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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Struktur des Fahrzeugs. Das Blech ließ seine Hände unangenehm kribbeln, so als versuchten tausende Ameisen unter seine Haut zu gelangen. Ein leichter Duft von ausgeglühtem Metall und verschmortem Gummi ging vom Wagen aus, als die Türriegel mit dem Fahrzeugchassis verschmolzen und sich die Panzerglasscheiben der Türen in ihre Gummifütterung einbrannten. Mike und der zweite Leibwächter waren in ihrem Wagen gefangen.
    Martin Mager war indessen zu Hochform aufgelaufen. Er kniff Gabi in den Hintern und beugte sich unter die hochgeklappte Motorhaube.
    Mike stieß einen Fluch aus, der von den schalldichten Scheiben der Limousine geschluckt wurde. Sein Begleiter griff unter sein Jackett, holte eine automatische Pistole hervor und zielte durch die Scheibe auf Gabi. Mike schrie noch ein weiteres Mal auf. Gläsernes Knirschen und metallisches Kreischen erklang. Über die Scheiben zogen sich feine, weiße Spinnwebmuster. Schaumstoff- und Lederfetzen von den zerschossenen Sitzen segelten durch das Wageninnere, während die abprallenden Querschläger vergeblich einen Weg aus dem Inneren des gepanzerten Wagens suchten.
    Indessen hatte selbst Martin Mager begriffen, dass für ihn nicht alles zum Besten stand. Er machte einen Satz zurück. Gabi drehte sich um, zog sich eine Zorromaske mit aufgenähtem Spitzenschleier über die Nase, holte einen Lippenstift aus ihrer Handtasche und richtete ihn drohend auf den Bodybuilder. Einen Herzschlag lang starrten Martin und Gabi wie versteinert auf das elegante, blaugoldene Schminkutensil. Der Ministersohn lachte hysterisch, drehte sich um und wollte zwischen den parkenden Autos hindurch flüchten, als sich Joe und Blau vor ihm aufbauten.
    Indessen war im Wagen der Bodyguards Ruhe eingekehrt. Mike hob vorsichtig den Kopf übers Lenkrad, um die Lage zu sondieren. Auch sein Kollege schien wie durch ein Wunder von keinem Querschläger getroffen worden zu sein. Versteinert blickte er auf die Waffe in seiner Hand. Wahrscheinlich würde es nicht mehr lange dauern, bis die beiden über Funk Verstärkung orderten.
    Der Erlkönig zog eine Sprühdose unter seinem Umhang hervor und kniete sich nieder, um eine Nachricht auf der Beifahrertür zu hinterlassen.

    »Das wird euch noch Leid tun! Damit kommt ihr niemals durch«, schrie Martin, während er von Joe zum Lieferwagen gezerrt wurde.
    Der Elbenfürst setzte sich vom Wagen der Leibwächter ab und kam gerade noch rechtzeitig beim Lieferwagen an, um Joe daran zu hindern, Martin mit handgreiflichen Argumenten klar zu machen, dass er im Moment nichts mehr zu melden hatte.
    »Krümmt mir ein Haar und ihr verschwindet für immer im Knast«, knurrte der Junge und reckte trotzig das Kinn vor. »Ihr habt keine Ahnung, worauf ihr euch eingelassen habt!«
    »Bitte, lass mich ihn wenigstens ein kleines bisschen vermöbeln!«, bettelte Joe. »Typen wie den haben Blau und ich gefressen.«
    Der Erlkönig streifte den Ring auf den Finger, um wieder sichtbar zu werden. Martins Augen weiteten sich vor Entsetzen. Nun strich der Elbenfürst seine Haare zurück, sodass seine spitzen Ohren gut zu erkennen waren. »Hör mir mal gut zu, mein Kleiner. Wie du sehen kannst, bin ich Vulkanier. Ich nehme an, das ist dir ein Begriff.«
    Der Junge nickte.
    »Ich gehöre zu der Sorte, die in euren Spielfilmen nicht vorkommt. Ich bin gemein! Es macht mir Spaß, solche kleinen Kröten wie dich zu zerquetschen. Damit dir das klar ist: Wir werden dich als Druckmittel gegen deinen Vater einsetzen. Ob du lebst oder tot bist, ist mir völlig egal, denn deinen Zweck wirst du so oder so erfüllen. Je weniger du uns auf die Nerven gehst, desto besser für dich.« Der Elbenfürst hob seine Sprühdose und sprühte Martin einen großen Farbklecks auf die Brust, dann drückte er dem Jungen die Dose in die zitternden Hände. »Unser Hund hier ist fast genauso gemein wie ich. Solange du nach Farbe riechst, wird er dich mögen. Wenn du aber irgendwelchen Mist baust oder nur aufhörst wie ein Farbeimer zu stinken, wird er dir die Füße abbeißen.« Der Erlkönig zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, warum er das macht, aber unser Beißerchen fängt immer mit den Füßen an, wenn er jemanden vernascht. Ich sagte ja schon, er hat einen fast so schlimmen Charakter wie ich. Und jetzt verschwindest du auf der Ladepritsche und verhältst dich still.«
    Ohne Widerworte kletterte Martin in den Lieferwagen und kauerte sich auf eine Brötchenkiste. Blau bezog neben ihm Posten und stupste dem

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