Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebenweit (German Edition)

Nebenweit (German Edition)

Titel: Nebenweit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Zwack
Vom Netzwerk:
Industriekonzern, weltweit auf Reisen geschickt, damit ich ihre Produkte ausländischen Kunden schmackhaft machen sollte, mich später in einige ausländische Filialen geschickt, wo ich mich allmählich auf der Karriereleiter hocharbeiten konnte, bis man mir, sozusagen als Krönung meiner Laufbahn, die Leitung der Filiale in den Konföderierten Staaten von Amerika in deren Hauptstadt Richmond übertragen hatte, wo ich auch bei einem früheren Einsatz meine Frau, Carol, kennengelernt hatte.
    Ich war dort sechs Jahre tätig gewesen, bis ich von der ständigen Hektik genug hatte und mich für den vorgezogenen Ruhestand entschied. Den konnte ich mir dank ein wenig Glück an der Börse materiell und dank meines im Laufe der Jahre immer intensiver gewordenen schriftstellerischen Hobbys auch intellektuell leisten. Wir verbrachten dann noch drei Jahre – zum Eingewöhnen in den Ruhestand – in Naples an der Westküste Floridas, ehe es uns wieder in meine eigentliche Heimat nach München zurückzog. Carol, meine Frau, habe ich während meines ersten Einsatzes in  Richmond auf einer der zahllosen Partys kennengelernt und sie auch bald darauf geheiratet. Sie hat mich bei meinen sämtlichen Auslandseinsätzen und auch auf vielen Reisen begleitet, und so sind wir uns immer in jeder Hinsicht nahe geblieben. Mein Hobby ist übrigens die Technovision, die mich nach einigen zunächst als Hobby, später durchaus mit dem Ziel des Gelderwerbs angefertigten Übersetzungen dazu veranlasst hatte, zum Freizeit-Autor zu werden.
    Unsere beiden Kinder, Max und Jessie, haben sich bereits abgenabelt, Max arbeitet bei der Commerzbank, Jessie studiert noch an der TH. Beide haben ihre eigene Wohnung und sind auch abgesehen vom elterlichen Finanzzuschuss, den Jessie noch braucht, recht selbständig, sodass wir den Ruhestand mit vollen Zügen genießen können. Wir reisen gern, fühlen uns aber jetzt seit etwa zwei Monaten in unserem Refugium hoch über den Morgennebeln, die häufig die Täler vor uns verbergen, recht wohl.
    Zweifel an unserer Entscheidung hatten wir bisher ganz selten – dann etwa, wenn sich am frühen Abend herausstellt, das keine Wurst mehr im Haus ist und keiner von uns beiden Lust hat, noch einmal die Fahrt ins Tal anzutreten … aber das könnte uns schließlich in München genauso gehen.
    Und dann kam der Tag, an dem mir auf schreckliche Weise klar zu werden begann, was es mit den zwei Mietern in zwei Jahren vielleicht auf sich gehabt haben konnte …
    ***
     
    Ich war mit Einkaufen dran, außerdem war Montag, und da gab es immer den ›Spiegel‹, auf den ich nicht verzichten wollte. Mit dem Abonnement hatte das nicht mehr geklappt, denn Postzustellung ›in der Einöde‹ war nicht drin, jedenfalls nicht, wenn man auf Regelmäßigkeit und Pünktlichkeit Wert legte …
    Etwa einen Kilometer hügelabwärts von unserem Haus steht eine alte Forsthütte, an der wir immer vorbeifahren, wenn uns ein Einkaufstrip ins Tal führt. Eine ganz normale alte Hütte ist das, aus Brettern zusammengenagelt, von Wind und Wetter grau ausgelaugt und mit einem ganz normalen Vorhängeschloss an der Tür, um ihren Inhalt – vermutlich Werkzeug aller Art – vor dem Zugriff unliebsamer Elemente zu schützen.
    Keine hundert Meter nach besagter Hütte hatte der Sturm einen Baum über die Straße geworfen, ein unüberwindliches Hindernis für meinen Geländewagen. Und natürlich wieder mal kein Netz – also tippte ich auf meinem Mobi, mit dem ich Hilfe beim Forstamt anfordern wollte, wieder auf AUS .
    Die Hütte! Bestimmt gab es dort eine Säge, also würde ich mir selbst helfen können. Dass ich dazu das Schloss aufbrechen musste, würde mir der Förster sicherlich nachsehen, ich würde es ihm ja vom Tal aus sofort melden …
    Im Inneren der Hütte roch es muffig, vermutlich war ich der erste Besucher seit Jahren, schließlich führen Forstarbeiter ihr Werkzeug ja meist mit sich. Auf dem Boden befanden sich seltsame Markierungen, die man aber in dem in der Hütte herrschenden Zweilicht nicht richtig erkennen konnte – doch das beschäftigte mich nicht weiter. Ich brauchte jetzt eine Säge oder … da lehnte ja schon eine an der Wand.
    Plötzlich wurde mir schwarz vor den Augen, offenbar war ich zu schnell aus dem Wagen gestiegen, und mein Kreislauf machte da irgendwie nicht mit. Ich verspürte einen heftigen Stoß an der Stirn – Zinedine Sidane , durchzuckte es mich, und in diesem Augenblick erinnerte ich mich des Endspiels der letzten

Weitere Kostenlose Bücher