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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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seine Keule wie einen Baseballschläger ein!«, schrie jemand aus den vorderen Reihen.
    »Angriff!«, rief Nöhrgel unter dem Kartentisch hervor, während neben dem halb fertig gebauten Katapult des Clans der Raben eine Eisbombe aufschlug. »Angriff!«
    Von überall stürmten Schweizer, Stuntmen und Wochenendritter aus ihrer Deckung. Ein wahrer Hagel von Armbrustbolzen schlug den Verteidigern entgegen, während die Sturmtrupps die improvisierten Pavesen anhoben, tragbare Schutzwände, die aus zwei übereinander genagelten Türen bestanden, auf deren Rückseite ein breiter Haltegriff angebracht war.
    »Wer hat sich denn den Scheiß ausgedacht!«, fluchte Rolf und stemmte eine Pavese hoch, während Till neben ihm in Deckung ging.
    »Ich weiß gar nicht, was du hast!«, rief Martin herüber, der keine Schwierigkeiten damit zu haben schien, seine Schutzwand hochzuheben.
    Wallerich gesellte sich zu ihnen. Er trug einen Zimmermannshammer, der für ihn so schwer war, dass er ihn mit beiden Händen halten musste. Till zog einen Rabenschnabel aus seinem Gürtel. »Vorwärts, Jungs, hauen wir ihre Palisade kurz und klein.«
    Langsam setzte sich die Front der durch die Pavesen geschützten Krieger in Bewegung. Auf dem vereisten Weg war jeder Schritt ein Wagnis. Links von sich konnte Till einen Ritter in Panzerschuhen beobachten, der hoffnungslos den Halt verlor. Mit beiden Armen rudernd rang er um sein Gleichgewicht, stieß dabei noch seinen Gefährten an, der die Schutzwand trug, sodass beide schließlich hinschlugen. Von der Palisade und dem Dach der Nibelungenhalle ertönte höhnisches Gelächter, und als Till seinen Kopf aus der Deckung schob, konnte er sehen, wie sich die Redcaps am Rand des Kuppeldachs aufgestellt hatten, ihre geflickten Hosen herunterzogen und ihnen die nackten Ärsche entgegenstreckten. Eine Salve der Schweizer Armbrustschützen zwang die Kobolde jedoch sich rasch wieder hinter die steinerne Brüstung in Sicherheit zu bringen.
    Dann erreichten die Angreifer die Stolperdrähte und wieder gingen etliche der Schutzwände zu Boden. Heinzelmänner, die sich den Sturmtruppen angeschlossen hatten, verließen die sichere Deckung und hieben mit Hämmern auf die Holzpflöcke ein, zwischen denen man die Drähte gespannt hatte.
    Vom Dach der Nibelungenhalle wurden sie jetzt mit faustgroßen Eisbällen bombardiert. Doch die Geschosse zerplatzten wirkungslos an den dicken Holzwänden. Selbst Pfeile, die vereinzelt abgeschossen wurden, vermochten die Pavesen nicht zu durchschlagen.
    Etwas Dunkles flog über sie hinweg und traf platschend auf die Palisade. Angewidert betrachtete Till den schleimigen braunen Fleck auf der Holzwand. Das Geschoss war zerspritzt und hatte auch einen der gegnerischen Ritter besudelt. Von der Katapultmannschaft hinter ihnen erklang Jubelgeschrei.
    »Was um Gottes willen ist das?«
    »Schokoladenpudding, auf kleiner Flamme mit Weißleim angerührt«, schnaufte Rolf. »Dann gibt es noch ein paar geheime Zutaten.«
    »Das sieht ja aus wie Scheiße«, mokierte sich Wallerich. »Welches kranke Hirn hat sich das denn ausgedacht? Wollen wir unsere Feinde damit beleidigen?«
    »Bei dieser Kälte gefriert es binnen weniger Augenblicke. Es verklebt die Sehschlitze der Rüstungen und setzt sich zwischen allen Metallteilen fest. Wer davon getroffen wird, ist so gut wie gelähmt. Also, ich halte das für eine klasse Idee. Aber jetzt macht euch bereit! Wir müssten jeden Augenblick vor der Palisade stehen.« Rolf setzte für einen Moment die schwere Pavese ab und wischte sich über die schweißnasse Stirn. »Seht euch das nur an!« Er deutete zu einigen voll gepanzerten Rittern vom Clan der Raben. Nebliger Dunst stieg aus allen Öffnungen ihrer Rüstungen. Deutlich konnte man das Keuchen der Ritter hören.
    »Das Unterzeug unter den Brustpanzern und Beinschienen. Wahrscheinlich werden sie trotz der Kälte in Schweiß gebadet sein. Alles nur Physik!«, erklärte Wallerich im unterkühlten Tonfall des überlegenen Denkers.
    Krachend schlug knapp einen Meter neben ihnen ein mächtiger Felsbrocken aufs Eis.
    »Sieht so aus, als hätte sich Rübezahl neue Ziele ausgesucht!« Tills Stimme zitterte. »Los, Rolf. Wir wollen doch nicht, dass es uns auf den letzten paar Schritten erwischt.« Auch wenn seine Stimme jetzt wieder selbstsicher klang, hatte er weiche Knie. Er blickte zu den Schrecken erregenden Rittern auf der Palisade. Till hatte schon hunderte von Schwertkämpfen bestritten, doch das war immer nur

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