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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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überhaupt, warum kann der Kerl mich sehen?«
    Der Schwarzgewandete lächelte. »Wer mehr als zehn Jahre ein Fantasy-Magazin am Leben erhält, der muss wohl daran glauben, dass es mehr als schnöden Mammon in dieser Welt gibt.«
    »Geld ist aber auch nicht zu verachten«, fluchte sein blonder Gefährte. »Wer ist dafür verantwortlich, dass sich meine Digitalkamera in einen nicht Windows-kompatiblen Malkasten verwandelt hat?!«
    Till zuckte entschuldigend mit den Schultern, als aus Richtung der Nibelungenhalle wieder das Kriegshorn erklang. »Dort finden wir alle Antworten!«

23

    Seit einem Schulausflug vor mehr als fünfzehn Jahren war Till nicht mehr hier gewesen. Vage erinnerte er sich an den muffigen Schimmelgeruch in der Halle und an unscharfe Bilder aus Licht und Dunkel, auf denen sich Sagengestalten tummelten. Doch das hier hatte nicht mehr viel mit Schulausflugerinnerungen zu tun. Die Halle erschien viel größer! Durch das riesige eisenbeschlagene Tor hätte wahrscheinlich ein Zeppelin gepasst. Die hohen Pilaster, die die Seitenwände stützten, waren mit Reliefs geschmückt, die Zwerge bei ihrer Arbeit an der Esse zeigten. Unheilschwanger hing Wagnermusik in der Luft, die ein Orchester aus Fabelgestalten auf der hohen Kuppel der Halle zum Besten gab.
    Der gewaltige Eingang zur Nibelungenhalle wurde von einer eher kümmerlich aussehenden Holzpalisade versperrt, die man offenbar in aller Eile aus Fußbodendielen gezimmert hatte. Davor lag ein Weg, auf dem bläuliches Eis schimmerte und über den man in Knöchelhöhe etliche Stolperdrähte gespannt hatte.
    Auf dem Wehrgang der Palisade zeigten sich Gestalten in schweren Rüstungen. Ihre Schulterstücke waren mit Dornen besetzt und die Helme der Krieger ähnelten grotesken Eber- und Hundeköpfen.
    »Sieht aus, als hätten die Dunklen Excalibur gesehen«, kommentierte Almat lakonisch. »Oder wisst ihr, aus welcher Sage diese Ritter stammen sollen?«
    Rolf schüttelte den Kopf und deutete zum Dach der Halle. »Die kleinen Kerle da oben mit den hässlichen Gesichtern und den roten Mützen sind Redcaps aus England, die kenne ich aus einem Fantasyroman. Üble Wichte! Angeblich färben sie ihre Mützen in Menschenblut.«
    »Na, dann kann mir ja nichts passieren!« Wallerich lachte. »Ich finde, wir sollten endlich angreifen statt hier noch länger herumzustehen und uns in die Hosen zu machen. Seht ihr, jetzt landet diese verdammte Walküre schon wieder auf dem Dach, um nachzuladen!«
    Till beobachtete, wie die Redcaps zur Walküre eilten, deren Pegasus unruhig mit den Flügeln schlug und Schnee aufwirbelte. Die rotbemützten englischen Kobolde reichten der etwas korpulenten Dame handballgroße Eisklumpen, welche die Walküre in zwei großen Netzen verstaute, die von ihrem Sattel herabhingen.
    »Ich glaube, ich werde nie mehr unbeschwert von Eisbomben reden können«, jammerte Birgel, als die Walküre ihren kleinen Trägern ein Zeichen gab, sich zurückzuziehen.
    Mit einem hastigen Handgriff überzeugte sich die vollbusige Reiterin davon, dass ihr wuchtiger Hörnerhelm auch richtig saß, dann gab sie ihrem Pegasus die Sporen und das Fabeltier erhob sich erneut in die Lüfte.
    »Alles in Deckung«, schrie Nöhrgel, der sich mit den anderen Stabsoffizieren unter ihren Kartentisch flüchtete. »Die Schweine werde ich vor dem obersten Feengerichtshof verklagen!«
    Vom Dach der Nibelungenhalle erklang etwas schief Wagners Walkürenritt, während die üppige Blondine auf ihrem geflügelten Schlachtross zum Sturzflug ansetzte.
    Till flüchtete sich in den Eingang eines Fachwerkhauses, das der Nibelungenhalle gegenüberstand, und stolperte dabei um ein Haar über Wallerich, der dort ebenfalls in Deckung gegangen war. Krachend schlug keine drei Meter entfernt eine der Eisbomben in der Einfahrt ein.
    »Das wird noch ein Nachspiel haben!«, knurrte der Heinzelmann wütend und pflückte ein paar Eissplitter aus seinem Bart.
    »Wie meinst du das?«
    »Sie verstößt gegen das IAA, das Internationale Avaloner Abkommen!«, fluchte Wallerich. »Darin wurde ausdrücklich verboten Fabelwesen auf widernatürliche Art in kriegerische Auseinandersetzungen zu verwickeln. So was ist bisher noch nie vorgekommen! Ich wette, dass der Erlkönig dahinter steckt. Dem Mistkerl ist nichts heilig!«
    Hinter der Palisade ertönte ein dumpfer Schlag und ein stattlicher Felsbrocken segelte über die Belagerer hinweg, um krachend in das Dach des Fachwerkhauses einzuschlagen.
    »Rübezahl setzt jetzt

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