Nebenweit (German Edition)
Rechner in meinem Büro das signalisieren und ich konnte versuchen, mit diesen Leuten zu kommunizieren. Natürlich nur, sofern es sich nicht um irgendwelche Forstarbeiter handelte!
Falls diese Typen in den grünen Hosen das plötzliche Auftauchen eines Hologramms erschrecken sollte, geschah ihnen das nur recht, dachte ich ein wenig boshaft.
Die ganze Installation hatte nicht einmal eine halbe Stunde gedauert. Ich verließ die Hütte, schloss sie ordnungsgemäß wieder ab und setzte mich in meinen Wagen. Jetzt würde ich schleunigst nach Hause fahren und die nächsten Tage meinen Schreibtisch nicht mehr verlassen. Kein Problem, ich hatte ja genügend Lesestoff und auch eine ganze Menge nachzulesen.
***
Zu Hause angelangt fuhr ich den Mercedes in die Garage, dachte diesmal an das Stromkabel und ging dann ins Haus. Charlie musterte mich vorwurfsvoll, weil ich ihn so lange allein gelassen hatte, und folgte mir freudig ins Freie, wo wir einen kurzen Pflichtspaziergang absolvierten, den ich schon nach zehn Minuten beendete, weil es mich drängte, das Funktionieren meiner Installation zu erproben. Ich hatte dazu mit einigem Weitblick einen kleinen elektronischen Wecker gekauft, ihn auf vier Uhr gestellt und in der Hütte gelassen und wartete jetzt vor dem Bildschirm gespannt darauf, dass er Laut gab und damit meine Installation aktivierte. In fünf Minuten würde es so weit sein.
Alles war bereit, der Rechner eingeschaltet, und ich zählte die Sekunden, aufgeregt, als würde ich den Countdown eines ›Raumpendlers‹ beobachten – ebenfalls ein Terminus, den ich aus der Zeitung hatte. Die Europäische Föderation besaß davon ein gutes Dutzend, die regelmäßig zwischen den Weltraumhäfen Kourou in Französisch-Guayana und Baikonur in Kasachstan und den dem Völkerbund unterstehenden internationalen Raumstationen verkehrten. Auch Japan und Britannia verfügten über Raumfähren, und wie es schien, verkehrten diese in regelmäßigen Abständen, praktisch fahrplanmäßig, zwischen den diversen Weltraumhäfen und den Stationen im Orbit.
Das elektronische Zirpen des Weckers riss mich aus meinen Gedanken. Auf dem Bildschirm tauchten die dunklen Umrisse von Werkzeugen an der Hüttenwand auf. Ich hatte nicht bedacht, dass es in der Hütte ja dunkel war, aber die Männer würden ja mutmaßlich nicht im Dunkeln dort miteinander reden. In meinem ersten Traum war die Hütte von einer auf dem Boden stehenden Leuchtquelle taghell beleuchtet gewesen.
»Hallo, Hallo, Test, eins, zwo, drei«, deklamierte ich nicht gerade fantasievoll, schaltete die Holoprojektion ein und registrierte erfreut, dass meine Worte durch die Rückkopplung etwas verzerrt aus dem Lautsprecher hallten. Es funktionierte also, und zu meinem Entzücken konnte ich auf dem Bildschirm auch mein eigenes, von fahlem Leuchten umgebenes, holografisches Abbild erkennen.
Warmes Glücksgefühl erfasste mich. Ich kam mir wie ein bedeutender Erfinder vor, jemand, der der Menschheit eine neue Erkenntnis geschenkt hatte, auch wenn ich in Wirklichkeit nur vorhandene Technik eingesetzt hatte, was aber mir, einem Mann des geschriebenen Wortes, wie eine gewaltige Leistung erschien. Zum ersten Mal seit drei Tagen, seit dem Augenblick, als mir die ganze Tragweite meiner völligen Verlassenheit und die Ausweglosigkeit meiner Lage bewusst geworden war, stellte sich echtes Wohlbehagen ein. Ich sprach noch ein paar Worte und ließ es dann gut sein, was dazu führte, dass der Bildschirm nach ein paar Augenblicken der Stille wieder auf den Bildschirmschoner zurückschaltete.
11
Das Warten hatte begonnen. Ich saß vor dem Fernseher und tat so, als würde ich dem Geschehen auf der großen Projektionsfläche folgen, hätte aber niemandem sagen können, was ich eigentlich dort sah. Das kleine Fenster in der unteren Ecke war jetzt schon seit einem Tag dunkel geblieben, nichts hatte sich in der Hütte geregt, und ich begann am Sinn meines Vorhabens zu zweifeln. Ob ich mir das alles nur eingebildet hatte, die Männer in der Hütte, die Lichtblitze, gar die ganze Geschichte mit der Parallelwelt? War das alles vielleicht nur eine besondere Form der Amnesie? Eine Überreaktion meiner Fantasie?
Nein, das konnte natürlich nicht sein, schließlich saß ich hier vor einem Fernseher, der plastische Bilder lieferte, so plastisch, dass man meinen konnte, man könne sie berühren, und die Nachrichten, die diese plastisch wirkenden Gestalten im Studio verlasen, kündeten
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