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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Hilfe brauche?«, fragte Bars Balicor verwirrt.
    Der Blick des Bathaquaris verdüsterte sich. Mit heiserer Stimme begann er die Worte der Prophezeiung zu rezitieren:
    »Zwei sind es, die dem Schmerz entwuchsen
die einen unsichtbaren Weg beschreiten
und dem Blick des Bronzegottes widerstehen.
    Einer errettet aus der Finsternis und einer aus den Flammen
und beide zweifelnd an dem Band, das sie vereint.
    Einer dazu bestimmt, die rote Herrin zu erlösen
die in den Trümmern ihrer Stadt begraben liegt;
der andere, den 'Weltenwanderer zu blenden, den Meister aller Masken, Dieb des schwarzen Schlüssels, der dunkle Pfade in die Nebellande schlug.
    Einer dazu bestimmt, das Leid zu tragen, der andere, die Schatten zu zerschlagen, bis dass der Rosenstock in neuen Dornen neu erblüht.«
    Er blickte zu Bars Balicor auf, doch in dem Gesicht des Hohepriesters war nichts als Unverständnis zu erkennen. Verächtlich drehte Rumos sich von ihm fort. »Du wirst es nie begreifen! Du weißt nichts von der Macht des Weltenwanderers, von der Niederlage der roten Herrin. Vielleicht ist es besser so. Wissen kann sich als gefährlich erweisen.« Er schritt durch die Tür, doch hinter der Schwelle blieb er stehen. Seine Augen blinzelten in den Innenhof des Tempels. Schließlich winkte er Bars Balicor triumphierend herbei. »Da siehst du es! Dein Tempel ist gerettet, habe ich es dir nicht gesagt?«
    Rasch eilte der Hohepriester an seine Seite und starrte in den Hof. An die fünfzig Tempelritter standen dort, Rüstungen und Schwerter blutig verkrustet, die Häupter müde zu Boden gesenkt. Zahlreiche Verwundete lagen zu ihren Füßen und wurden notdürftig von den Novizen des Tempels versorgt.
    Und dort, durch das weit geöffnete Tor, gegen das bis vor wenigen Minuten noch die Weißstirne angerannt waren, ritt ein Trupp schwer gerüsteter Krieger. Matt schimmernde Harnische; schwarze, gusseiserne Helme, nietenbewehrte Kriegskeulen. Auf dem Banner, das sie mit sich führten, prangte ein weißer, gischtumspülter Felsen auf schwarzem Grund.
    »Die Klippenritter von Palidon!«, entfuhr es Bars Balicor. »Die Ritter der Schwarzen und der Weißen Klippen …«
    »Habe ich es dir nicht gesagt?«, hörte er Rumos' beißende Stimme. »Der Tempel wird nicht fallen. Niemand wird die Bathaquar mehr aus Thax vertreiben.«
    Mit diesen Worten ließ er den Hohepriester stehen. Er verließ den Tempel in derselben Maskerade, in der er einst Bars Balicor vor dem Tor aufgelauert hatte - als ein schmutziger, ausgemergelter Bettler, der allein durch seine Größe auffiel.
    Es herrschte eisiges Schweigen im Silbernen Kreis, als Arkon Fhonsa und Perjan Lomis den Thronsaal betraten. Langsam schritten die beiden Fürsten zu ihren Plätzen. Jundala Geneder folgte ihnen, begleitet von zehn kaiserlichen Soldaten.
    Steif rückte Fürst Arkon den Schemel zurück und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Nicht alle Thronratsmitglieder waren anwesend; es fehlten die Fürsten von Vodtiva und Aroc, Ascolar Suant und Stanthimor Imer. »Feiglinge«, murmelte Arkon. Auch der Platz des Kaisers war leer. Hinter seinem Thron aber standen fünfzig Ritter, bewaffnet mit Schwertern und Streitkolben. Das Wappen auf ihren pechschwarzen Helmen wies sie als Ritter der Weißen und der Schwarzen Klippen aus.
    Arkons Blick wanderte zu Scorutar hinüber, der an der Spitze der Tafel saß. Er hatte das kastanienbraune Haar zu einem Zopf zusammengebunden; seine Lippen glänzten feuerrot. Neben ihm hockte Fürst Binhipar und trommelte ungeduldig mit den Fingerkuppen auf der Tischplatte.
    »Wie schön, dass Ihr endlich den Weg zum Thronsaal gefunden habt«, begrüßte Scorutar die Fürsten. »Nun können wir gemeinsam auf den Kaiser warten.«
    »Ich bin gespannt, was er dazu sagen wird, dass während seiner Abwesenheit sein Palast besetzt wurde«, erwiderte Arkon und deutete auf die schwer gerüsteten Krieger. »Ihr habt die Klippenritter ohne Erlaubnis des Kaisers und des Silbernen Kreises nach Thax gerufen.«
    Fürst Binhipar blickte auf. »Es war an der Zeit, dem Aufstand ein Ende zu setzen«, sagte er mit erstaunlich ruhiger Stimme. »Er drohte das ganze Reich zu erfassen. Nachdem Graf Tarmins Stadtgarde jämmerlich versagt hatte, mussten wir die Klippenritter zur Hilfe rufen.« Er versuchte sich an einem Lächeln, das jedoch zur schauderhaften Grimasse missriet. »Vor drei Stunden befreite die Ritterschaft den belagerten Tathril-Tempel und räumte anschließend die Südstadt. Zweihundert

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