Nebelriss
treffender Schwerter, das Wiehern aufgepeitschter Pferde. »Der Eifer dieser jungen Wirrköpfe ist erstaunlich«, sagte Rumos anerkennend. »Sie haben sich von drei gescheiterten Versuchen nicht einschüchtern lassen und rennen ein weiteres Mal gegen den Tempel an.«
»Diesmal werden sie ihn niederreißen, wenn du nicht endlich etwas unternimmst«, schrie Balicor. »Die Tempelritter haben mich verraten und kämpfen an der Seite der Rebellen! Und der Palast wird uns keine Hilfe senden; Thakstel wird selbst belagert.« Er starrte Rumos voller Zorn an. »Warum setzt du nicht endlich die magischen Kräfte der Bathaquar ein? Seit Tagen verkriechst du dich hier, ohne ein Ritual zu unserem Schutz zustande zu bringen!«
Rumos schüttelte bedauernd den Kopf. »Unser Freund Nhordukael ist recht geschickt darin, uns vom Sphärenstrom der Quelle abzuschneiden. Das Auge der Glut scheint sich prächtig mit dem neuen Hohepriester zu verstehen.«
»Ich bin der neue Hohepriester«, fauchte Balicor, »ich allein! Dieser dreiste Junge hat kein Recht, sich den Titel anzueignen!«
»Manche Leute sehen das anders«, erwiderte Rumos. »Es ist erstaunlich, wie viele Feinde du dir in der Kirche gemacht hast.«
Balicor wies erneut zur Tür. »Wir können den Tempel nicht halten. Die Weißstirne werden mich umbringen und Nhordukael zum alleinigen Hohepriester ausrufen. Und der Bathaquar wird es nicht besser ergehen! Wenn ich sterbe, bedeutet dies das Ende deiner elenden Sekte!« Rumos Rokariac lachte auf. »Die Bathaquar wird niemals untergehen. Viele Jahrhunderte glaubte man, sie sei im Heiligen Prozess ausgerottet worden. Doch im Verborgenen bestand unsere Gemeinschaft fort, bis zum heutigen Tag.« Rumos griff nach dem Bündel zu seinen Füßen, ein schmutziges Tuch, in das er seine Habseligkeiten gewickelt hatte. »Ich würde mich gern weiter mit dir über die Geschichte der Bathaquar unterhalten, doch leider fehlt mir die Zeit. In einigen Tagen legt im Hafen von Vara ein Schiff ab, das ich auf keinen Fall verpassen darf.«
Bars Balicor starrte ihn ungläubig an. »Du willst Thax verlassen?«
»Es gibt wichtigere Aufgaben, als diesen jämmerlichen Tempel zu hüten«, erwiderte Rumos. »Ich weiß ihn ja bei dir in guten Händen.«
»Der Tempel wird fallen!«, rief Balicor erbost. »Die Weißstirne werden ihn niederbrennen!« Rumos schob sich das Bündel unter den Arm. »Mach dir nicht ins Hemd, Hohepriester. Dein Tempel wird nicht fallen. Hilfe ist bereits unterwegs.«
Balicor starrte ihn verwirrt an. »Was soll das heißen?«
Rumos wandte sich gelangweilt ab. »Ein kleines Wort in das richtige Ohr gesprochen, und schon löst sich jedes Problem. Dein Fehler ist es, die Geschehnisse um dich herum nicht wahrzunehmen. Der Krieg, in dem wir uns befinden, tobt nicht allein innerhalb der Kirche.« Er schritt zur Tür der Weihungshalle. »Ich werde für einige Kalender die Stadt verlassen. Die Prophezeiung ruft mich an einen anderen Ort, weit entfernt von hier. Du wirst den Kampf gegen die Tathrilya allein zu Ende führen müssen. Der junge Nhordukael ist ein harter Gegner, sei dir dessen gewiss! Seine Ernennung wurde geschickt vom alten Fargh eingefädelt. Fargh ahnte wohl, dass wir versuchen würden, die Macht der Kirche an uns zu reißen.« Er blieb am Eingang stehen. »Du wirst einiges zu tun haben, während ich fort bin. Besetze die wichtigsten Kirchenämter mit Angehörigen der Bathaquar und zwinge die Priester zu absolutem Gehorsam. Sorge dafür, dass die Quelle von Arnos in unsere Gewalt kommt, und beseitige die Spaltung der Kirche.«
»Oh, natürlich«, spottete Bars Balicor. »Ich werde Nhordukael eigenhändig das hohepriesterliche Gewand vom Leib reißen!«
»Werde nicht unverschämt«, gab Rumos zurück. »Wir haben einen mächtigen Verbündeten an unserer Seite: den Gildenrat von Troublinien.« Er lächelte selbstzufrieden. »Die Troublinier haben uns eine wertvolle Geisel entsendet. Sie wird in wenigen Tagen in Thax eintreffen.«
»Von wem sprichst du?«, fragte der Hohepriester.
»Prinz Uliman«, antwortete Rumos, »Sohn des Kaisers.« Er bemerkte Bars Balicors verdutztes Gesicht. »Er wurde in Troublinien zum Kaufmann ausgebildet - eine großartige Fügung des Schicksals. Mit dem Prinzen als Faustpfand können wir den Thronrat auf deine Seite ziehen. Wenn du geschickt mit den Fürsten über Ulimans Auslieferung verhandelst, werden sie dir helfen, Nhordukael zu besiegen.«
»Wo kann ich dich finden, wenn ich deine
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