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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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bedeutete. Gehetzt drehte er sich um und sah zu den Tischen der Festhalle. Ja, es konnte keinen Zweifel geben! Er hatte sich geirrt! Nicht Mozzabella war gewachsen … Er war es, der auf die Größe der Heinzelfrau geschrumpft war.
    »Entschuldige, es ist eine Unsitte von mir, gelegentlich in den Gedanken anderer zu lesen. Du hattest ja nichts dagegen, von den Folgen einer durchzechten Nacht erlöst zu werden. Im Übrigen finde ich es viel angenehmer, mich mit jemandem zu unterhalten, ohne dabei Genickstarre zu bekommen.« Sie deutete zur Tür am Ende der Terrasse. »Komm mit, ich habe uns einen Frühstückstisch gedeckt. Wir haben über ein paar ernste Dinge zu reden, und das geht nach meiner Erfahrung am besten bei Kräutertee und Erdbeermarmelade.«
    Till war zu verblüfft, um ihr zu widersprechen oder auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Er folgte Mozzabella ins Innere der hölzernen Säule, wo sich ein kleines, mit schön geschnitzten Möbeln ausgestattetes Esszimmer befand. Die Älteste bedeutete ihm, Platz zu nehmen, und schüttete ihm mit einer silbernen Kanne eine Tasse aromatisch duftenden Tee ein. Langsam begann Till zu begreifen, warum die Heinzelmänner solche Vorbehalte gegen den Einsatz von Magie hatten.
    »Ich habe das Gefühl, dass ihr Langen euch nicht im Mindesten darüber im Klaren seid, was es bedeutet, sich hier aufzuhalten«, begann Mozzabella unvermittelt das Gespräch. »Hat euch Laller erklärt, auf welche Weise euch diese Welt verändern wird und welche Gefahren hier lauern?«
    »Darüber, dass uns diese Welt verändern könnte, hat er nichts gesagt.« Till sah zweifelnd an sich hinab. »Das … ähm, das ist doch nicht für … Ich meine, das lässt sich doch wieder rückgängig machen. Oder?«
    »Das ist nur ein bisschen Zauberei«, entgegnete die Älteste knapp. »Mich kostet es kaum mehr als ein Fingerschnippen, dich wieder auf deine ursprüngliche Größe zu bringen. Anderen mag das schwerer fallen … Aber darum geht es hier nicht. Schon jetzt sind Dinge mit euch geschehen, die sich nie wieder ändern lassen werden. Ist dir noch nichts aufgefallen?«
    Till schluckte und sah noch einmal an sich hinab.
    »Nein, du hast keine Entenfüße und auch keine Warzen im Gesicht.« Mozzabella lächelte kurz, wurde dann aber wieder ernst. »Was ich meine, ist tiefer gehend. Du kannst mich sehen! Und das, obwohl du völlig nüchtern bist. Nebenan zu sein heißt euch Langen euren Unglauben zu nehmen! Ich weiß auch nicht, woher es kommt. Es passiert ohne euer Zutun, dass diese Welt euch die Augen öffnet. Auch wenn ihr zurückkehrt, werdet ihr künftig Heinzelmänner, Kobolde oder Dryaden sehen, wann immer sie euren Weg kreuzen.«
    Till dachte an Neriella. Sie sehen zu können, ohne sich betrinken oder bekiffen zu müssen, würde einiges einfacher machen.
    »Was hat Laller euch eigentlich über unsere Welt erzählt? Er kann euch doch nicht einfach so durchs Tor geschickt haben.«
    »Na ja, nicht viel. Ich würde sagen, wir sind so eine Art Strafexpedition. Wir sollen die Pläne der Dunklen aufdecken … Im Grunde habe ich allerdings das Gefühl, dass wir es sind, die bestraft werden sollen.«
    Mozzabella goss sich nun auch einen Tee ein. Lange sah sie in die dunkle Flüssigkeit, so als könne sie auf dem Grund der Tasse die nahe Zukunft erspähen. »Ich werde das nicht unterstützen«, sagte sie schließlich, schaufelte sich zwei große Löffel voll Honig in die Tasse und ließ ihren Teelöffel wie von Zauberhand durch die Tasse kreisen, während sie aus einem Korb getrocknete Früchte auf ihren Teller stapelte. »Es gibt eine ganze Reihe von Dunklen , die keine Skrupel hätten, euch umzubringen, wenn sie dahinter kommen, wer ihr seid. Weißt du, es heißt nicht ohne Grund in den Märchen: Und wenn sie nicht gestorben sind,
    dann leben sie noch heute . Ich glaube, ihr Menschen habt diesen Satz niemals richtig begriffen. Aber wie solltet ihr auch.«
    Die Älteste schnippte mit den Fingern und ihr Teelöffel schwebte aus der Tasse und landete neben ihrem Teller. »Die meisten Geschöpfe hier Nebenan können nach menschlichen Maßstäben gemessen sehr alt werden. Jedenfalls wenn ihnen nichts passiert … Und selbst das muss noch nicht das Ende bedeuten. Nehmen wir zum Beispiel die Loreley. Sie hat einen wirklich üblen Charakter. Es macht ihr Spaß, anderen Geschöpfen beim Ertrinken zuzuschauen. Soweit ich weiß, ist sie schon dreimal gestorben. Einmal hat sie versucht den alten Drachen vom

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