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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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das denn aus?«, brummte Laller. »Wir sind in einem Bergwerksstollen.«
    »Unter der Universität?«
    »Natürlich unter der Universität. Ihr glaubt doch wohl nicht, dass wir euch ohne Vorbereitung auf das, was euch erwartet, nach Nebenan abschieben würden.«
    Till sagte dazu nichts. »Aber ein Bergwerk …«
    »Es gab früher an der Universität ein Institut, an dem Bergbauingenieure ausgebildet wurden. Damit die Sache nicht bloße Theorie blieb, hat man unter der Uni einen Versuchsstollen angelegt. Leider haben sie in die falsche Richtung gegraben und wären fast auf unser Hauptportal gestoßen. Unser ehemaliger Ältester, Nöhrgel, musste reichlich Intrigen spinnen, um diesen Unsinn zu beenden. Ich meine, wer hätte schon damit gerechnet, dass es euch Langen einfällt, hier mitten im rheinischen Tiefland einen Bergbautunnel anzulegen! Als schließlich das Institut geschlossen wurde, hat man auch den Stollen hier unten dichtgemacht. Heute verirrt sich fast nie jemand hierher. Wir benutzen den Stollen gerne als Ausgang, wenn wir jemanden herholen, der ein bisschen größer ist.« Laller blickte zu Rölps, der als Letzter in der Gruppe ging und die Ui Talchiu nicht aus den Augen ließ.
    Sie folgten dem Bergwerksstollen vielleicht fünfzig Meter, bis sie zu einem Stapel großer Fässer gelangten. »Rölps, räum auf!«, kommandierte Laller.
    Der Troll schob die Fässer und anderes Gerümpel zur Seite. Dann machte er sich an der Wand zu schaffen. Ein leises Summen erklang und ein Teil des scheinbar so massiven künstlichen Felsgesteins glitt zurück und gab den Blick auf einen mit blauem Licht ausgeleuchteten Gang frei.
    »Darf ich bitten!« So wie Laller die Einladung aussprach, hörte sie sich wie ein Befehl an. Rölps versetzte Till einen sanften Stoß, der den Studenten in den Gang taumeln ließ. Schon nach wenigen Schritten weitete sich der enge Tunnel zu einer Höhle, deren Decke mindestens acht Meter hoch war. Überall wimmelten geschäftige Heinzelmänner herum. Eine Wand war ganz mit kleinen Bildschirmen bedeckt, unter denen ein Dutzend Heinzelmänner an Computertastaturen arbeitete. In einer anderen Ecke standen menschengroße Schaufensterpuppen, die mit merkwürdigen Kostümen behängt waren. Gegenüber dem Eingang, durch den sie gekommen waren, lag ein hohes, zweiflügeliges Holzportal, das mit breiten Eisenbändern beschlagen war. Sollte dies das Tor in eine andere Welt sein?, fragte sich Till. Er hatte etwas anderes erwartet. Vielleicht eine aufrecht stehende Wasserfläche, ähnlich wie bei Stargate , oder ein unheimliches, pulsierendes Licht, das es zu durchschreiten galt. Auch einen großen Spiegel mit merkwürdig verschnörkeltem Rahmen hätte er akzeptiert. Aber das hier … Dieses Holztor sah einfach zu banal aus! Aber vielleicht war auch gerade das der Trick, das Wunderbare hinter dem Banalen zu verbergen?
    Ein leichter Geruch nach Bratkartoffeln hing in der Luft. Die meisten Heinzelmänner gingen völlig unbeeindruckt von der Ankunft der Ui Talchiu weiterhin ihrer Arbeit nach. Aus Richtung der Schaufensterpuppen jedoch kam ein seltsamer kleiner Kerl auf sie zugelaufen. So wie Laller trug er einen Bart aus drei Zöpfen. Sein Haupthaar war streng nach hinten gekämmt und nach Art der Mozartzöpfe mit einem Seidenbändchen umwickelt. Als er sich vor Till aufbaute, erkannte der Student, dass der kleine Kerl sogar winzige Zöpfchen aus den Haaren seiner Augenbrauen geflochten hatte. Der Heinzelmann trug einen Schottenrock, Schnabelschuhe und einen zitronengelben Blazer.
    »Endlich seid ihr da«, begrüßte er Laller und die anderen aufgeregt. »Die Zeit wird langsam knapp, wenn ich den Langen meine Kreationen noch anpassen soll. Wir möchten doch nicht, dass sie Nebenan als die schlechtestgekleideten Helden auffallen. Das können wir uns ja wohl nicht leisten, wenn man bedenkt …«
    »Genug, Luigi!« Laller winkte Birgel und Wallerich heran. »Ihr werdet die Langen jetzt in ihre Mission einweisen. Ich hab mit Matzi noch ein paar Dinge zu klären!«
    »Jawohl, Chef!« Der dicke Heinzelmann salutierte ergeben und erntete dafür von seinem Kollegen Wallerich einen bösen Blick.
    Till sah sich noch immer verwundert in der riesigen Höhle um. Etliche kleine Tunnel zweigten von hier ab, die gerade groß genug waren, um Heinzelmänner passieren zu lassen. Ständig kamen kleine Gestalten aus Seitengängen, erledigten etwas an den Computern und trugen Aktenstapel von einem Gang zum anderen. Neben den meisten

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