Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")
die schweigend und mit verkniffenem Gesicht zu ihr herabblickte.
»Er war wie von Sinnen und außer Kontrolle«, flüsterte sie leise. »Ich glaube, er ist gerade dabei, einen inneren Kampf auszufechten. Bevor er sich zu Ihnen aufmachte, rief er mir noch zu, dass die Schiffsseele wieder in ihm erwacht sei und stärker wird. Ich hätte mich notfalls an Ihren Befehl gehalten und seine Aura bei akuter Gefahr kollabieren lassen, aber ich bin überzeugt, dass er diese Krise in den Griff bekommt! Ich glaube fest daran, dass sich Hassan gegen den fremden Einfluss behaupten und die technologische Komponente in seinem Körper niederringen kann. Er wird diesen inneren Kampf gewinnen.«
Nok Daralamai gab den nachrückenden Sicherheitskräften ein Zeichen die Waffen zu senken.
»Der Techno-Hybride spürt die unmittelbare Ankunft der Parasitengalaxis und auch mein Volk hat einen Impuls empfangen, welcher unsere Bestimmung aktiviert hat«, erklärte 40028 mit monotoner Stimme, ohne aufgefordert worden zu sein.
»Von welchem Impuls sprichst du? Wer soll diesen Impuls ausgelöst haben und woher kam er?«, wollte Nok Daralamai energisch wissen. Die Kommandantin hatte genug vom Schweigen des kugelförmigen Roboters.
»Die Invasoren der Parasitengalaxis haben ihn selbst ausgelöst und er kam von überall«, erklärte 40028 ruhig. »Ein kleiner Teil der fremden Galaxis ist vor wenigen Minuten in unserem Raum-Zeit-Kontinuum materialisiert. Techno-Zenter wird deshalb unverzüglich über die Dimensionsschaukel in den Normalraum wechseln. Der Impuls hat Zusatzprotokolle in uns ausgelöst. Wir kennen jetzt unsere Aufgabe! Wir sind in das Sonnensystem gekommen, um das solare Schutzfeld zu stärken und für die Große Erschütterung vorzubereiten.«
Nok sah sich schnell zu Friedberg um, der die Geschehnisse noch immer über die tachyonische Funkbrücke verfolgte.
»Haben Sie das alles gehört, Admiral?«
Friedberg nickte ernst. »Wie es scheint, hat der Countdown für die große Katastrophe bereits begonnen!«
Verstimmung
Skinna war sichtlich verärgert. Die Progonautin hatte ein üppiges Abendessen vorbereitet und schien nach Ramirs Erzählung den Appetit verloren zu haben.
»Du hast die Bibliothek vorzeitig verlassen, weil dir ein Mentor etwas zugeflüstert hat, der überhaupt nicht im Raum war?« Skinnas Augen funkelten verärgert. »Geht es Dir nicht gut?«
Ramir bemühte sich, keine schlechte Stimmung aufkommen zu lassen und blieb ruhig. Leicht sarkastisch fügte er an: »Du hast den außerindischen Besucher gar nicht erwähnt, den ich mitten auf dem Platz des Wissens, direkt vor der Bibliothek, gesehen habe.«
Skinna war nicht zum spaßen zumute.
»Die Stimme des Mentors, die Du zu hören glaubtest, war vermutlich dein schlechtes Gewissen. Wie willst Du den versäumten Stoff nachholen, wenn Du jeden Tag damit vergeudest, Deinen Fragen und Zweifeln nachzujagen?«
Ramir legte demonstrativ das Essbesteck zur Seite.
»Skinna, wann hast Du das letzte Mal außerindische Besucher auf India gesehen? Wie lange ist das her?«
Skinna kräuselte die Stirn.
»Als ich ein Kind war, hat mir meine Mutter erzählt …«
»Du solltest Dich selbst hören!«, unterbrach sie Ramir leicht ungeduldig. »Seither sind keine Vertreter anderer Völker hier bei uns gelandet? Wir sind eine moderne Zivilisation, angeblich mit vielen anderen Völkern freundschaftlich verbunden und …«
Ramir stocherte lustlos in seinem Essen herum.
»Na ja«, räumte er dann ein. »Von den Trox einmal abgesehen.«
»Sicherlich erhält der Herrscher regelmäßig Besuch«, versuchte Skinna hastig die Unterhaltung zu beenden, doch Ramir war mit diesem Ausgang nicht zufrieden.
»Und was ist mit den Mentoren. Wer sind sie? Warum treten sie nicht in Erscheinung? Hat sie überhaupt schon jemand gesehen? Sind es Gelehrte, Progonauten, wie Du und ich, oder nur uralte Gehirne, die in einer Nährflüssigkeit schwimmen und ihr Wissen zur Verfügung stellen?«
»Du wolltest mir den Abend verderben? Es ist Dir gelungen!«, stellte Skinna verärgert fest und räumte das Essen vom Tisch. »Mach‘ Dir lieber Gedanken über unsere gemeinsame Zukunft, anstatt fixen Ideen und Theorien zu folgen.«
»Ich habe heute mit einigen Chots gesprochen. Niemand hat die Mentoren je gesehen.«
Skinna schien entschieden zu haben, Ramirs Zweifel zu überhören. Ihr Gesicht war verkniffen. Sie sah an ihm vorbei.
»Sag mir wenigstens eines, Skinna. Wo werden die großen Schlachtschiffe
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