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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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der Lenkstange lag ein Schwert in roter Lederscheide.
    Der Biker bremste kurz vor Till und schwang sich lächelnd vom Sattel. Es war Oswald. »Was für ein Morgen! Jahrelang habe ich davon geträumt, wieder mit einer richtigen Maschine über eure schönen, glatten Wege zu fahren.« Er grinste breit. »Es gibt fast nichts im Leben eines Mannes, was noch mehr Spaß macht.« Der Ritter nahm seinen Helm ab und blickte zum verschneiten Drachenfels hoch. »Wie steht die Schlacht?«
    »Sie hat noch nicht begonnen. Die Möwen der Heinzelmänner berichten, dass sich die Dunklen in der Nibelungenhalle und in der Drachenhöhle dahinter verschanzt haben.«
    Oswald strich über die Bartstoppeln an seinem Kinn. »In der Nibelungenhalle.« Er lachte leise. »Bereiten wir ihnen doch ein klassisches Ende und fackeln die Halle über ihren Köpfen ab, so wie es Etzel gemacht hat!«
    »Das geht nicht«, beharrte Till. »Wir wissen nicht, ob sie Geiseln genommen haben.«
    Der Ritter zuckte nur mit den Schultern. »So ist das im Krieg. Ein paar Unschuldige erwischt es immer. Darüber sollte man sich kein Gewissen machen!« Er schlenderte zu dem Tapeziertisch mit den ausgebreiteten Karten.
    Der Student war sich unschlüssig, ob Oswald das ernst gemeint hatte. In der Biografie des Ritters gab es ein paar dunkle Punkte, die er bislang für übles Gerede gehalten hatte. Nachdenklich folgte er Oswald und hörte sich die Debatte über die bevorstehende Schlacht an. Ein großer, hagerer Kerl, der wohl schon Mitte dreißig sein mochte, zog mit einem Filzstift einen dicken Strich über die Karte. Thomas, ein in der Szene anerkannter Experte für antike und mittelalterliche Kriegsführung. Er trug ein leicht rostiges Kettenhemd und hatte seinen Helm auf den Tisch gestellt, um ein Ende der Karte zu beschweren.
    »Hier haben die Dunklen eine Holzpalisade errichtet. Vermutlich aus herausgerissenen Dielenbrettern. Sie blockiert den Zugang zur Nibelungenhalle. Den Standort des Tors haben wir immer noch nicht sicher lokalisieren können. Ich glaube, es ist entweder im Reptilienzoo oder in der so genannten Drachenhöhle. Wenn wir dort hinwollen, müssen wir erst die Palisade stürmen.«
    »Die hacken wir mit unseren Hellebarden klein«, erklärte ein Mann mit starkem Schweizer Akzent. Offensichtlich der Kommandant des vatikanischen Kontingents. »Eine Hälfte meiner Männer kann uns dabei Feuerschutz geben. Wie Sie sicherlich alle wissen, sind meine Eidgenossen berühmt für ihren Umgang mit der Armbrust und wir schießen nicht nur auf Fallobst.«
    Im VW-Bus hinter dem Kartentisch rumpelte es. »Noch nix angreifen!«, grölte Rölps. »Warten bis Sonnenuntergang!«
    »Das geht nicht!« Nöhrgel hatte ein Mikro aufgenommen, das offenbar mit einem Lautsprecher im Inneren des Wagens verbunden war. »Sie werden von Stunde zu Stunde mehr. Wir können nicht länger warten. Ihr seid unsere Reservetruppen, Rölps. Jeder gute Feldherr hält seine besten Männer in Reserve, für den Fall, dass etwas schief geht!«
    »Wir gerne zweitbeste Männer, wenn ihr warten mit Prügeln!«
    »Die Raben haben das Katapult bald in Stellung!«, meldete eine Gestalt in Plattenharnisch.
    Nöhrgel nickte den übrigen Feldkommandanten zu. »Fangen wir an!«
    »Wir protestieren!«, lärmten Rölps und seine Kameraden in dem VW, doch keiner schenkte ihnen Beachtung.
    Till sah sich noch einmal um. Seit gestern Abend hatte er den Inquisitor und seine Leibwache nicht mehr gesehen. Sollte sich der Alte tatsächlich die Schlacht entgehen lassen?
    *
    »Wir sollten auf jeden Fall eine schiefe Schlachtordnung einnehmen!«, murmelte Cagliostro und blies sich auf die rot gefrorenen Finger. »Das war der Lieblingstrick von Friedrich dem Großen. Er war der beste Feldherr meiner Zeit. So können wir auf gar keinen Fall verlieren!«
    Der Erlkönig hörte dem Grafen geduldig zu und schüttelte dann den Kopf. »Dein Friedrich hat fast genauso viele Schlachten verloren, wie er gewonnen hat, und wenn ich mich richtig erinnere, ist sein Königreich nur deshalb nicht untergegangen, weil genau im richtigen Moment die Zarin von Russland starb und er seine erbittertste Widersacherin neben Maria Theresia loswurde. Ich für meinen Teil orientiere mich lieber an der Guerillataktik von Ho Chi Min …«
    »Gesundheit!«
    Der Albenfürst blickte verzweifelt zum Himmel. »Hast du während deiner Zeit bei Mariana mal einen Blick in das große Lexikon geworfen oder wart ihr beide zu sehr

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