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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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empfing. Fischers Nas ließ sich entspannt in den Sessel zurücksinken und nuckelte zufrieden an der Zigarre. »Wegen der Geschichte letzte Nacht …«
    Der Kardinal verschränkte die Hände ineinander und ließ die Fingerknöchel knacken. »Wir haben eine millionenteure Alarmanlage, Lichtschranken, Bodensensoren … alles, was man für Geld kaufen kann. Und dieser Kerl spaziert in die Schatzkammer des Doms, als sei sie ein öffentliches Klo! Die komplette Alarmanlage ist von außen stillgelegt worden. Es war wie Zauberei! Kein Experte kann uns sagen, wie die Einbrecher das hingekriegt haben.«
    Fischers Nas blies eine bläuliche Rauchwolke zur Decke. »In Köln kenn ich nur zwei, die dazu fähig wären. Jaroslaw Tepes oder Roger Jäger. Ich werde mich umhören, was die beiden letzte Nacht so getrieben haben. Sie wissen ja, ich hab da so meine Wege …«
    Pater Anselmus lief es eiskalt den Rücken hinunter. Er warf dem Kardinal einen besorgten Blick zu. »Eure Eminenz, ich möchte darauf aufmerksam machen, dass …«
    Der Kirchenfürst winkte ab. »Du musst entschuldigen, Nas. Mein Sekretär ist noch recht neu. Er ist immer noch nicht ganz mit der … kölschen Art vertraut, an gewisse Probleme heranzugehen. Natürlich muss ich dich daran erinnern, dass die Kirche keine Ermittlungsmethoden unterstützt, die im Konflikt mit irgendwelchen Gesetzen stehen. Mit anderen Worten, ich möchte nicht wissen, auf welche Art du Verdächtige aufspürst und wie du sie zum Reden bringst. Im Zweifelsfall würde ich auch abstreiten, dass dieses Treffen jemals stattgefunden hat.«
    Fischers Nas beugte sich vor und schnippte Asche in den schweren, bronzenen Aschenbecher auf dem Schreibtisch. »Eminenz kann sich auf mich verlassen.«
    »Ich weiß.« Der Kardinal gönnte dem Besucher jenes gütige Altherrenlächeln, das er sich sonst für Taufen und Hochzeiten vorbehielt. »Wie kann ich mich für deine Bemühungen erkenntlich zeigen?«
    »Ne, ne. Lassen Se dat Portemonnaie mal stecken, Eminenz …«
    »Und was ist mit deinem Seelenfrieden, mein Sohn?«
    Der Hüne wirkte plötzlich unruhig. »Ich komme regelmäßig zur Beichte, aber … Wenn Se für mich eine Totenmesse lesen könnten, wenn es dann so weit ist … Ich mein, es macht sich doch sicher besser, wenn der Chef von dat Janze det …«
    »Aber du bist doch in den besten Mannesjahren …«
    »Das will nichts heißen … Se wissen doch, Eminenz, dat in meinem Beruf alles ganz plötzlich … Nicht, dat ich Angst hätte, aber man weiß ja nie.«
    Der Kardinal nickte bedächtig. »Du hast mein Wort, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um mich für dein Seelenheil einzusetzen. Du weißt ja, die katholische Kirche vergisst niemanden, dem sie einen Gefallen schuldet. Und du hast uns ja schon einmal sehr geholfen.« Er erhob sich. »Doch nun muss ich mich um dringende Geschäfte kümmern. Ich hoffe, dass wir uns schon bald wieder sehen.« Der Kirchenfürst streckte dem Hünen die Rechte entgegen.
    Wieder küsste Fischers Nas den Ring. Anselmus bewunderte den Kardinal für dessen natürliches, angeborenes Machtbewusstsein und beglückwünschte sich insgeheim, in seinen Diensten zu stehen. Dieser Mann hatte das Zeug dazu, auch noch die letzten Stufen in der Hierarchie der Kirche zu nehmen. Und er, er wäre sein Privatsekretär!
    Der Pater geleitete Fischers Nas zur Tür. Wieder in seinem Büro konnte er es sich nicht verkneifen, den Besucher etwas zu fragen. »Warum engagieren Sie sich so stark in dieser Sache? Man könnte ja fast meinen, Sie seien bestohlen worden.«
    Der Hüne sah ihn an, als habe er etwas entsetzlich Dummes gefragt. Dann entgegnete er knapp: »Dr Dom bekläut mer nit!«
    Fischers Nas war kaum zur Tür hinaus, als aus der Gegensprechanlage auf dem Schreibtisch die Stimme des Kardinals erklang. »Pater Anselmus, würden Sie bitte noch einmal hereinkommen!«
    Mit gemischten Gefühlen betrat der Sekretär erneut das Zimmer des Kardinals. Sein Chef stand wieder am Fenster und sah zum Dom. »Ich hatte den Eindruck, dass meine Entscheidung, Hilfe anzunehmen, bei Ihnen Befremden hervorgerufen hat.«
    Der Pater konnte spüren, wie sich sein Magen zusammenkrampfte. »Ich würde mir niemals erlauben, Ihre Entscheidungen infrage zu stellen, Eure Eminenz. Ich hatte nur das Gefühl, dass dieser Mann einem Milieu entstammt, das nicht dem üblichen Umgang Eurer Eminenz entspricht.«
    »Auch wenn die Umgangsformen unseres Besuchers vielleicht zu wünschen übrig lassen, so

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