Necare (Verlangen) (German Edition)
sich das bald legen. Vielleicht brauchte ich
nur etwas Zeit, um mich hier einzuleben…
Nach einer Weile
beschloss ich, meine Sachen auszupacken. So saß ich nicht weiter untätig herum
und hörte vielleicht auf zu grübeln. Als ich meine Tasche hoch hob und
auszuräumen begann, musste ich wieder an diesen seltsamen Mann denken. Sklave,
hatte Walther ihn genannt. War er wirklich einer? Konnte es denn tatsächlich
sein, dass es in Necare so etwas gab? Und was noch viel schlimmer war,
unterstützte mein Vater diese Sache auch noch, indem er selbst einen besaß? Das
waren Dinge, die ich unbedingt herausfinden wollte. Ich sah kurz auf die Uhr.
Ich war schon eine gute Stunde hier. Vielleicht war mein Vater inzwischen mit
den wichtigsten Dingen fertig geworden.
Ich verließ
mein Zimmer und ging die Treppe hinunter. Dort wandte ich mich nach rechts und
fand das Wohnzimmer, allerdings war hier niemand. Der nächste Raum war ein Bad,
danach gelangte ich in ein großes Esszimmer, wo ich endlich Geräusche hörte.
Ich folgte ihnen und erreichte eine geschlossene Tür. Ich klopfte kurz, als ich
ein „Ja?“ hörte, trat ich ein.
Eine etwas
rundliche Frau, mit rosigen Wangen und dunklen braunen Augen, blickte mich
lächelnd an. Offenbar war ich in der Küche gelandet und stand nun der Köchin
gegenüber.
„Oh, Sie
müssen die Tochter des Herrn sein?!“, stellte sie fest. Sie trocknete sich die
Hände an ihrer Schürze und knickste vor mir.
„Sie hätten
doch nicht anklopfen müssen. Fühlen Sie sich wie zuhause. Immerhin wohnt doch Ihr
Herr Vater hier.“
„Ähm ja… aber
ich wollte nicht einfach irgendwo reinplatzen. Ich kenne mich noch nicht
wirklich aus.“
Die Frau
nickte verständnisvoll. „Es ist ein wirklich großes Haus. Ich habe auch Zeit
gebraucht, bis ich mich zurechtgefunden habe.“
Nun musste
auch ich lächeln. Endlich schien ich jemanden gefunden zu haben, der nicht so
steif und verschlossen war.
„Wo habe ich
nur meine Manieren? Möchten Sie vielleicht eine Kleinigkeit essen?
Üblicherweise nimmt der Herr nur abends eine warme Mahlzeit zu sich, aber Sie
haben doch bestimmt etwas Hunger, oder?“
Die Frau öffnete den Backofen und holte ein Blech heraus. „Genau richtig. Die
habe ich extra für Sie gebacken. Noch ein paar Minuten zum Abkühlen, dann
können Sie ein paar Kekse essen.“
„Danke, das ist sehr nett.“ Ich setzte mich an den Tisch und blickte die Köchin
an. „Eigentlich habe ich meinen Vater gesucht“, begann ich.
„Das tut mir
leid, aber der Herr ist außer Haus. Er ist, soweit ich weiß, zum Hauptsitz der
Radrym gegangen. Er hat Sie wohl nicht davon unterrichtet.“
Ich schüttelte
den Kopf.
„Na, auch
nicht schlimm. Dann machen Sie es sich einfach ohne ihn etwas gemütlich.“ Damit
goss sie mir ein großes Glas Milch ein und füllte einen Teller mit den frischen
Keksen.
„Es freut
mich übrigens sehr, die Tochter des Herrn endlich einmal kennenzulernen. Mein
Name ist Margarete. Ich bin, wie Sie sich denken können, die Köchin.“
„Gab… äh
Force“, antwortete ich, es fühlte sich noch immer ungewohnt an, einen neuen
Namen zu haben. „Es freut mich sehr.“
Plötzlich stutzte
ich. „Sie… heißen Margarete? Aber das… ist doch…“ Warum trug sie einen Namen
aus Morbus?
Die Köchin
unterbrach mich mit einem freundlichen Lächeln „Sie sind noch sehr
unbescholten, das ist schön. Es liegt wohl daran, dass Sie nicht in dieser aufgewachsen
sind.“
„Wie meinen Sie
das?“
Margarete setzte sich zu mir an den Tisch. „Wissen Sie, bei mir ist es genauso
wie bei Walther. Wir stammen ursprünglich aus Morbus.“
Ich sah sie
verständnislos an. „Das tue ich auch, aber trotzdem habe ich einen Namen aus
Necare.“
„Ja, aber Sie sind zur Hälfte eine Hexe und besitzen Zauberkräfte. Es gibt
viele Menschen wie uns, die die Möglichkeit hatten nach Necare kommen zu
dürfen. Wir arbeiten und leben hier, teilweise schon seit Generationen, doch wir
sind nun mal ganz normale Menschen. Dennoch haben wir einen festen Platz in
dieser Welt. Er mag vielleicht nicht zu den angesehensten gehören, aber es ist
ein gutes Leben und ich bin glücklich.“
Allmählich
verstand ich und je klarer mir das alles wurde, desto entsetzter war ich
darüber. „Soll das heißen, Sie sind keine vollwertigen Mitglieder der hiesigen
Gesellschaft und dürfen nur „niedere“ Arbeiten verrichten?“
Margarete zuckte mit den Schultern. „So könnte man es wohl sagen, auch wenn ich
es
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