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Nebenweit (German Edition)

Nebenweit (German Edition)

Titel: Nebenweit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Zwack
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keine slawische Sprache sprachen – und ganz bestimmt nicht Chinesisch oder Japanisch –, war da nichts auszumachen. Allenfalls glaubte ich, gewisse romanische Klänge wahrzunehmen, aber auch das bildete ich mir möglicherweise ein.
    Ich fuhr schweißgebadet hoch. Ich hatte die Männer so deutlich gesehen, als ob ich neben ihnen im Raum gestanden und ihre Stimmen gehört hätte …
    Ich knipste die Nachttischlampe an, sah mich um – doch da war niemand im Raum. Das Fenster war offen, die Läden geschlossen, durch die Ritzen fiel Mondlicht ins Zimmer und zeichnete Streifen auf den Boden. Ich sah auf die Uhr. 2:30 Uhr, etwa die gleiche Zeit wie beim letzten Traum. Einen Augenblick lang erwog ich, aufzustehen und zur Hütte zu fahren, aber das hatte so keinen Sinn. Ich musste überlegen, musste mir klar werden, wie ich mich verhalten, wie den Kontakt zu diesen Leuten herstellen sollte. Leuten, die offenbar über eine Art telepathischer Fähigkeit verfügten. Vielleicht hätte ich den Zettel mit meinem Hilferuf doch in der Hütte lassen sollen.
    Ob es Sinn hatte, es meinerseits mit einer Gedankenbotschaft zu versuchen? Ich setzte mich auf, presste die Hände an die Schläfen, schloss die Augen und konzentrierte mich.
    Ja, ich war in der Hütte und habe Sie gesehen!
    Das entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit …
    Sie haben mich aus meiner Welt herausgerissen, mich hierher versetzt, und jetzt brauche ich Ihre Hilfe.
    Vielleicht eine Viertelstunde lang konzentrierte ich mich darauf, immer wieder diese Botschaft abzusetzen, glaubte aber eigentlich selbst nicht, dass das etwas bringen würde. Schließlich gab ich auf. Nein, da musste es einen besseren Weg geben.
        
     
     

10
     
    Zwölf Stunden später glaubte ich, einen solchen Weg gefunden zu haben. Gleich am Morgen hatte ich mich zum nächsten Elektronikmarkt in Bewegung gesetzt und mir dort die Dinge besorgt, die ich zur Verwirklichung meiner Idee brauche. Mit einigem Bangen, gestand ich mir, da mir bewusst war, dass man ›hier‹ ein gutes Stück weiter war als in meiner Welt. Aber ich hatte das Glück, in der ›Welt der Elektronik‹ einen fachkundigen Verkäufer zu finden, dem es sichtlich Spaß machte, einem unerfahrenen, älteren Laien behilflich zu sein.
    Technisch mochte man weiter sein, aber die Leute, die sich berufsmäßig mit solchen Dingen beschäftigten, ähnelten sich hier wie dort aufs Haar. Mein Verkäufer war um die zwanzig, pickelig, übergewichtig, hatte fettiges Haar und trug ein viel zu weites T-Shirt, das ihm bis zu den Hüften reichte.
    Der junge Mann war äußerst hilfsbereit und genoss es sichtlich, es mit einem Kunden zu tun zu haben, der zu ihm aufblickte, besser gesagt zu seinen Fachkenntnissen auf dem Gebiet der Informationstechnik. Dass ich all seinen Empfehlungen folgte, sein überlegenes Wissen in keiner Weise anzweifelte und mir am Ende ein paar der mir empfohlenen Teile gleich in mehrfacher Ausfertigung aufschwätzen ließ, steigerte vermutlich den guten Eindruck, den ich bei ihm hinterließ.
    Das Objektiv der Videokamera, die ich in der Hütte montierte, war nicht größer als ein Stecknadelkopf. Die ganze, mit einem hauchdünnen Draht damit verbundene Kamera nebst Sender hätte man unter einer Briefmarke verstecken können. Ich brachte sie in einem Astloch unter. Der ganze Apparatismus war akustisch gesteuert und würde sich einschalten, sobald jemand in der Hütte zu sprechen begann. Das alles entsprach noch durchaus meinem Vorstellungsvermögen, wenn mich auch die winzigen Dimensionen des Senders verblüfften, der das Bild auf drahtlosem Wege auf meinen Rechner zu Hause übertragen würde. ›Rechner‹ sagte man hier. Als ich dem Verkäufer gegenüber von meinem ›Computer‹ gesprochen hatte, hatte der mich verständnislos angesehen, worauf ich meinen Fehler schnell korrigiert hatte. Die andere Hälfte meiner Installation überstieg allerdings meine Kenntnisse erheblich, aber ich vertraute den Erklärungen, die mir der junge Mann ein wenig herablassend geliefert hatte. Vermutlich sah er meinem Alter einiges nach.
    Es handelte sich um einen natürlich ebenso winzigen Holoprojektor. Ein Ding von der Größe einer Streichholzschachtel mit zwei stecknadelkopfgroßen Linsen an der Schmalseite, die plastisch wirkende Bilder in naturgetreuer Größe, eben Hologramme, erzeugten, denen ich vom Mikrofon meines Rechners zu Hause meine Stimme verleihen konnte.
    Sobald nun jemand in der Hütte zu sprechen begann, würde mir der

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