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Nebenwirkungen

Nebenwirkungen

Titel: Nebenwirkungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woody Allen
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sagt ihm, er solle weitergehen, und ein Streit beginnt. Als er vorüber ist, ist der Polizist zehn Zentimeter groß. Außer sich versucht er immer noch, die Verhaftung vorzunehmen, aber seine Stimme ist so hoch, daß keiner ihn versteht. Wenig später kommt eine Katze über die Straße, und der Polizist muß um sein Leben rennen.
    Paris: Nasse Trottoirs. Und Lichter - überall sind Lichter! In einem Straßencafe stoße ich auf einen Mann. Es ist Henri Malraux. Komischerweise denkt er, ich wäre Henri Malraux. Ich erkläre ihm, er sei Malraux und ich bloß ein Student. Darüber ist er erleichtert, denn er liebt Madame Malraux, und es gefiele ihm gar nicht, wenn sie meine Frau wäre. Wir sprechen über ernste Dinge, und er erzählt mir, dem Menschen stehe es frei, sich sein Schicksal zu wählen, und er könne das Dasein nicht wirklich begreifen, wenn ihm nicht klar sei, daß der Tod ein Teil des Lebens ist. Dann erbietet er sich, mir eine Hasenpfote zu verkaufen. Jahre später begegnen wir uns bei einem Essen, und wieder beharrt er darauf, ich sei Malraux. Diesmal bin ich damit einverstanden und muß seinen Obstsalat essen.
    Herbst. Paris wird wieder einmal durch einen Streik lahmgelegt. Diesmal sind es die Akrobaten. Keiner schlägt mehr Purzelbäume, und die Stadt gerät ins Stocken. Bald weitet der Streik sich auch auf die Jongleure aus, dann auf die Bauchredner. Die Pariser sehen das als wichtige Dienstleistung an, und die Studenten werden rabiat. Zwei Algerier werden beim Handstand erwischt und bekommen die Köpfe rasiert.
    Ein zehnjähriges Mädchen mit langen braunen Locken und grünen Augen versteckt Plastiksprengstoff in der Mousse au chocolat des Innenministers. Beim ersten Happen fliegt er durch das Dach vom "Fouquet’s" und landet unverletzt in Les Halles. Nun gibt’s Les Halles nicht mehr.
    Durch Mexiko im Auto: Die Armut ist erschütternd. Sombrerotrauben lassen unwillkürlich an die Fresken von Orozco denken. Es sind über hundert Grad im Schatten. Ein armer Indio verkauft mir eine Enchilada mit gebratenem Schweinefleisch. Sie schmeckt köstlich, und ich spüle sie mit etwas Eiswasser hinunter. Ich fühle eine leichte Übelkeit im Magen und fange plötzlich an, Holländisch zu sprechen. Mit einemmal läßt mich ein sanfter Bauchschmerz mich zusammenkrümmen, als werde ein Buch zugeschlagen. Sechs Monate später wache ich in einem mexikanischen Krankenhaus auf, bin völlig kahl und halte krampfhaft einen Yale-Wimpel umklammert. Es war ein fürchterliches Erlebnis, und man sagt mir, als ich, nahe an der Schwelle des Todes, im Fieber phantasierte, hätte ich mir aus Hongkong zwei Anzüge bestellt.
    Ich erhole mich in einer Abteilung voller prächtiger Leute vom Lande, von denen mehrere später gute Freunde von mir werden. Da ist Alonso, dessen Mutter wollte, daß er Matador wird. Er wird von einem Stier auf die Hörner genommen, später nimmt ihn auch seine Mutter auf die Hörner. Und Jüan, ein einfacher Schweinezüchter, der nicht seinen Namen schreiben konnte, es aber irgendwie fertigkriegte, ITT um sechs Millionen Dollar zu betrügen. Und der alte Hernändez, der jahrelang neben Zapata geritten war, bis der große Revolutionär ihn wegen fortwährenden Kickens nach ihm verhaften ließ.
    Regen. Sechs Tage hintereinander Regen. Dann Nebel. Ich sitze mit Willie Maugham in einem Londoner Pub. Ich bin bedrückt, weil mein erster Roman "Ein stolzes Brechmittel" von der Kritik kühl aufgenommen worden ist. Die einzige wohlwollende Rezension, in der Times, wurde durch den letzten Satz entwertet, in dem das Buch "ein Konglomerat eselhafter Klischees ohne Beispiel in der abendländischen Literatur" genannt wurde.
    Maugham setzt mir auseinander, daß dieses Zitat auf viele Arten interpretiert werden könne, allerdings wäre es wohl das beste, es nicht für die Buchreklame zu verwenden. Wir schlendern jetzt die Old Brompton Road hinauf, und der Regen setzt wieder ein. Ich biete Maugham meinen Regenschirm an, und er nimmt ihn, obwohl er bereits einen Regenschirm hat. Maugham trägt nun zwei geöffnete Regenschirme, und ich gehe neben ihm her.
    "Man darf die Kritik nicht zu ernst nehmen", sagt er zu mir.
    "Meine erste Kurzgeschichte wurde von einem pingeligen Kritiker grausam lächerlich gemacht. Ich grübelte und machte sarkastische Bemerkungen über den Mann. Dann las ich eines Tages die Geschichte wieder und bemerkte, daß er recht gehabt hatte. Sie war seicht und schlecht gebaut. Niemals vergaß ich diesen

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