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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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drängten. Das Vieh beeilte sich der Ältesten Platz zu machen.
    Gabriela hielt sich einen Zipfel ihres Umhangs vor die Nase. »Die Höhle mit einem Weltentor als Ziegenstall zu nutzen ist ja eine tolle Idee«, nuschelte sie spöttisch.
    »Dich hat hier niemand nach deiner Meinung gefragt, Süße!«, erwiderte Mozzabella eisig. »Wenn ihr bei euch Platz zu verschenken habt, dann ist das eure Sache. Wir hier Nebenan sind in solchen Dingen praktisch eingestellt!«
    Till griff der Tänzerin nach der Schulter und zog sie ein wenig zurück. »Lass es gut sein, Gabriela. Mit der Alten ist nicht gut Kirschen essen.«
    »Wenigstens einer, der seinen Kopf nicht nur zum Zipfelmützentragen hat«, brummelte Mozzabella und trieb eine Ziege davon, die ihr im Weg stand.
    Sie durchquerten noch eine weitere Höhle, die als Stall genutzt wurde, bis sie schließlich ein Portal, so groß wie ein Scheunentor, erreichten. Auch hier fiel Till wieder eine schmale Spalte am Fuß der Tür auf.
    Die Älteste machte eine beiläufige Geste und wie von Geisterhand schwang das Tor auf. Eisiger Wind blies in die Höhle. Die Ziegen hinter ihnen meckerten unwillig und drängten sich enger zusammen.
    Das Tor lag in eine Hügelflanke eingebettet, die sanft zu einem breiten Fluss hin abfiel. Eine kleine Stadt aus windschiefen Fachwerkhäusern lag am Hügel. Die Gebäude schienen für Menschen gemacht, jedenfalls waren sie für Heinzelfrauen zu groß. Zum Fluss hin erhob sich eine mächtige graue Mauer, die in regelmäßigen Abständen mit Türmen bewehrt war. Jenseits des Flusses lag ein Wald, der sich bis zum Horizont hin erstreckte. Schwarze Wolkenbänke zogen von dort mit dem eisigen Wind auf die Stadt zu.
    »Bella!« Hinter einem der Torflügel trat eine riesenhafte Gestalt mit blutigen Händen hervor.
    Tills Hand fuhr zum Schwertgriff. Der Kerl war hässlich wie die Nacht und fast so groß wie die Trolle, die sie aus der Villa Alesia geholt hatten. Abgesehen von einem schmuddeligen Fell, das er eher lässig um die Hüften geschwungen trug, war er trotz der Kälte nackt. Fingerdicke Narbenwülste liefen über seine Arme und seine Brust. Obendrein stank der Kerl, als habe er in einem Schweinetrog übernachtet.
    Aus den Augenwinkeln sah Till, wie auch die übrigen Alesier die Hände auf die Waffen gelegt hatten.
    Der große Kerl blinzelte nervös und machte einen Schritt zurück.
    »Na, das fängt ja prima an!« Mozzabella eilte an Till vorbei und stellte sich schützend vor den riesenhaften Kerl, was in Anbetracht der Tatsache, dass er ungefähr zehnmal so groß wie sie war, einigermaßen befremdlich wirkte. »Lasst die Finger von den Schwertern! Ihr seid hier Gäste! Wallerich, bring deiner Rasselbande gefälligst bei, wie man sich benimmt!«
    »Aber, meine Dame …« Till war einigermaßen verwirrt. »Dieser Kerl … das … das ist doch wohl offensichtlich ein Oger!«
    Die Älteste zuckte mit den Achseln. »Gut beobachtet! Und ist das ein Grund, sich danebenzubenehmen?«
    »Aber die Oger gehören doch wohl zu den Dunklen ! Das sind doch Menschenfresser!«
    Als wolle er Tills Befürchtungen umgehend bestätigen, leckte sich die riesenhafte Gestalt mit einer aufgedunsenen, blauschwarzen Zunge die Lippen.
    Mozzabella lachte. »Klöppel? Der hat schon vor über hundert Jahren die Seiten gewechselt. Mag sein, dass er ab und an noch von Menschenhüftschinken träumt, aber da er längst keinen Zahn mehr im Maul hat, kann er nur noch Suppe löffeln. Das ist auch der Grund, warum er zu uns gekommen ist.« Die Älteste deutete zum Wald am anderen Ufer. »Dort drüben wäre er längst verhungert. Im Übrigen ist er so brav wie ein Lämmchen, wenn man ihn nicht reizt.« Sie tätschelte über seine schmutzverkrusteten Füße und tatsächlich stieß der Oger ein freundliches Knurren aus.
    »Und das Blut?«, fragte Almat misstrauisch.
    »Was hast du nur mit deinen Fingern gemacht, Klöppel?« Der Oger kniete neben Mozzabella nieder und hielt ihr die blutenden Hände hin.
    »Pferde … beißen …«
    »Verdammte Mistviecher«, fluchte die Älteste. »Du kommst jetzt mit zum Langhaus. Da werde ich mich um deine Wunden kümmern.« Sie drehte sich zu den Alesiern um und funkelte sie wütend an. »Nichts als Ärger hat man mit euch! Ich bin froh, wenn ihr morgen mit den elenden Schindmähren verschwindet, die uns die Leprechaun vorbeigebracht haben.«
    »Die Pferde … der Streitwagen«, stammelte Almat.
    »Genau! Kommt mit und seht euch an, was ihr uns beschert

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