Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
an Till. »Du wirst Fergus Mac Roy darstellen, den treuen Freund …«
    »Ich kenn mich in irischer Mythologie nicht so gut aus, aber hat Cuchulain Fergus nicht umgebracht?«, fragte Rolf.
    »Das heißt ja nicht, dass ihr das nachstellen müsst!«, mischte sich Wallerich ein.
    »Und die rosa Umhänge«, fragte Till zögerlich.
    »Ich sagte doch, dass die beiden die dicksten Freunde waren. Sie waren Krieger und oft für lange Zeit nur mit Männern zusammen. Muss ich dazu noch mehr sagen? Sagt bloß, ihr habt da Vorurteile!«
    Till dachte, was Neriella wohl davon halten würde, wenn sie ihn in diesem Aufzug sehen könnte. Wahrscheinlich würde sie lachen. Er griff nach dem leuchtenden Stein, den sie ihm überlassen hatte. Als er sie nach ihrer Strandnacht im Vorlesungssaal verlassen hatte, hatte sie etwas Seltsames gesagt. Sie war in großer Sorge um ihn und meinte, wann immer er seinen Weg verlieren sollte, solle er den Stein umklammern und an sie denken. Dann würde sie ihm helfen in seine Welt zurückzufinden.
    Luigi hatte sich inzwischen an Gabriela gewandt. »Was dich angeht, du wirst Scathach verkörpern. Eine geheimnisvolle Gestalt, eine Art Amazone, Waffenmeisterin und Seherin mit magischen Kräften. Sie hat Cuchulain unterrichtet, den gae bolga , einen besonders üblen Speer mit Widerhaken, zu benutzen. Eine solche Waffe findest du drüben bei den anderen Speeren. Für deinen Umhang habe ich ein helles Grau gewählt und einen Besatz aus Wolfsfell. Dazu kommen bronzene Armschienen, ein leichtes Kettenhemd, eine kurze, weiße Tunika und hohe gefütterte Stiefel. Als Helm …«
    »Nein.«
    Der Heinzelmann sah verblüfft zu Gabriela auf. »Was soll das heißen? Ich finde, das ist die hübscheste Ausrüstung von allen. Was gibt es daran auszusetzen?«
    »Du sagst, du hast in meinem Kleiderschrank herumgeschnüffelt. Ist dir dabei nichts aufgefallen, du Möchtegernlagerfeld?«
    Luigi wurde erst blass und dann puterrot. »Von Langen , die sich hinter viel zu großen Brillen und bunten Fächern verstecken, muss ich nichts klauen. Überhaupt solltest du lieber die Luft anhalten! Natürlich habe ich gesehen, dass du nur Schwarz trägst. Und weißt du, was ich davon halte? Das ist krank! Hast du in letzter Zeit mal in den Spiegel gesehen, du siehst ja aus wie eine Leiche mit Freigang vom Friedhof! Du …«
    »Rölps!«, erklang die unverwechselbare Stimme Lallers. »Würdest du der Dame bitte klar machen, dass sie die Klamotten anzieht, die Luigi vorbereitet hat. Es ist an der Zeit, aufzubrechen!« Der Älteste trat aus einem der kleinen Seitengänge hervor, zog eine goldene Taschenuhr aus seiner Weste, ließ den Deckel aufspringen und runzelte die Stirn. »Es ist wirklich höchste Zeit! Man erwartet euch Nebenan bereits. Wir wollen doch keinen Ärger.«
    »Ich nix schlagen Weibchen«, protestierte Rölps und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust.
    »Du wirst diese Furie jetzt zur Räson bringen oder ich vergesse mich!«
    »Nö, Chef! Ich nix dreckig machen meine Ehre wegen Geschrei. Was du nun wollen tun? Mich schlagen?« Der Troll lachte, ein Geräusch, das an den Abgang einer Gerölllawine erinnerte.
    Gespannt, was geschehen würde, sah Till zu Laller hinüber. Der Heinzelmann war leichenblass geworden. Zweimal machte er den Mund auf, als wolle er etwas sagen, überlegte es sich jedes Mal aber anders. Schließlich fuhr er Birgel und Wallerich an, die sich grinsend im Hintergrund gehalten hatten. »Warum seid ihr noch nicht umgezogen? Glaubt ihr etwa, ich würde es euch erlassen, nach Nebenan zu gehen? Und das, wo ihr diese Operation so miserabel vorbereitet habt!«
    »Aber …«
    Bevor Birgel noch ein weiteres Wort herausbringen konnte, fuhr ihn Laller barsch an. »Du hast mich zutiefst enttäuscht! Von dir hätte ich mehr erwartet! Ich sollte darüber nachdenken, dich zum Torwächter vierten Grades zurückstufen zu lassen! Warum hast du Luigi nicht darauf aufmerksam gemacht, dass dieses zickige Weibsbild nur Schwarz trägt?« Er wandte sich an Gabriela. »Und falls du glaubst, du könntest dich auf so billige Art vor der Strafexpedition nach Nebenan drücken, dann hast du dich geirrt. Ich bin kein unterbelich… ähm, kein Troll, der Hemmungen hat, eine Frau zur Rechenschaft zu ziehen. Vor den Gesetzen meines Volkes sind alle gleich! Deshalb verurteile ich dich nun dazu, mit Birgel und einem Troll als Eskorte zurück zur Villa Alesia zu gehen, um dir deine Kleider selbst auszusuchen. Du wirst schon sehen,

Weitere Kostenlose Bücher