Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
Vom Netzwerk:
abgerungen. Der Prozess gegen die Klippenritter stellt eine zusätzliche Demütigung für sie dar. Sie werden es kaum hinnehmen, dass Ihr ihnen nun auch die Befehlsgewalt über die Flotte entzieht!«
    Akendor nickte. »Ich sehe die Gefahr. Doch ich bin entschlossen, diesen Kampf auszufechten.« Er glättete eine Falte seines Gewandes und fixierte Perjan Lomis. »Fürst Perjan, wäret Ihr bereit, die Verantwortung für die Flotte zu übernehmen?« Dann blickte er zu Arkon Fhonsa hinüber. »Und Ihr, Fürst Arkon, traut Ihr Euch zu, den Orden der Weißen und der Schwarzen Klippen anzuführen, wenn ich in einem Urteilsspruch seine Schuld bestätige und die Ritter aus Binhipars Gewalt entlasse?«
    Erschrockenes Schweigen. Sprachlos blickten sich die beiden Fürsten an. Auch Jundala Geneder konnte ihr Erstaunen kaum verbergen. »Denkt daran, Akendor, noch sind vier Fürsten des Silbernen Kreises gegen uns«, warnte sie. »Vildor Thim und Hamalov Lomis stehen fest an der Seite unserer Gegner. Und auch wenn Ascolar Suant, der Fürst von Vodtiva, uns bisher unterstützt hat, so ist er Scorutars Vetter. Er würde niemals gegen seine Familie das Schwert erheben.«
    »Wer spricht hier vom Schwert?«, empörte sich Arkon. »Es ist an der Zeit, klare Verhältnisse im Silbernen Kreis zu schaffen! Wenn sich Scorutar und Binhipar dem Befehl des Kaisers beugen, wird es kein Blutvergießen geben.« Entschlossen blickte er Akendor an. »Ich stehe an Eurer Seite, mein Kaiser.«
    »Auch meine Unterstützung habt Ihr«, fügte Perjan Lomis grimmig hinzu.
    Ein zufriedenes Lächeln wanderte über Akendors Lippen. »Dann haltet Euch für den heutigen Abend bereit, wenn der Silberne Kreis zusammentritt. Man wird noch lange von dieser Sitzung sprechen.« Er wandte sich ab. »Bis dahin werde ich nach Durdun reiten, um meine Verlobte zu sehen.«
    Arkon Fhonsa schien nicht erfreut über diese Nachricht. »Bleibt besser im Palast, Majestät! Die Straßen von Thax sind umkämpft, niemand ist dort mehr sicher. Die Weißstirne …«
    Akendor lachte. »Das Volk hat mein Gesicht längst vergessen, und in diesem Gewand sehe ich aus wie ein gewöhnlicher Kaufmann. In den Abendstunden werde ich zurück sein.« Mit diesen Worten schritt er die steinerne Treppe hinab und ließ die Fürsten auf dem Turm zurück.
    »Er ist ohne jeden Schutz«, flüsterte Perjan Lomis. »Seinen Leibwächter hat er fortgejagt, und auch von den Rittern lässt er sich nicht mehr bewachen.«
    »Offenbar hält unser Kaiser sich für unverwundbar«, stieß Arkon wütend hervor. »Welch ein Leichtsinn! Lasst uns Vorsorge treffen, dass heute Abend einige kaiserliche Soldaten im Thronsaal bereitstehen.« Jundala Geneder wandte sich von den Fürsten ab. Gedankenverloren starrte sie auf die Brücke, auf die Leiber der gefallenen Weißstirne. »Man wird noch lange von dieser Sitzung sprechen«, wiederholte sie leise die Worte des Kaisers. Ein Schauer fuhr ihr über den Rücken, und sie schlang sich das Tuch noch enger um den Hals, während der Wind heulend um die Zinnen des Turms fuhr - ein hämisches Gelächter, das sich in den Fluchten der Burg verlor.
    Sie warfen sich ihm zu Füßen, einer nach dem anderen. »Tathril«, flüsterten sie und knieten sich in den festgefrorenen Schlamm. Ihre Augen glänzten vor Feuereifer und blinder Verehrung.
    »Steh auf«, befahl Nhordukael und beugte sich zu einem der jungen Männer herab, die vor ihm kauerten. »Niemand soll vor mir niederknien.« Er reichte ihm die Hand, und der Junge ergriff sie zögernd. Langsam richtete er sich auf.
    »Mein Hohepriester«, stammelte er, »Eure Heiligkeit, verzeiht mir.«
    Nhordukael betrachtete sein Gegenüber aufmerksam. Er schien in seinem Alter zu sein, achtzehn oder neunzehn; ein schlanker Junge, dessen Gesicht vor Entschlossenheit glühte. Er trug ein ausgefranstes weißes Stirnband, unter dem seine blonden Locken hervorquollen.
    »Wie heißt du?«, fragte Nhordukael, ohne die Hand des anderen loszulassen.
    »Drun«, stieß der Junge hervor und schlug den Blick nieder. »Ich bin es nicht wert, dass Ihr Euch meinen Namen merkt.«
    »Ich kenne ihn längst«, erwiderte Nhordukael. »Du führst die Weißstirne an.«
    »Wir kämpfen allein für Euch«, rief Drun eifrig. »Wir sahen das Wunder am Tag der Ernte.« Er deutete auf die weiße Kutte, die Nhordukael trug. »Weder das Untier noch die glühende Bronze konnten Euch etwas anhaben. Ihr seid der Auserkorene!«
    Nhordukael schwieg. Er ließ seinen Blick langsam

Weitere Kostenlose Bücher