Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")
flüsterte Skinna besorgt und sah sich verlegen um, so als ob sie prüfen wollte, ob die anderen Studenten sie hören konnten.
»Ich glaube, es sind die Mentoren!«, antwortete Ramir eine Spur lauter.
Skinna zuckte sichtlich zusammen.
»Ramir, was tust du? Sie werden dich für verrückt halten. Vielleicht wird man dir den Status als Chot aberkennen und dich in eine Klinik stecken.«
Ramir schüttelte energisch den Kopf. »Niemanden hier kümmert, was ich zu sagen habe!«
Er stellte sich demonstrativ auf der obersten Stufe des Portals auf, breitete die Arme aus und rief so laut er konnte: »Die Mentoren kontrollieren eure Gehirne und keiner von euch besitzt einen freien Willen!«
Skinna stand mit aufgerissenen Augen da und starrte Ramir entsetzt an. Unglauben mischte sich mit Entsetzen. Sie konnte nicht begreifen, was ihr Lebensgefährte soeben getan hatte.
Dieser blickte auf die mehr als hundert Studenten herab, die auf den Stufen saßen und keine Anstalten machten, ihre Gespräche auch nur für einen Augenblick zu unterbrechen.«
»Siehst du«, sagte Ramir laut und für jeden in der Nähe deutlich hörbar. »Sie ignorieren mich! Mir kommt es vor, als ob ich in einer Welt lebe, die von Statisten bevölkert wird!«
»So siehst Du mich und die anderen also, die mit dir diesen Lebensweg gehen! Als Statisten! Nun Ramir, diese eine Sorge kann ich dir nehmen! Ich werde dir meine Gegenwart nicht weiter zumuten.«
Skinna wandte sich schnell um und rannte die Treppen hinunter. Sie sah sich nicht einmal mehr um.
Ramir stand da wie gelähmt. Einige Sekunden war er unfähig zu denken oder eine Entscheidung zu treffen. Er haderte mit sich, ob er sie gehen lassen oder ihr nacheilen sollte, doch dann wandte er sich ab und blickte zum Portal der Bibliothek.
Du lässt sie einfach gehen
?
Ein glasklarer Gedanke formte sich plötzlich in seinem Kopf, nur stammte er nicht von ihm selbst.
Ramir sah sich um und antwortete erstmals konzentriert in Gedanken:
Ja, denn sie ist so unwirklich, wie alles andere um mich herum! Ich werde herausfinden, was auf meiner Welt nicht mehr stimmt!
Die Froniten
Als das Einsatzkommando die vermeintlichen »Bälle« auslud und in die Basis überführte, beobachtete Nok den Vorgang aus leicht erhöhter Position und durch eine dicke Schutzscheibe des Kontrollraums, die sie vom momentan drucklosen Bereich des Hangars trennte.
Von dem Außenteam abgeladen und angestoßen, rollten die Objekte tatsächlich in den Hangar hinein und zumindest von weitem schien der Vergleich mit Bällen nicht zu hinken.
Als die Männer fertig waren und sich zu ihren Fahrzeugen zurückgezogen hatten, gab der Einsatzleiter dem Hangarmeister ein Zeichen, worauf dieser die großen Schleusentore der Basis schloss und den Druckausgleich einleitete. Der Hangar wurde mit einem Sauerstoff-Stickstoff-Gemisch geflutet. Scorch hatte versichert, dass die Froniten selbst mit einem schwächeren Sauerstoffanteil von rund zehn Prozent gut zurechtkamen. Das Atemgemisch der Menschen musste auf sie wie ein Aufputschmittel wirken.
Der Druckausgleich war noch nicht ganz abgeschlossen und im Hangar herrschten noch immer Verhältnisse wie auf dem Mars, da erfolgte bereits eine erste Reaktion.
Ein lauter Knall, dann ein Zweiter. Nok dachte zuerst an eine Explosion, doch dann wurde der Hangar von diesen Geräuschen erfüllt, die durch das Bersten der Bälle verursacht wurden.
»Sie platzen!«, rief die Kommandantin überrascht und blickte in die Halle des Hangars hinab.
Nuri Jawa, welche sich in ihrer Begleitung befand, lächelte.
»Scorch hatte Recht, es handelt sich um eine Art Schutzanzug. Sehen Sie nur! Im Inneren befinden sich tatsächlich extraterrestrische Wesen und sie sind noch am Leben.«
Nok hielt den Atem an, als sie den ersten Froniten entdeckte, der aus dem zusammengefallenen Schutzmantel kroch.
Die Menschen waren mittlerweile an anders aussehende Intelligenzen gewöhnt, doch diese Spezies sah äußerst ungewöhnlich aus.
Die Extraterrestrier waren von kleiner Statur und reichten einem Menschen kaum bis zum Knie. Als sich die ersten Froniten aufrichteten, war zu erkennen, dass die Gäste auf drei Gliedern standen, welche offenbar tentakelartig und sehr flexibel waren. Diese drei Fortsätze sorgten für einen sicheren Stand und vereinigten sich in der Mitte zu einem einzigen, dicken, biegsamen Strang, der an seinem Ende einen ikosaedrischen Torso trug.
Die Froniten stellten sich im Hangar auf und bildeten dabei eine
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