Nebular Sammelband 1 - Die Triton-Basis (Episode 1 - 5) (German Edition)

denkenden Menschen aus der Fassung bringen
, dachte Davis und sah sich den gewaltigen Trichter genauer an. Die unbekannte Anlage war gut und gerne dreihundert Meter im Durchmesser und ebenso tief. Die Wandung des Objekts wurde von einem schwarzen Material ausgekleidet und wies eine spiralförmige Struktur auf, die sich wie ein Schneckengewinde nach unten fortsetzte. Tief unten gab es eine große Öffnung, die halb im Schatten des Trichters lag und nicht eingesehen werden konnte.
    Einen Moment spielte Davis mit dem Gedanken an der Wendelstruktur hinabzuklettern, dann verwarf er die Idee.
    »Was kann das sein?«, fragte Karokan mit vibrierender Stimme.
    »Sie haben sich wieder unter Kontrolle? Schön!«, bemerkte Davis gedankenverloren. »Wie lautet Ihre Interpretation dieser Anlage? Ich bin bisher zu keinem Ergebnis gekommen und bekannt für meine kreativen Gedanken. In diesem Fall bin ich mit meinem Latein am Ende.«
    »Es könnte sich um den Auslass einer gigantischen Waffe handeln. Möglicherweise haben wir es mit einem enorm großen Radioteleskop zu tun, mit dem die Außerirdischen unseren Funkverkehr abhören. Ich glaube, der Trichter ist lediglich der sichtbare Teil einer viel größeren, unterirdischen Anlage.«
    Caroline zielte erneut mit dem Geigerdetektor in den Trichter hinein. »Die Strahlungswerte deuten darauf hin, dass vor nicht allzu langer Zeit atomare Prozesse abliefen. Was immer diese Anlage darstellt, sie hat radioaktives Material oder Plasma ausgestoßen. Was haltet ihr von einem Entlüftungssystem für einen Reaktor oder eine unterirdische Großanlage?«
    »Ein interessanter Gedanke«, bestätigte Davis.
    »Wir zeichnen alles auf und ziehen uns zum Scout-Schiff zurück«, forderte Caroline erneut. »Die Unbekannten haben den Instrumententräger zerstört und könnten mit unserem Schiff genauso verfahren. Ohne die Hawk sind wir ihnen ausgeliefert. Wenn unsere Landung nicht bemerkt wurde, können wir mit einem schnellen Start entkommen.« Die Angst war Caroline buchstäblich ins Gesicht geschrieben.
    »Und du glaubst, die Unbekannten werden uns einfach starten lassen, nachdem wir all dies gesehen haben? Ich habe meine Zweifel. Ich bin davon überzeugt, unsere Anwesenheit wurde bemerkt«, widersprach Davis.
    »Wenn das stimmt, warum sind wir noch nicht angegriffen worden?«, wollte Caroline wissen.
    Davis wollte seine Partnerin nicht beunruhigen. Es war richtig, sich mit derartigen Fragen auseinandersetzen. »Ich denke, sie erwarten von uns genau dieses Verhalten. Panische Flucht und einen unüberlegten fluchtartigen Start. Solch ein Verhalten entspräche dem psychologischen Profil, welches sie von uns Menschen erstellt haben. Ich will niemanden in dieser speziellen Situation vorschreiben, was er zu tun hat. Wenn ihr glaubt, in der Hawk am sichersten zu sein, geht zurück zum Schiff. Ich werde mich umsehen und das Terrain erkunden. Wir benötigen weitere Hinweise auf die Erbauer.«
    »Ich bleibe bei dir!«, entschloss sich Caroline.
    Davis ergriff Karokans Hand und half ihm vom Boden auf. »Und wie steht es mit Ihnen?«
    »Eine tolle Wahl! Entweder gehe ich zurück zum Schiff und renne den Außerirdischen unter Umständen direkt in die Arme oder ich schließe mich euch an und mir wiederfährt genau das Gleiche.«
    »Sie haben die Situation erfasst, Amdul«, entgegnete Davis trocken. Der Group-Leader hatte seine Furcht vor den Extraterrestriern fast überwunden und brachte ein zaghaftes Lächeln zustande. Innerlich fieberte er auf eine Begegnung hin und wollte unter allen Umständen die außerirdischen Anlagen weiter erkunden.
    »Kommt jetzt«, forderte Davis die beiden auf. »Lasst uns nach weiteren Spuren der
Aliens
suchen.«
    Zum ersten Mal hatte Davis die Wahrheit direkt ausgesprochen. Die Menschen waren nicht mehr allein im Sonnensystem.

Mobilmachung
     
    Donald Day hielt sich in der Kontrollzentrale auf und bekam alle einlaufenden Meldungen als Erster in die Hand.
    »Raumkreuzer
Pentagon
ist vor einer Stunde vom Kopernikus Mondhafen ausgelaufen und steuert mit maximaler Beschleunigung Neptun an. Erwartete Ankunftszeit über Triton, 190 Stunden.«
    Der Kommandant sah zu seinem Cheffunker hinüber. »Sind die Stationen auf Uranus und Saturn informiert und haben Sie eine Bestätigung erhalten?«
    »Uranus hat sich uns angeschlossen und die
Warnstufe Drei
ausgerufen, Kommandant. Die Bestätigung von Saturn steht noch aus.«
    »Wo steht unsere Raumflotte?«, wollte der Donald Day wissen und