Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")
seine Meldung zurechtzulegen, über das Zentraldisplay und zum taktischen Anzeigeholo der Raumüberwachung. Überall blinkten rote Warntafeln auf.
»Was ist hier los?«, fragte Nok beherrscht.
Der Offizier war verwirrt. Er transpirierte leicht und machte den Eindruck, dass er nicht genau wusste, wo er beginnen soll.
»Kommandantin. Wir haben gleich mehrere Phänomene registriert, die uns ernsthafte Sorgen bereiten.«
»Berichten Sie!«, forderte Nok ihn knapp auf.
»Die Massewerte des fremden Planetoiden Bachtar schwanken seit ungefähr zehn Minuten. Unsere Beobachtungssonden melden unerklärliche Fluktuationen seiner Gravitationswerte. Dies kann kein natürlicher Effekt sein und ist sehr gefährlich. Sie wissen, wie wichtig der an die Position Despinas transferierte Himmelskörper für die Stabilität des gesamten Neptunsystems ist?«
»Keine wissenschaftlichen Vorträge jetzt. Was noch?«, wollte Nok wissen.
»Das solare Schutzfeld und die Globustermatrix! Wir messen erhöhte photometrische Werte. Unsere Wissenschaftler vermuten, dass der System umspannende Schirm erneut seine Struktur verändert. Diese Veränderung setzte zeitgleich mit dem Massephänomen Bachtars ein.«
Noks Augen wurden schmal. »Was sagt der Techno-Kleriker dazu?«
»Bis jetzt gar nichts«, entgegnete der Offizier nervös.
Nok Daralamai deutete mit der ausgestreckten Hand auf den taktischen Schirm der Raumüberwachung.
»Warum hat die
Dragon
ihre Parkposition über Triton verlassen? Ich habe das HOT-Team noch nicht entlassen! Wer hat den Startbefehl für das Schiff gegeben?«
»Nexus Tor hat diesen Befehl selbst erteilt und sich auf seinen Sonderstatus berufen. Er lässt ausrichten, dass Sie seine Beweggründe verstehen werden, wenn Sie meine dritte Meldung hören.«
»Sie sehen mich äußerst gespannt«, entgegnete die Kommandantin leicht sarkastisch.
Der Offizier blickte nochmals mehrere Sekunden lang auf die Holofolie, als ob er sich vergewissern wollte, die folgende Information auch richtig abzulesen.
»Unser äußeres Satellitennetz hat Alarm ausgelöst. Demnach sind etwas mehr als zehntausend unbekannte Objekte vom Überlichtflug in den Normalraum eingetreten und außerhalb des solaren Schutzfeldes materialisiert. Es werden jede Minute mehr! Noch immer treffen neue Schiffe ein.«
Nok Daralamai sah den Offizier einen Augenblick lang ungläubig an. Ihre Augenlider zuckten leicht. »Ist diese Ortung von anderen Stellen bestätigt worden?«
»Ja, Kommandantin. Von mehreren Außenstellen gleichzeitig. Unser Horchposten auf dem Kuiper-Objekt Makemake hat sogar Bilder übermitteln können. Es handelt sich ohne Zweifel um Raumschiffe und eine enorm große Flotte.«
Die Asiatin sah den Offizier an, als konnte sie nicht glauben, was ihr eben zugetragen wurde. Dann entgegnete Nok beherrscht und ruhig: »Ich benötige sofort eine überlichtschnelle Verbindung zu Admiral Friedberg! Aktivieren Sie die tachyonische Funkbrücke und geben Sie Alarm für alle Außenstationen!«
Fragen über Fragen
Ramir befand sich in der großen Mediathek von India. Das gewaltige Gebäude war uralt und in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben. Aus tonnenschweren Basaltblöcken gemauert, hatten die Architekten der Frühzeit die Mediathek für eine kleine Ewigkeit erbaut. Die Räume waren von enormer Ausdehnung und das Medienarchiv von India für seinen umfassenden Wissensschatz in der ganzen Galaxis bekannt.
Die Plätze im Zentrum der gut beleuchteten Lesehalle wurden von großen Kriegerstatuen aus der progonautischen Frühgeschichte umrahmt. Die Kämpfer aus Marmor bewachten diesen Ort und blickten grimmig auf die Studierenden herab, die genau wie Ramir, über den holografischen Displays und ihrem Lehrstoff brüteten.
Über den Köpfen der Statuen blitzten fünf feingeschliffene Diamanten. Jeder der fünf Edelsteine, tief in die marmorierte Decke eingelassen, durchmaß mehr als einen Meter. Es hieß, die riesigen Diamanten waren in der Hochdruckatmosphäre eines Gasriesen geformt worden. Zweifellos war es ein schwieriges Unterfangen gewesen, sie zu bergen.
Erst am späten Nachmittag, wenn das Sonnenlicht in einem bestimmten Winkel direkt durch die bogenförmigen Fenster in den Archivraum fiel, brachen die Edelsteine das Licht in ein Spektrum aus verschiedenen Regenbogenfarben. Jeder der außergewöhnlichen Steine symbolisierte einen der fünf progonautischen Stämme.
In der Lesehalle ging es still zu. Es wurde so gut wie nicht gesprochen.
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