Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")
Kabine.
Als sich das Schott geschlossen hatte, bot er Nemov und Mui zwei Sitzgelegenheiten an.
»Ich bin mir nicht genau sicher, wie der Befehl der Kommandantin zu deuten ist. Sie hat uns ausdrücklich erlaubt das Objekt weiter zu untersuchen, jedoch einen Anflug verboten. Ich denke sie meinte ausdrücklich einen bemannten Anflug.«
Wan Mui zeigte wie immer sein undurchschaubares Lächeln. Im Gegensatz zu manch anderem Besatzungsmitglied, konnte man an seiner Mimik keinerlei Emotionen ablesen.
»Alle Sondentypen, die wir zu dem Objekt hinuntergeschickt haben, sind über kurz oder lang ausgefallen. Es liegt an den extrem hohen Druckverhältnissen in dieser Höhe. Unsere Technik ist dem nicht gewachsen und muss über kurz oder lang versagen. Alle Versuche ferngesteuerte Landungen auf dem unbekannten Objekt durchzuführen, sind gescheitert. Wir haben den Kontakt zu den Sonden verloren.«
»Das weiß ich alles, Wan. Ich frage mich deshalb seit einiger Zeit, wie die Eagle, mit der McCord so viele Stunden den atmosphärischen Verhältnissen ausgesetzt war, trotz allem zurückkehren konnte und noch in einem verhältnismäßig guten Zustand war«, sagte Petrow leise.
Nemov zog verwundert eine Augenbraue in die Höhe. Über diese Frage hatte er bisher noch nicht nachgedacht.
Der Kommandant blickte sich kurz um und griff nach einer Reihe holografischer Folien. Sie waren über und über mit Formeln und Daten beschrieben. »Ich habe eine Simulation in den Bordrechner eingegeben und alle Charakteristiken der Eagle berücksichtigt. Panzerung, Triebwerksleistung, Energievorrat und so weiter. Das Ergebnis ist verblüffend und ernüchternd. Die Hüllenintegrität der Eagle ist nur wenige Stunden gewährleistet, dann muss es zu einem Bruch des Rumpfes und anschließendem Totalausfall kommen. Die Differenz zwischen tatsächlicher und theoretischer Aufenthaltsdauer, beträgt viele Stunden. Für diese zeitliche Lücke suche ich nach einer Erklärung.«
Wan Mui wirkte plötzlich sehr nachdenklich. »Vielleicht ist das Computermodell noch unvollkommen oder die Statik der Eagle ist wesentlich besser als sie in ihren Berechnungen angenommen haben.«
»Nein, das ist ausgeschlossen«, entgegnete Petrow bestimmt. »Wir haben die Eagle genau vermessen und die atmosphärischen Daten der Neptunatmosphäre, sind ebenfalls bekannt.«
Petrow faltete die Hände. »Die Hawk, mit der die Kommandantin der Eagle folgte, war sogar überhaupt nicht gepanzert. Es handelte sich um eine Standardausführung, trotzdem soll sie auf dem mysteriösen Eisklumpen gelandet sein? Je mehr ich darüber nachdenke, desto unwahrscheinlicher erscheint mir diese Geschichte.«
Erneut studierte der Kommandant die Auswertungen der Sonarechos. »Alles was wir haben ist die Form des Objekts. Warum können wir eigentlich keine Sonde mit einer Rückkehrautomatik ausstatten?«
Wan Mui benötigte nicht lange für die Antwort. »Die Sonden sind relativ klein, ihre Triebwerksleistung entsprechend gering. Einmal in die unteren Schichten der Neptunatmosphäre eingetaucht, reicht der Schub nicht mehr aus um der Gravitation des Gasriesen zu entkommen.«
Petrow schien zu überlegen. »Das heißt also im Klartext, die Sonden, die uns die Ergebnisse der Sonarechos übertragen haben, sind nur eine begrenzte Zeit funktionsfähig, dann fallen sie aus. Sonden, die wir auf dem Objekt selbst landen wollten, verlieren den Kontakt und fallen ebenfalls aus.«
»Vermutlich«, kommentierte Wan Mui. »Wir wissen das nicht genau.«
»Wissen wir wenigstens in welcher Höhe die Sonden den Dienst einstellen?«, fragte Nemov interessiert.
»Etwa in derselben Höhe, die der Scheitelpunkt des Objekts erreicht«, beantwortete Petrow die Frage.
»Es wäre also möglich, dass unsere Sonden auf der Oberfläche des Objekts zerschellen«, stellte Nemov fest.
Der Kommandant der
Blue Moon
erhob sich und lief ein Stück auf und ab.
»Ich glaube wir unterliegen einem fatalen Denkfehler.«
Mit einer kurzen Berührung eines Sensors aktivierte Petrow erneut das Echobild des Objekts und ließ die holografische Darstellung rotieren.
»Es ist unten flach und kreisrund. Darüber wölbt es sich auf, ähnlich einem Dom oder einer Kuppel. Aber vielleicht lassen wir uns von seiner Erscheinung täuschen. Vielleicht ist das Abbild das wir erhalten verfälscht und das Objekt sieht in Wirklichkeit ganz anders aus.«
»Wie kommen sie darauf?«, fragte Wan Mui verwundert.
»Ich denke zum Beispiel an den Tarnschirm
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