe zum Tempel hinaufstiegen. Sie stellten sich neben den Eingang, die Krummschwerter gezückt. Kurz darauf schritt ihr Anführer, der Schechim Ejo, die Treppen empor. An einer Kette schleifte er einen Gefangenen hinter sich her. Baniter erkannte sofort, um wen es sich handelte.
    »Sadouter Suant«, murmelte er. Er tauschte einen viel sagenden Blick mit Mestor Ulba.
    Ejo zerrte den jungen Adeligen vor Baniters Füße. Dort schmiss er die Kette verächtlich zu Boden. »Hier bringe ich dir deinen niederträchtigen Diener, Luchs von Ganata!« Seine Stimme war hasserfüllt. »Du hättest dir einen besseren Mann für deinen feigen Anschlag aussuchen sollen! Es war ein Kinderspiel, diesen Wurm zur Strecke zu bringen.«
    Stumm blickte Baniter auf Sadouter Suant. Sein Gesicht war kaum wiederzuerkennen. Platzwunden zierten Stirn und Wangen, Nase und Kiefer schienen gebrochen zu sein. Die Kleidung, die er trug - ein arphatisches Gewand - war zerrissen und blutbefleckt. An den Händen war der Adelige mit schweren Ketten gefesselt; die Handgelenke waren bis auf die Knochen durchgescheuert.
    Angst flackerte in Sadouters Blick, als er den Fürsten erkannte. »Baniter … Fürst Baniter!« Er konnte nur unter Mühen sprechen. Sein Kiefer war auf der linken Seite zerschmettert; man hörte die geborstenen Knochen aufeinander schaben. »Ich hatte Recht… ich wusste, dass sie uns betrügt …«
    Baniter packte ihn an der Schulter. »Ich wünschte, ich hätte Euch an der arphatischen Grenze in den Nebelriss hinabgestoßen«, spie er ihm ins Gesicht. »Schon vom ersten Tag an wolltet Ihr unsere Gesandtschaft zugrunde richten! War es Euer Onkel Scorutar, der Euch dies auftrug?« Seine Finger bohrten sich unter das Schulterblatt des Adeligen. Sadouter keuchte vor Schmerz auf; gleichzeitig reckte er sein blutiges Haupt empor, um näher an Baniters Ohr zu gelangen.
    »Ich habe sie gesehen, Baniter … sie sind in der Stadt, hier in Praa …« Er verschluckte sich an seinem Speichel, und seine Stimme erstickte in einem Hustenanfall.
    »Wovon sprecht Ihr? Was habt Ihr gesehen?« Baniter schüttelte den Adeligen unsanft. »Wo seid Ihr gewesen, Sadouter?«
    Sadouter gelang es, den Husten unter Kontrolle zu bringen. »Wir waren im Aru'Amaneth … in den unterirdischen Kellern der Stufenpyramide … dort hält die Königin sie versteckt … die ganze Zeit hat sie uns belogen …« Der große Ejo, der mit unbeweglichem Gesicht vor Baniter gestanden hatte, bückte sich nach der Kette und riss Sadouter von dem Fürsten fort. »Will sich dein schändlicher Diener noch damit brüsten, in den heiligen Palast eingedrungen zu sein? Du hast unsere Gastfreundschaft schamlos ausgenutzt, Luchs von Ganata! Am Tag heuchelst du uns die Freundschaft vor, um in der Nacht deine Mordgesellen auszusenden. Ich schwöre dir, du wirst den nächsten Morgen nicht mehr erleben.« Baniter zermarterte sich den Kopf über Sadouters Worte. Doch bevor er ihren Sinn entschlüsseln konnte, wurde er von einer hellen Stimme in seinen Überlegungen unterbrochen.
    »Ihr vergesst Eure Manieren, Schechim. Der Fürst von Ganata ist unser Gast, und der heutige Abend ist die falsche Zeit für gegenseitige Beschuldigungen.«
    Baniters Kopf fuhr herum. Im Eingang des Tempels stand Inthara, gekleidet in eine prächtige orangefarbene Robe, die sich eng um ihren schlanken Leib schmiegte. Auf dem Kopf trug die Königin eine ebenfalls orangefarbene Haube, auf der das Zeichen der Sonne prangte. Die Gewandung entsprach der Kleidung Sentschakes. Offenbar wollte Inthara ihre Position als oberste Geweihte des Sonnengottes unterstreichen. Langsam trat Inthara näher. Sie schenkte Baniter ein Lächeln. »Ich habe Euch wieder einmal warten lassen, Baniter Geneder.« Sie stand nun direkt vor Baniter, und erneut raubte ihm die Schönheit ihres Gesichts den Atem. »Unsere letzte Begegnung hat uns beide mit einer Menge offener Fragen zurückgelassen.« »Das kann man wohl sagen«, erwiderte Baniter. »Ich bin zutiefst betroffen über die Ereignisse des heutigen Tages. Es gibt kein Wort der Entschuldigung für das Verhalten meiner Leute, die sich ohne mein Wissen aus dem Tempel stahlen. Dass von sitharischer Hand zwei Mönche der Anub-Ejan verletzt wurden, bedauere ich zutiefst. Ich werde jede Strafe, die Ihr für angemessen haltet, widerstandslos akzeptieren.«
    Der Schechim ließ ein höhnisches Lachen erklingen. »Die angemessene Strafe ist der Tod,

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