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Nebenwirkungen

Nebenwirkungen

Titel: Nebenwirkungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woody Allen
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aussah wie ein Schafskäse, "weil sie nett ist". Iris Merman machte mit allen Männern rum, die im Dreistaateneck gemeldet waren. Niemandes Beziehung konnte wirklich glücklich genannt werden. Unverzüglich bekam ich schwere Alpträume.
    Ich träumte, ich besuchte eine Singlebar, wo eine Rotte vagierender Sekretärinnen über mich herfiel. Sie fuchtelten mit Messern rum und zwangen mich, was Nettes über den Bezirk Queens zu sagen. Mein Analytiker riet mir zum Kompromiß. Mein Rabbi sagte: "Heirate, heirate! Wie war’s mit einer Frau wie Mrs. Blitzstein? Sie ist vielleicht keine große Schönheit, aber keine kann Essen und leichte Feuerwaffen besser aus einem Ghetto raus- und auch reinschmuggeln." Eine Schauspielerin, die mir versicherte, ihr wahrer Ehrgeiz sei es, in einem Kaffeehaus als Kellnerin zu arbeiten, schien Anlaß zu Hoffnungen zu geben, aber während eines kurzen Essens war ihre einzige Antwort auf alles, was ich sagte: "Is das staaak!" Eines Abends dann ging ich, weil ich mich nach einem besonders anstrengenden Tag im Krankenhaus entspannen wollte, allein in ein Strawinsky-Konzert. In der Pause begegnete ich Olive Chomsky, und mein Leben änderte sich.
    Olive Chomsky, gebildet und ironisch, die Eliot zitierte und Tennis sowie Bachs "Zweistimmige Inventionen" auf dem Klavier spielte. Und die nie "Oh wow" sagte oder irgendwas trug, worauf Pucci oder Gucci stand, oder sich Country-and-Western-Musik oder Interviewsendungen anhörte. Und die übrigens stets bei erster bester Gelegenheit dazu bereit war, das Unaussprechliche zu tun und sogar damit den Anfang zu machen. Was für fröhliche Monate verbrachte ich nicht mit ihr, bis meine Sexenergie (ich glaube, sie ist in das Guinness Buch der Weltrekorde eingegangen) nachließ. Konzerte, Kinobesuche, Essen, Wochenenden, endlose wundervolle Diskussionen über alles von Pogo bis zum Rigweda. Und nie eine Banalität von ihren Lippen. Nur Erkenntnisse. Und Witz! Und natürlich die angemessene Feindseligkeit gegen alle lohnenden Zielscheiben: Politiker, Fernsehen, Gesichtsstraffungen, die Architektur des neuen Wohnungsbaus, Männer in Hausanzügen, Filmkurse und Leute, die Sätze mit "Im Grunde" beginnen.
    Oh, verflucht der Tag, an dem ein mutwilliger Lichtstrahl diese unbeschreiblichen Gesichtszüge hervorkitzelte, die mir Tante Rifkas stumpfe Visage in Erinnerung riefen. Und verflucht auch der Tag, an dem auf einer Loftparty in SoHo ein erotischer Urtyp mit dem unwahrscheinlichen Namen Tiffany Schmiederer sich den karierten Wollkniestrumpf wieder hochzog und mit einer Stimme, die wie die einer Maus im Zeichentrickfilm klang, zu mir sagte: "Was bist ’n du für ’n Sternbild?" Während sich Haare und Hauer in meinem Gesicht in der Art des klassischen Wolfsmenschen hörbar aufrichteten, fühlte ich mich genötigt, sie mit einer kurzen Ausführung über Astrologie zu unterhalten, ein Thema, das innerhalb meiner intellektuellen Interessen mit so schwerwiegenden Problemen wie Elektroschocktherapie, Alphawellen und der Fähigkeit von Trollen, Gold zu finden, konkurrierte.
    Stunden später fand ich mich im Zustand wachsartiger Nachgiebigkeit wieder, als das letzte Stück der winzigen Dessous geräuschlos um ihre Knöchel zu Boden glitt und ich unfaßbarerweise in die holländische Nationalhymne ausbrach. Wir trieben’s dann miteinander nach Art der "Fliegenden Wallendas". Und so ging das los.
    Ausreden gegenüber Olive. Heimliche Treffen mit Tiffany. Entschuldigungen gegenüber der Frau, die ich liebte, während ich meine Wollust woanders verausgabte. Tatsächlich verausgabte an ein nichtssagendes kleines Flittchen, dessen Berührung und Gewackele mir die Schädeldecke hochhob wie eine Frisbeescheibe und wie eine Fliegende Untertasse im Raum herumschweben ließ. Ich gab meine Verantwortung gegenüber der Frau meiner Träume für eine körperliche Leidenschaft auf, ganz ähnlich, wie Emil Jannings sie im Blauen Engel erfahren hatte. Einmal stellte ich mich krank und bat Olive, mit ihrer Mutter zu einem Brahms-Konzert zu gehen, nur damit ich die blödsinnigen Marotten meiner lüsternen Göttin befriedigen konnte, die darauf bestand, ich solle rüberkommen und mir im Fernsehen "Das ist dein Leben" ansehen, "denn sie bringen Johnny Cash!" Doch als ich meine Pflicht erfüllt und die Show überstanden hatte, belohnte sie mich damit, daß sie meine Widerstandsregler runterzog und meine Libido zum Planeten Neptun schoß. Ein andermal sagte ich ganz beiläufig zu Olive, ich

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