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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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keine Feindseligkeit in ihr erkennen. Auch sie spürt, dass Ihr der wahre Hohepriester seid.«
    Nhordukael strich sich die Kutte glatt. »Ich habe Euch viel zu verdanken, Kurator. Ihr habt mir die Treue geschworen, und viele Tempel folgten Eurem Beispiel.«
    »Glaubt mir, in ganz Sithar nahm man Eure Erhebung mit großem Jubel auf«, versicherte Alplaudo Carxives. »Wir alle fürchteten uns vor dem Tag, an dem Balicor das höchste Amt übernehmen würde. Wir spürten, dass dieser Mann nicht der wahre Hohepriester sein kann.« Er beugte sich verschwörerisch zu Nhordukael hinüber. »In der Nacht, in der Magro Fargh starb, erschien mir im Traum der heilige Durta Slargin, der Gründer unserer Kirche. Er verkündete mir den Tod des Hohepriesters und warnte mich vor Bars Balicor. Er sagte mir, dass Balicor seine Seele verkauft und Tathril verraten habe.« Nhordukael horchte auf. »Ein seltsamer Traum …« Carxives nickte. »Tathril weiß um die Schrecken, die unsere Welt bedrohen. Er will uns beschützen, und so sendete er uns den Auserkorenen - Euch, Nhordukael! ›Suche den Auserkorenen‹, so sprach Durta Slargin in meinem Traum zu mir, ›und begleite ihn auf seinem schweren Weg.‹ Deshalb kam ich zu Euch, Eure Heiligkeit, und ich werde nicht von Eurer Seite weichen.« Nhordukael lächelte.
Wie Ihr wollt, Kurator! Bleibt bei mir, begleitet mich auf meinem Weg. Ich hoffe, ich. werde Euch nicht enttäuschen!
    Fort, ich mussfort; ich will nicht mehr zurück, nie mehr! Ich will nicht, dass er mich noch einmal berührt, dass er mich küsst, dass er mich festhält, ich will nicht seine Kaiserin werden, wollte es nie, ich mussfort, fort…
Ceyla rannte. Der verkrustete Schnee knirschte unter ihren Stiefeln. Gelegentlich blieb sie stehen, um sich zu vergewissern, dass ihr niemand folgte. Doch da war keine Menschenseele. Ceyla setzte ihren Weg fort, rannte, so schnell die Füße sie trugen; und wusste doch, dass sie am Abend aus eigenen Stücken zurückkehren würde ins Haus Durdun - aus Angst, aus Verzweiflung, aus Ratlosigkeit.
    ›Höre auf deine Instinkte‹,
wisperte eine Stimme in ihr,
›niemand kann dich zu etwas zwingen, das du nicht willst,
die Stimme Tundia Suants, die sie bis in ihre Träume verfolgte,
›du kennst deinen Stand, und du weißt, dass sich ein Mädchen aus dem niederen Adel nicht als Kaiserin eignet! Geh fort aus Thax, solange du noch kannst!‹
Doch sie konnte nicht fort; Akendor würde sie niemals gehen lassen. Und Ceyla war sich längst nicht sicher, ob sie tatsächlich fliehen wollte. Denn obwohl sie seine Nähe fürchtete und sich vor seinen Berührungen ekelte, empfand sie noch immer vage Zuneigung für ihn, ein widersinniges Gefühl, das nicht weichen wollte. Seit Akendor seinen Leibwächter Garalac davongejagt hatte, bangte sie oft um sein Leben. »Das hätte er nicht tun dürfen«, flüsterte sie, während sie durch den Wald lief. Anstatt sich um seine eigene Sicherheit zu kümmern, hatte Akendor sechs Ritter zum Schutz seiner Verlobten in Durdun zurückgelassen und sie angewiesen, Ceyla nicht aus den Augen zu lassen.
    Die ersten Tage waren entsetzlich gewesen; die Ritter hatten Ceyla auf Schritt und Tritt verfolgt, und sie hatte die teils herablassenden, teils gierigen Blicke der Männer über sich ergehen lassen müssen. Ceyla hatte den Kaiser schließlich gebeten, die Ritter wieder fortzuschicken. Zu ihrem Erstaunen hatte Akendor nachgegeben. »Sie werden es nicht wagen«, hatte er dabei gemurmelt, »nicht ein zweites Mal«, und fortan war ihr Leben in Durdun wieder erträglicher geworden.
    Früher Mittag. Auch heute war der Himmel grau und wolkenverhangen. Ceyla fror; es war eisig kalt, auch wenn es seit Tagen nicht geschneit hatte. Noch immer rannte sie.
Fort, ich muss fort ..
. doch wohin sollte sie fliehen? Zu ihren Eltern? Ihr Vater hätte sie eigenhändig nach Thax zurückgeprügelt. Es gab keinen Ort, an dem sich Ceyla sicher fühlen konnte.
Du bist dumm, du verhältst dich wie ein Kind,
schalt sie sich. Sie blieb stehen, schloss die Augen, lauschte ihrem rasenden Herzen.
Du kannst nicht fortlaufen!
    Sie machte auf dem Pfad kehrt. Wohl eine Stunde war sie gerannt; es lagen mindestens sechs Acker zwischen ihr und Haus Durdun, und sie würde einige Stunden für den Rückweg brauchen. Ihr Atem beruhigte sich.
Du musst stark sein, Ceyla,
befahl sie sich. Es
ist dein Schicksal, Akendors Frau zu werden. Nimm es endlich an, anstatt dich …
    Erschrocken blieb sie auf der Mitte des

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