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Nebenweit (German Edition)

Nebenweit (German Edition)

Titel: Nebenweit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Zwack
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polizeilich gesucht wird.«
    »Und Sie haben keine Ahnung, wo er sein könnte? Heißt das …?«
    »Wir sollten keine vorschnellen Schlüsse ziehen, Carol. Normalerweise wird man bei einem ›Rutsch‹ zwischen den Zeitlinien an exakt denselben Punkt in der Anderwelt versetzt, an dem man sich in der Ausgangswelt befunden hat. Aber es sind auch Fälle bekannt geworden, sehr wenige, möchte ich hinzufügen, wo jemand an einem völlig anderen Ort, Hunderte von Kilometern entfernt, herauskam. Das kann natürlich zu Schwierigkeiten führen, und deshalb –«
    »Schwierigkeiten!«, erregte sich Carol. »Heißt das, dass er ebenso gut am Nordpol oder vielleicht irgendwo in der Sahara aufgetaucht sein kann? Das würde ja seinen sicheren Tod bedeuten!« Sie fing zu schluchzen an, sprang auf und rannte zur Treppe. Verschwand im Obergeschoss, wo ich hörte, wie eine Tür hinter ihr ins Schloss fiel.
    Ich warf Dupont einen hilflosen Blick zu. »Danke zunächst einmal. Danke, dass Sie nicht verraten haben, dass ich es schon seit gestern weiß. Aber, Carol hat doch recht, nicht wahr? Er könnte tatsächlich am Nordpol aufgetaucht sein?«
    Dupont schüttelte den Kopf. »Höchst unwahrscheinlich – aber das macht es nicht leichter. Nein, eher in einer anderen Zeitlinie, der Roma-Aeterna oder der Germania beispielsweise. Oder, noch schlimmer, einer, die wir gar nicht kennen. Vielleicht sogar einer, in der es gar keine Menschen, gar keine Zivilisation gibt.« Er nickte nachdenklich. »Ich habe ja schon erwähnt, dass wir einige Fälle kennen, sehr wenige, dass Leute einfach verschwunden und nie wieder aufgetaucht sind. Und das waren ausnahmslose solche, die den ›Rutsch‹ nicht beherrschten und von denen man daher annehmen muss, dass sie irgendwo sozusagen gestrandet sind und keine Möglichkeit zur Rückkehr hatten.« Er hielt inne. »Tragisch, ich weiß, aber darauf deutet im Falle ihres Zwillings einiges hin. Ich halte es für ein Gebot der Fairness, das auch Ihrer Gattin zu sagen.« Er stockte und fügte dann mit einem verlegenen Lächeln hinzu. »Carol, meine ich.«
    Ich konnte nur nicken.
    Ich versuchte, mir auszumalen, was wohl ›meine‹ Carol empfinden mochte, wie sie mit der Ungewissheit fertigwurde. Da musste man vor einem Monat vor einer leeren Berghütte mit einer aufgebrochenen Tür einen fahrerlosen Mercedes Geländewagen mit laufendem Motor gefunden haben. Vielleicht gab es sogar Fußspuren, die in die Hütte hineinführten, aber nicht mehr heraus und – nichts, keine Spur von dem Mann, der den Wagen gefahren hatte. Ich überlegte, wie ich das Carol beibringen sollte – der Carol in dieser Zeitlinie, der Frau, deren Mann verschwunden war. Aber da gab es nichts mehr beizubringen, Sie hatte es ja mit eigenen Ohren gehört, hatte sich jetzt in ihr Zimmer verkrochen und versuchte, mit der Nachricht fertigzuwerden. Wie sollte ich mich jetzt ihr gegenüber verhalten? War die Harmonie, die sich zwischen uns eingestellt hatte, die Vertrautheit, vielleicht jetzt wieder dahin? War ich ihr plötzlich wieder ein Fremder geworden?
    Dupont musste gespürt haben, was in mir vorging. Er hatte stumm gewartet, mit seiner Tasse gespielt und mit gesenktem Blick darauf gewartet, dass ich aus meiner Starre erwachte.
    »Und nun?«, fragte ich ihn abrupt, ohne dabei zu wissen, was ich eigentlich von ihm wissen wollte.
    »Tja«, meinte er und zuckte mit einer unnachahmlich gallisch wirkenden Geste die Achseln. »Wenn ich das wüsste! Um ehrlich zu sein, bin ich in erster Linie gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass wir beschlossen haben, gegen Antolax und seine Gruppe andere Saiten aufzuziehen. Ich habe mich mit meinen Kollegen darauf geeinigt, dass wir versuchen wollen, ihn in unsere Gewalt zu bringen. Ein Kommandounternehmen nennt man das ja wohl.
    Ladox, das ist der Resident in der Germaniawelt, ein alter Freund von mir, wir haben gemeinsam unsere Ausbildung absolviert, will das in die Hand nehmen. Er hat gute Beziehungen zum Untergrund und will mir in den nächsten Tagen berichten, wie es weitergeht. Bis dahin kann ich Ihnen nur zu größter Vorsicht raten. Dass man Mortimer entführt hat, lässt erkennen, dass Antolax vor radikalen Maßnahmen nicht zurückschreckt und auch bereit ist, gewisse Risiken einzugehen. Da Sie sich ja nicht gut an die Polizei wenden können, biete ich Ihnen an, zwei Mann unserer Sicherheitsabteilung zu Ihrem Schutz in Ihrem Haus zu postieren.«
    Mir fiel ein Stein vom Herzen. Seit ich gestern Morgen die

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