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Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")

Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")

Titel: Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung") Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Rabenstein
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zum Industriedistrikt von Kalmot bestieg, musste er immer wieder an den Streit mit seiner Partnerin denken. Skinna hatte sich noch niemals so uneinsichtig verhalten und eine derartige Gleichgültigkeit gegenüber seinen Gedanken und Sorgen war eine völlig neue Facette an ihr.
    Sie wollte nicht darüber reden
, dachte der Chot betroffen und machte sich soeben bewusst, dass er in einer ernsten Beziehungskrise steckte.
Bisher war zwischen uns alles perfekt und harmonisch verlaufen. Ich muss herausfinden, was in sie gefahren ist.
    Ramir sah sich flüchtig unter den Passagieren um. Er wollte auf andere Gedanken kommen.
    Die Progonauten in der Bahn waren auf dem Weg zur Arbeit. Jeder der Männer und Frauen ging einer Arbeit oder Tätigkeit im Industriekomplex der unterirdischen Werften nach. Keiner nahm diese Bahn, um zu einem Erholungsgebiet zu fahren oder einem anderen Vergnügen nachzugehen. Ein Blick aus dem Fenster bestätigte Ramirs Schlussfolgerung. Immer seltener huschten Parkanlagen oder schlanke Wohntürme am Panoramafenster vorbei. Stattdessen reihten sich kreisrunde Landeplattformen aneinander, die der Nachschubflotte als Landeplatz für die Anlieferung von Waren und Rohstoffen dienten. Oberirdische Fabrikationsanlagen, Lagersilos, Raffinerien, Industriekomplexe und Warenumschlagplätze prägten das Bild.
    Um ein Schiff vom Typ der KHALIMAR zu bauen, bedarf es Unmengen an Material und Versorgungsgütern
, überschlug Ramir in Gedanken.
Doch warum sind all die Landeplätze leer? Wo sind die Frachter, wo die Zulieferer?
    Ramirs Fragen fanden ein jähes Ende, als die Schnellbahn in einen Tunnel einfuhr und sich zielstrebig zwischen den Energiefeldern des Leitsystems nach unten bewegte. Das Gefälle des Tunnels war enorm und schon nach wenigen Minuten musste die Bahn in eine Tiefe von mehreren hundert Metern vorgestoßen sein. Künstlich erzeugte Schwerkraftfelder ließen die Passagiere nichts von der Steilfahrt spüren, Trägheitsdämpfer verhinderten unangenehme Andruckkräfte bei der Beschleunigung und Verzögerung der Bahn.
    Ein heller Glockenton kündigte den nächsten Halt an und Ramir machte sich bereit auszusteigen. Erst jetzt fiel ihm auf, wie seltsam leer die Gesichter der Mitreisenden waren.
    Sie haben keinen Spaß bei der Arbeit
, dachte Ramir überrascht und lächelte eine junge Frau an, die nur einen Meter von ihm entfernt stand. Es erfolgte jedoch keine Reaktion, kein Gruß, kein freundliches Lächeln. Sie sah Ramir nur flüchtig an, verließ die Bahn am Haltepunkt und stieg einfach aus, ohne sich umzusehen.
    Sie hat durch mich hindurchgesehen
, dachte Ramir beunruhigt.
    Da war es wieder, dieses merkwürdige Gefühl, welches Ramir manchmal spontan erfasste.
    Es gibt Tage, da erscheint mir India wie ein Zerrbild aus großen Tagen. Niemand interessiert sich mehr für den anderen. Jeder scheint nur noch sein Leben zu leben.
    Der junge Chot verließ ebenfalls die Kabine und betrat den Tiefbahnhof der unterirdischen Industriestadt Kalmot-Werft.
    Hier muss sich das Fertigungszentrum der Schlachtschiffe befinden
, dachte er.
    Ramir orientierte sich an den holografischen Wegweisern und fand den richtigen Ausgang. Die geschäftig wirkende Progonautenmenge, die zusammen mit ihm die Hochgeschwindigkeitsbahn verlassen hatte, löste sich innerhalb von Sekunden auf. Die Männer und Frauen verschwanden in Windeseile über verschiedene Ausgänge, Schwerkraftaufzüge, Laufbänder oder stiegen in bereitstehende Transportsphären um. Die Ankunftshalle lichtete sich und Ramir stand fast verloren auf dem zentralen Platz dieses Verkehrsknotenpunktes.
    Gespenstisch
, dachte der Chot irritiert und sah sich um.
    Ein mobiler Auskunftsroboter rollte über den marmorierten Boden und steuerte direkt auf ihn zu. Die gummierten Laufräder verursachten quietschende Geräusche. Ramir wandte sich interessiert um und sah der Maschine entgegen, welche ihn akzentfrei ansprach.
    »Haben Sie sich verlaufen oder vielleicht den Anschluss verpasst? Wünschen Sie eine Einzelbeförderung oder medizinische Hilfe? Haben Sie Hunger oder suchen Sie Zerstreuung? Vielleicht eine Mätresse zum Zeitvertreib?«
    Ramir schloss kurz die Augen. So einen Unfug hatte er schon lange nicht mehr gehört.
    »Ich glaube, Du hast den letzten Wartungszyklus verpasst. Irgendetwas in deinem Programm scheint durcheinandergeraten zu sein. Ich glaube nicht, dass Du mir helfen kannst!«
    Ramir wollte sich schon zum Gehen wenden, doch die Maschine rief ihm nach:

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