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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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eine sportliche Übung gewesen. Die Dunklen kämpften um ihr Recht, in dieser Welt existieren zu dürfen. Sie würden kein Pardon gewähren!
    »Was ist denn das?« Rolf geriet taumelnd aus dem Gleichgewicht. Dann stürzte er vornüber und schlug schwer auf die hölzerne Pavese.
    Till sah, wie ein Speer mit einer Hakenspitze von den Verteidigern zurückgezogen wurde, um sofort gegen eine andere Schutzwand eingesetzt zu werden. Der Trick war einfach. Man verhakte die Waffe an der Kante einer Pavese. Dann zog man die Waffe ruckartig zurück, sodass der völlig überraschte Angreifer kaum eine Chance hatte, auf den Beinen zu bleiben.
    Vom Rand der Nibelungenhalle flogen wieder Eisklumpen auf sie herab. Eines der Geschosse traf Till am Helm. Er taumelte zurück.
    Von der Palisade aus hieben die Verteidiger mit langstieligen Äxten auf die Angreifer herab. Eine Leiter wurde an die Barrikade gelehnt, doch kaum dass der erste Ritter sie bestiegen hatte, zerrte man sie zur Seite. Zwischen den Verteidigern auf dem Wehrgang tauchte eine weiße Gestalt auf. Die Schneekönigin! Sie zeigte auf zwei Schweizer und einen Heinzelmann hinab, die gerade ihre Pavese verloren hatten. Ein großer Kessel voller Wasser wurde von der Palisade geschüttet. Die Schneekönigin deutete mit ausgestreckter Hand auf die nassen Opfer und gab einen Laut von sich, der einem schier das Mark in den Knochen gefrieren ließ. Binnen eines Lidschlags erstarrten die beiden Eidgenossen und der Heinzelmann zu Eisstatuen.
    Unter den Angreifern breitete sich Panik aus. Etliche ließen die schweren Holzwände fallen und stürmten schlitternd und stürzend über das Eis zurück.
    »Keine Gnade!«, erklang die eisige Stimme der Schneekönigin über den Schlachtenlärm.
    Ein kleiner Trupp von Heinzelmännern und Schweizern hieb verzweifelt mit Hämmern und Hellebarden auf den Schutzwall ein. Schon barsten die ersten dünnen Bretter, als sich erneut ein Wasserschwall vom Wehrgang auf die Angreifer ergoss. Auch Wallerich war diesmal getroffen worden. Ein wenig verdutzt blickte der Heinzelmann hoch und sah, wie die Schneekönigin die Arme erhob, um erneut einen Eiszauber zu wirken.
    Till stürmte vor und riss den Heinzelmann zurück. Schreiend warf Rolf einen Eisklumpen nach der Schneekönigin. Doch diese wich mit tänzerischer Leichtigkeit aus. Eine flüchtige Handbewegung, ein Wort der Macht und vier neue Eisgestalten standen erstarrt vor der Palisade. Dann sah sie zu Till hinüber und lächelte kühl. »So sieht man sich wieder, Betrüger!« Sie hob die Arme – und wurde von einem der Geschosse vom Katapult getroffen. Eine klebrige braune Masse verwandelte ihr Gesicht in einen unförmigen Klumpen. Schokoladenpudding besudelte ihr makellos weißes Kleid und ihre schneefarbenen Haare. Die Wucht des Treffers riss sie von der Palisade.
    Im selben Moment ertönte ein ohrenbetäubendes Krachen. Die Luft war erfüllt von umherschwirrenden Holzsplittern. Ein mächtiger Felsbrocken rollte an ein paar verblüfften Rittern des Clans der Raben vorbei und hinterließ eine breite Bresche in der Palisade. Offensichtlich hatte sich Rübezahl mit der Flugbahn seines letzten Geschosses ein wenig verkalkuliert.
    Till nahm seinen Schild vom Rücken und schnallte ihn an den linken Arm. Mit einem mulmigen Gefühl zog er sein Schwert. Schon waren etliche Ritter und Schweizergardisten durch die Bresche gestürmt. Jenseits der Palisade erklangen das Klirren von Schwertern und wilde Rufe.
    Rolf hatte seine beiden Kurzschwerter gezogen. »Für Gabriela!«, schrie er voller Wut und rannte los. Till und Wallerich folgten ihm.
    Hinter dem Schutzwall befanden sich viel weniger Verteidiger, als Till erwartet hatte. Die meisten waren bereits in Zweikämpfe verwickelt. Das Orchester auf dem Dach der Nibelungenhalle war verstummt. Dafür standen die Fabelwesen dicht gedrängt an der Brüstung und warfen Eisklumpen herab.
    Links der Halle befand sich der Eingang zur Drachenhöhle. Dort stand auch breitbeinig Rübezahl. Die Keule zum Schlag erhoben, wartete er darauf, dass jemand es wagte, ihn zum Zweikampf zu fordern.
    »Der ist für mich!«, schrie Wallerich, und noch ehe Till oder Rolf den Heinzelmann aufhalten konnten, stürmte er auf den Riesen zu.
    Rübezahl hielt seine Keule jetzt wie einen Golfschläger und holte aus, um Wallerich mit einem Hieb bis hinunter zum Rhein zu befördern.
    Rings um den Heinzelmann schlugen Geschosse ein, die vom Dach der Nibelungenhalle hinabgeworfen wurden. Doch

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