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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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auf.
    »Wisst Ihr, wer sie ist?«, schrie Eidrom, und seine sonst so weiche Stimme klang entsetzlich schrill. »Eine kleine Hure, die glaubte, mich verführen zu können, um mein Herz für ihr Volk zu erweichen! Ich weiß noch, wie sie in meinen Armen lag und um Gnade für die Bauern flehte … Gnade! Das war alles, was aus ihrem Mund kam: Gnade für die Armen, Gnade für die Bettler, für die Holzfäller, selbst für die elenden Schmuggler, die den Aufständischen Schwerter in die Hand drückten. Dafür hat sie sich mir hingegeben, wieder und wieder; konnte gar nicht genug kriegen, das dumme Ding!« Das Schwert in seiner Hand zitterte. »Sag schon, Duane, wie oft habe ich dich in die Burg holen lassen, wie viele hundert Mal? Und bist du nicht jedes Mal freiwillig gekommen? ›Großer Herr Baron‹ nannte sie mich - könnt Ihr Euch das vorstellen?« Ein hässliches Lachen drang aus seiner Kehle. »Es muss zehn Jahre her sein, dass du zuletzt auf diesem Bett lagst, und damals hast du ebenso gestöhnt wie jetzt!«
    Sie richtete sich auf, die Hand auf die klaffende Wunde gepresst. Zitternd hob sie den Säbel. »Eine Hure wird bezahlt«, stieß sie voller Hass hervor. »Hast du mich jemals bezahlt, Eidrom? Du weißt, ich hätte dein Geld nicht angenommen, denn ich hatte mich in dich verliebt. Ich liebte dich und glaubte deine Lügen. Ich wollte nicht wahrhaben, dass du jener grausame Tyrann warst, von dem in den Dörfern des Rochenlandes geredet wurde. Es kann nicht wahr sein, so dachte ich, dass ein Mann mit diesen Augen und dieser sanften Stimme ein rücksichtsloser Ausbeuter ist.« Ihre Augen waren auf Inja gerichtet. »Aber dann, als du mich fortbringen ließest … als du unser Kind umgebracht hast, elender Mörder …« Sie konnte sich nicht mehr aufrecht halten und sank auf das Bett zurück.
    »Hätte ich einen Bastard durchfüttern sollen, der später unter Cercinors Befehl gegen seinen leiblichen Vater kämpft?«, zischte Eidrom. »Sei froh, dass ich dir damals nur das Kind aus dem Leib schneiden ließ und dein Leben verschonte, obwohl ich wusste, dass du mich für Cercinor ausspionierst!« Er blickte nervös zu Periston herüber, der sich scheinbar nicht entschließen konnte, ob er Duane zu Hilfe eilen oder Eidrom angreifen sollte. »Doch das alles ist unerheblich. Die Goldei wissen, dass ihr hier seid! Sie wissen alles. Ein Rotgeschuppter ist unter ihnen. Wenn er Euch gegenübersteht, wird Euch die Kampfeslust vergehen, Periston. Seine Zauberkunst wird Euch zerschmettern, bevor Ihr einen Atemzug tut.« »Warum dient Ihr den Echsen?«, schrie Periston. »Hofft Ihr, Euch mit Ihrer Hilfe den Königstitel aneignen zu können? Das kathygische Heer wird Euch niemals folgen einem Baron, dem man selbst in Larambroge Habsucht und Niedertracht nachsagt.«
    Zorn stieg in Eidrom auf. Mit gezücktem Schwert sprang er auf Periston zu. »Man wird mir folgen!«, schrie er. »Seht dieses Schwert! Seht es Euch genau an!«
    Periston erbleichte, als er die Klinge sah. »Das Einende«, flüsterte er. Fassungslos starrte er Eidrom an. »Das Schwert des Königs! Wie in aller Welt ist es in Eure Hände gelangt?«
    »Eshandrom hat es den Goldei übergeben, als er in Larambroge sein Haupt vor ihnen beugte«, stieß Eidrom triumphierend hervor. »Und die Goldei gaben es mir -
mir,
versteht Ihr? Diesem Schwert werden Kathygas Soldaten folgen! Denn wenn sie schon ihren König verloren haben, so haben sie doch nicht Kathygas Ehre vergessen, die an dieses Schwert gekettet ist.«
    »Niemand wird sein Leben für Kathygas Ehre aufs Spiel setzen«, erwiderte Periston. »Niemand wird sich freiwillig dem Feldzug der Goldei gegen Arphat anschließen!«
    Eidrom warf mit einem überlegenen Lachen den Kopf in den Nacken. »Den Kampf gegen Arphat werden die Goldei allein gewinnen. Das kathygische Heer aber wird gegen einen Feind ins Feld ziehen, dem die Echsen noch nicht gewachsen sind. Ich werde für sie das Kaiserreich Sithar erobern, das Reich der verräterischen Südländer.«
    Periston schüttelte ratlos den Kopf. »Ihr seid noch wahnsinniger, als ich es annahm! Ihr wollt gegen den Südbund kämpfen? Ihr werdet kaum fünftausend Krieger zusammenbringen, und diese werden den Marsch über den Rochen nicht überstehen. Habt Ihr vergessen, dass der Winter heranzieht? Die Krieger werden allesamt im Gebirge erfrieren.«
    Eidrom hob lachend das Schwert. »Wer sagt denn, dass ich über den Rochen ziehen will?« Er sprang auf Periston zu und ließ das

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