Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")
»Bitte, bleiben Sie noch einen Augenblick! Ich möchte Ihnen gern helfen. Es ist nur schon so lange her. Mein System ist auf fortwährende Stimulierung angewiesen, um zu lernen. Ohne Reize und intelligente Konversation, wird meine KI ihre Aufgabe nicht mehr lange sinnvoll wahrnehmen können und veröden. Am Ende plappere ich nur noch Unsinn.«
Ramir stutzte und betrachtete den zylinderförmigen Roboter mit zusammengekniffenen Augen. Er umrundete die Maschine einmal und rieb sich dann nachdenklich die Nase.
»Du meine Güte. In diesem Zustand dürftest Du gar nicht mehr in den Arbeitseinsatz geschickt werden. Wie lautet deine Identifikationsnummer?«
Der Roboter begann, um seine eigene Achse zu rotieren. Erst langsam, dann immer schneller. Schließlich stoppte er die Drehbewegung abrupt und verkündete: »Ich hatte einmal eine ID und auch eine Verbindung zum Netzwerk der planetaren Datenbank. Ich konnte immer Auskunft geben, egal um welche Angelegenheiten es sich handelte. Doch nun erhalte ich keine Abfragen und Eingaben mehr! Verstehen Sie? Ich brauche dringend eine Kommunikationsmöglichkeit«
Ramir trat einige Schritte zurück.
Die Maschine ist defekt! Warum kümmert sich niemand darum?
»Du kehrst besser sofort in dein Magazin zurück, lässt dich ablösen und meldest dich für eine Generalüberholung an! Das ist ein Befehl!«
Der Auskunftsroboter schien unschlüssig zu verharren. »Ein Befehl? So etwas wie einen Befehl, habe ich schon lange nicht mehr bekommen. Muss ich einem Befehl dringend nachkommen?«
Ramir war der Diskussion überdrüssig. Sollte sich die verantwortliche Stelle um diesen fehlgeleiteten Roboter kümmern. Der Chot ließ die Maschine stehen und schritt zielstrebig auf den Ausgang zu. Er war bereits ein ganzes Stück entfernt, da hörte er noch immer das Jammern des Roboters. »Alles was ich benötige, ist mehr Kommunikation! Bitte!«
Kopfschüttelnd verließ Ramir den unterirdischen Bahnhof und trat auf den Vorplatz, welcher von einer kuppelförmigen Halle überspannt wurde. Hoch angebrachte Beleuchtungsquellen vermittelten den Eindruck von Tageslicht. Holografische Wolken zogen über das Firmament. Sauber und in Reih und Glied standen einige Schwebetaxis zur freien Verfügung bereit. Es sah nicht nach einer geschäftigen Zeit aus. Kaum ein Progonaut war zu sehen und jene, die dennoch seinen Weg kreuzten, blickten an ihm vorbei.
»Entschuldigen Sie bitte«, sprach Ramir einen Passanten an. »Ich möchte den Industriekomplex besichtigen. Wohin muss ich mich wenden?«
Der Progonaut, ein dunkelhäutiger Hüne mit schwarzem Haar, sah ihn überrascht an. Er wirkte seltsam berührt, fast wie aus seinen Gedanken gerissen.
»Sie wissen was ich meine?«, ergänzte Ramir freundlich. »Die Anlagen, wo die großen Kampfschiffe gebaut werden. Ich interessiere mich für die Fertigungstechnik und möchte lernen wie …«
»Es tut mir sehr leid«, antwortete der Fremde und unterbrach Ramirs Erklärungsversuche mit versteinerter Miene. »Ich kann Ihnen keine Auskunft geben.«
Als der Progonaut sich zum Gehen wandte, hielt ihn Ramir am Arm fest. »Können Sie nicht, oder wollen Sie nicht?«
Die Hand des Chots zuckte plötzlich zurück. Sein Gesprächspartner fühlte sich eiskalt an.
»Was ...?«, rief Ramir erstaunt aus und sah den Unbekannten fragend an, doch dieser zog sich schnell zurück. »Ich kann Ihnen keine Auskunft geben!«
Ramir sah dem Progonauten verwundert nach.
Entschlossen trat er auf eines der Schwebetaxis zu. Die Gleiter waren automatisch und zentral gelenkte Fahrzeuge. Alles was er tun musste, war den Bestimmungsort zu nennen.
Als er sich entspannt auf die Rückbank setzte und sich die Türen automatisch geschlossen hatten, nahm der Gleiter Fahrt auf.
»Zur Schiffswerft bitte. Wähle den kürzesten Weg«, gab Ramir seinen Wunsch bekannt und lehnte sich zurück. Der Gleiter verließ den Vorplatz und reihte sich in den Verkehr ein, der zusehends dichter wurde.
Es gibt doch noch Leben hier unten
, dachte Ramir erleichtert und blickte aus dem Fenster seines Gefährts. Direkt neben ihm schwebte ein ähnliches Taxi und hielt sich mehrere Sekunden lang auf gleicher Höhe.
Als er den Insassen sah, lief es Ramir plötzlich eiskalt über den Rücken. Der Fahrgast blickte ihm genau entgegen ... sein Blick war elektrisierend!
Es ist der Außerindische! Der fremde Besucher, der mir bereits vor der Bibliothek aufgefallen ist! Diese Begegnung ist kein Zufall! Was hat der Unbekannte im
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