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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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machte sich an einer großen Eisenpfanne zu schaffen. Er schien damit beschäftigt zu sein, sicherheitshalber seinen Vorrat an Frikadellen noch ein wenig aufzustocken.
    »Hör mal, du Traumtänzer, kommst du jetzt endlich mit oder willst du noch länger herumstehen und dir die Augen aus dem Kopf glotzen?«, erklang der Mäusebass zu Tills Füßen. »Mozzabella mag es nicht, wenn sie warten muss, und ich habe auch noch was anderes zu tun als mich den ganzen Morgen mit dir aufzuhalten.«
    Till verkniff sich eine patzige Antwort. Wer war er, dass er sich mit einer Maus stritt! Er folgte dem Nager mit der Kuriertasche durch die weite Halle, vorbei an Tischen, an denen griesgrämige Kobolde sich mit Schusterarbeiten beschäftigten, und einem Zwerg, der schnarchend neben seinem Methorn schlief.
    Schließlich hielten sie vor einer hölzernen Säule, die doppelt so dick war wie die übrigen Stützpfeiler des Festsaals. Eine mit einem zierlichen Geländer gesäumte Wendeltreppe, gerade in der richtigen Größe für Heinzelmännchen, schmiegte sich in steilen Kurven an das Holz. In Abständen von einem halben Meter wurde die Treppe von balkonartigen Ausbuchtungen unterbrochen. Bei diesen Terrassen fanden sich stets Türen und kleine Fenster, die mit ordentlich bestickten Gardinen verhangen waren.
    Die Maus eilte mit weiten Schritten die Treppen bis zur dritten Terrasse hinauf. Dort klopfte sie artig an die Tür, die ins Innere der Säule führte.
    Die Terrasse befand sich auf Tills Brusthöhe. Neugierig beugte er sich ein wenig vor, um zu sehen, was geschehen würde. Die Kuriermaus wirkte unruhig. Ihr langer, blassrosa Schwanz blieb ständig in Bewegung und ihre Schnauzbarthaare zitterten, so als versuche sie zu wittern, was hinter der Tür ihren Blicken verborgen blieb. Es dauerte eine ganze Weile, bis schließlich Mozzabella öffnete. Sie trug ein schlichtes, grünes Hauskleid und hatte ihr weißes Haar zu einem Dutt hochgesteckt. Die Maus verbeugte sich in formvollendeter Weise vor der Ältesten der Heinzelfrauen und verkündete mit wohltönender Stimme: »Hier bringe ich Euch Fergus Mac Roy, Allerverehrteste. Es war mir wie stets ein Vergnügen, Euch zu Diensten sein zu dürfen.«
    Mozzabella streichelte der Maus über den Kopf. »Ihr seid ein Charmeur, Strogow. Ihr würdet sogar einer Frau, die in Sack und Asche geht, noch das Gefühl vermitteln können, eine echte Dame zu sein. Ich wünschte, unsere Heinzelmänner würden auch nur über einen Bruchteil Eures Feingefühls verfügen. Dann wäre vieles leichter!«
    Strogows Schwanz wechselte farblich zu mattrot. »Ihr macht mich verlegen, Herrin. In Euren Diensten zu stehen adelt eine einfache Maus wie mich. So sollte also ich es sein, der sich geschmeichelt fühlt.«
    Die Älteste lächelte. »Wie stets ist Euch mit Komplimenten nicht beizukommen, Strogow. So will ich Euch denn Eure Zuvorkommenheit auf andere Weise vergelten. Grangeline, meine Küchenchefin, erwartet Euch schon.
    Sie hat einen kleinen Appetithappen aus gut gereiftem Gouda, gehackten Haselnüssen und getrockneten Äpfeln vorbereitet. Wenn Ihr dann vielleicht noch einmal in einer Stunde vorbeischauen könntet? Ich denke, bis dahin habe ich alles Wichtige mit Fergus Mac Roy besprochen.«
    Die Maus verbeugte sich erneut. »Eure Wünsche sind mir Befehl, Herrin.«
    Während Strogow bereits wieder die Treppen hinabeilte, wandte sich Mozzabella an Till. »Wie aufgeschlossen stehst du eigentlich der Anwendung von Magie gegenüber?«
    »Also …« Er fixierte verlegen die Maserung des Terrassenbodens und wünschte sich, er hätte letzte Nacht etwas weniger tief ins Methorn geschaut. Geistesblitze und Katerstimmung vertrugen sich nicht. »Also mangels praktischer Erfahrung, ähm, fürchte ich, fehlt es mir an einer Meinung zu diesem Thema.«
    Mozzabella legte den Kopf schief und sah ihn durchdringend an. »Du siehst nicht gut aus. Hättest du etwas dagegen, wenn ich einen Zauber auf dich lege, der als Nebenwirkung die Kopfschmerzen vertreibt?«
    Dagegen, den Kater loszuwerden, hätte er natürlich nichts einzuwenden, dachte Till, als er plötzlich, wie von unsichtbarer Hand gehoben, emporschwebte. Ein gleißender Blitz blendete ihn. Dann kam er mit einem unsanften Ruck wieder auf die Beine. Er stand jetzt unmittelbar vor Mozzabella und sie war plötzlich genauso groß wie er!
    Eher verwundert als erschrocken sah sich der Student um. Er stand auf der Terrasse … Es dauerte einen Augenblick, bis er begriff, was das

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