Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")
tachyonischen Raum verlassen hatte und ins Normaluniversum zurück stürzte. Ein Teil der Flotte hatte einen Kurzsprung ausgeführt und war direkt im Neptunsystem erschienen.
Die Kommandantin wartete nicht die offizielle Zählung ab. Jeder in der Befehlszentrale konnte mit einem Blick erfassen, dass diese Armada größer war, als alles, was Menschen bisher gesehen hatten.
Nok zog ein seidenes Tuch aus ihrer Tasche und tupfte sich vorsichtig die schweißnasse Stirn ab. Der Raum um Neptun war plötzlich überfüllt mit Schiffen aller Größenklassen und Formen. Erste Notrufe trafen von den übrigen Neptunmonden ein. Vermutlich wurden sie von panisch agierenden Ortungstechnikern ausgelöst, denn bisher gab es keinerlei Anzeichen für Kampfhandlungen.
»Kommandantin«, rief einer der Ortungstechniker überrascht aus. »Ich lasse gerade einen Scann der verschiedenen Schiffstypen anfertigen und habe zu meiner Überraschung ein vertrautes Muster entdeckt.«
Nok forderte den Techniker mit belegter Stimme auf, seine Informationen für alle einzublenden.
»Ich könnte schwören, dass sich da draußen rund 600 Schiffe nähern, die eindeutig die Form und Signatur von Pyramidenraumschiffen aufweisen. Ich glaube, es handelt sich um Einheiten der Schwacken.«
»Schwackenraumschiffe?«, fragte Nok ungläubig.
»Ja, Kommandantin. Allerdings gibt es unzählige andere Schiffstypen, die wir nicht zuordnen können. Einige von ihnen sehen äußerst skurril aus. Wir haben außerdem die Kennung der
Dragon
aufgefangen. Der Pulsar-Kreuzer führt einen ganzen Pulk von Raumschiffen an, die starke Schwankungen in ihren Antriebswerten zeigen. Ich würde sagen, diese Einheiten fliegen mit beschädigtem Triebwerk und werden von der
Dragon
zum Neptunsystem gelotst. Wir zählen rund dreitausend Schiffe, die dem Pulsar-Kreuzer mit Mühe versuchen zu folgen.«
»Die
Dragon
führt diesen Pulk an? Der Kreuzer wird nicht etwa von den fremden Schiffen gejagt?«, vergewisserte sich Nok ungläubig.
Noch bevor der Ortungstechniker seine Aussage bestätigen konnte, traf ein starker Funkspruch ein. Er kam von einem der Pyramidenraumer. Nok gab Anweisung die Sendung auf das Zentraldisplay zu legen. Ihr Herz schlug bis zum Hals, als sie auf den Aufbau des Kommunikationsdisplays wartete.
Zuerst flackerte das Display kurz, dann stabilisierte sich das Bild und zeigte einen Schwacken, der es sich auf einer Art Sitzkissen zwischen überdimensionalen Pilzgewächsen gemütlich gemacht hatte.
Nok Daralamai glaubte ihren Augen nicht trauen zu können. Glucksende Geräusche drangen aus dem Empfänger, bevor in verständlichen Worten folgte: »Nicht erschrecken, Erdlinge. Es ist erfreulich zu sehen, dass meine humanoiden Freunde noch immer dieses kleine aber feine Sonnensystem bevölkern. Allerdings war es mir schon immer ein Rätsel, warum ihr es nicht lassen könnt, euch an kalte und steinige Felsbrocken wie diesen Mond zu klammern. Gibt es euch etwas, möglichst weit weg von eurem blauen und warmen Planeten entfernt zu sein?«
»Scorch!«, entfuhr es Nok spontan. Die Kommandantin war überrascht und erleichtert zugleich.
»Wenn man den Gerüchten Glauben schenken kann, die derzeit in der Galaxis kursieren, dann ist es höchste Zeit, einen schützenden Hafen anzulaufen. Wie gut, dass wir Freunde und Partner sind! Ich bitte hiermit im Namen meines Volkes und verschiedener anderer Abgesandter und Raumfahrer, die den Weg in euer System gefunden haben, um Schutz und Asyl!«
»Schutz und Asyl?«, flüsterte Nok Daralamai überrascht. »Ihr bittet uns?«
Glucksende Laute drangen aus dem Akustikfeld und lockerten die Anspannung der Kommandocrew nur teilweise.
»Obwohl einige Völker in meiner Begleitung nicht immer zuerst fragen und dann handeln, besitzt doch die Mehrzahl gute Manieren und weiß genau, wie man sich als Gast zu verhalten hat. Wir suchen Schutz vor der Großen Erschütterung und ich führe die Flotte der Einsichtigen an, welche sich nicht mit dem Schicksal der Galaxis abfinden wollen und stattdessen lieber ihr Leben in eure Hände legen.«
Nok Daralamai schluckte trocken und sah sich kurz zu dem Techno-Kleriker um. Der Roboter musste etwas gewusst haben. Die Menschen hatten es nicht mit einer Invasionsarmee zu tun, sondern mit Flüchtlingen.
Die Kommandantin nickte dem Schwacken freundlich zu.
»Willkommen im Sonnensystem, Scorch. Wir entsprechen eurer Bitte und gewähren euch Schutz und Asyl.«
Fehlerhafte Technik
Als Ramir die Schnellbahn
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