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Neben Der Spur

Neben Der Spur

Titel: Neben Der Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Theiss
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eins abends nach der Arbeit, wobei sie – versteht sich – nur das magere Brustfleisch ohne Haut isst und den Rest der Redaktionsputzfrau Radenka überlässt, vorgeblich für deren Hund.
    Es seien, wie bei terroristischen Anschlägen häufig, zwei Sprengsätze gezündet worden, referiert der Kommissar. Zunächst ein schwacher im Foyer des Verwaltungsgebäudes, der nur geringen Schaden angerichtet habe, kurz darauf ein zweiter, weit stärker angelegter im Werksflügel, der aber glücklicherweise falsch konstruiert war, sodass er verpuffte.
    »Dann waren Stümper am Werk?«, fragt Karo, drängelt sich nach vorn und drückt die Aufnahmetaste ihres Smartphones.
    »Wie man’s nimmt. Sie haben offenbar einen modernen elektronischen Zeitzünder verwendet, der zu einer auf die Sekunde genauen Uhrzeit explodieren sollte.«
    »Aber das ist eine vegetarische Firma. Wieso gibt’s da tote Hühner?«, bohrt Karo.
    »Der Anschlag eines Wahnsinnigen«, mutmaßt der von der BILD-Zeitung.
    Der Kommissar zuckt die Achseln, darüber könne man bislang nichts sagen.
    »Der erste Anschein gibt also wenig her, Martin?«, mischt sich Alex ein, tritt seitlich an den Kommissar heran und hält ihm seinerseits sein Smartphone hin.
    In Karos Magen ballt sich die Wut zu einem Klumpen. Ist der Kerl schon mit den Kriminalern per Du! Golfbrüder, oder was? Sie baut sich vor Alex auf, der auf sein Handy einhämmert. Und bedauert zutiefst, heute die flachen Ballerinas angezogen zu haben anstelle der Pumps. Sonst würde sie ihn jetzt um ein kleines Stück überragen.
    »Was machst du hier?«
    Alex hebt eine Augenbraue. Ein penetranter Eichenmoosduft weht Karo an. »Kannst heimgehen, Mädel! Hab den Auftrag vom Chefredakteur himself.«
    »Aber …«
    »Hier ist ’ne Bombe geplatzt, Mädel. Das ist nix für die Lokalseite.«
    »Der Hundertjährige bleibt mein Thema …«
    »Werd ich einfach miterledigen. Der Löffler lässt dir ausrichten, dass du heimgehen kannst. Bekommst eine Ausfallgage. Was großzügig ist, wenn du mich fragst.«
    »Ich frag dich aber nicht«, keift Karo, packt ihre Spiegelreflex aus und will die zerborstene Eingangstür ins Visier nehmen, als ein weiblicher Ruf in mühsam kaschiertem Dialekt die »Herrschafte von de Press um Uffmerksamkeit« bittet, weil »de Geschäftsführer, de Herr Rolf Westenberscher, jetzert was sache will«.
    Ein Mensch mit energischem Kinn und straff nach hinten gegeltem Haar tritt auf, hebt beide Hände und räuspert sich.
    Karo drängt mit dem Pulk der Kollegen heran. Der Eichenmoosgeruch nähert sich von links. »Karo! Los, verschwinde! Das ist mein Revier.«
    Der Geschäftsführer beginnt seine Rede: »Meine sehr geehrten Damen und Herren, bitte nehmen Sie zur Kenntnis, wie sehr die Familie Hepp, die Mitarbeiter der Firma und ich …«
    Die Stimme klingt souverän. Erfahrungsgemäß kommt jetzt was Zitierfähiges. Aber unter den Umständen …
    »Dein Revier, ja? Dann piss es doch voll, dein Revier«, zischt Karo und trollt sich. Unschlüssig schlendert sie auf das Werkstor zu, wo noch immer der Zerberus mit den Augenbrauen waltet.
    Dass Karo unbemerkt und ohne einen herzkranken Ehemann namens Christian im Schlepptau an dem Riesen vorbeikommt, ist mehr als unwahrscheinlich. Sie muss einen anderen Ausgang finden, blickt sich suchend um. Spalier stehende Thujen, Blumenrabatten, Palisaden … Gute hundertfünfzig Meter entfernt, an einem sanft ansteigenden Hang und umkränzt von einer lichten Buchenhecke, blitzt ein skurriler, cremeweißer Bau wie ein überdimensionaler Pilz aus der Landschaft. Das Wohnhaus wahrscheinlich. Dann ist der Alte jetzt dort drin.
    Außer Karo scheint niemand von besonderer Neugier auf ihn befallen zu sein.
    Sie folgt dem sich aufwärtsschlängelnden, mit Natursteinen gepflasterten Pfad, bis sich die Buchenhecke einladend auftut. Karo staunt. Der Bau ist mehr breit als hoch und doch kein Bungalow, sondern zweistöckig und mit Rundbogenfenstern asymmetrisch betüpfelt. Ein Schieferdach mit runden Giebeln wölbt sich darüber. Das massive Holz-Glas-Portal, die Bezeichnung Haustüre würde zu kurz greifen, wird flankiert von einem den Himmel grüßenden nackten Jüngling aus hellem Sandstein – und einem Streifenpolizisten in Uniform, der sich der Bequemlichkeit halber auf einer Bank niedergelassen hat. Sich jetzt entlang der Hecke auf die Rückseite stehlen? Möglich wäre das. Aber wenn Karo bemerkt wird, macht sie sich verdächtig und das wäre das Ende ihrer

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