Necare (Verlangen) (German Edition)
nicht ganz so drastisch ausdrücken würde. Man hat es wirklich gut, wenn man
sich mit diesem Leben arrangiert.“
„Und was,
wenn man das nicht will?“
Sie blickte
mich überrascht an. „So etwas kommt eigentlich nicht vor. Jeder weiß, wo sein
Platz ist. Man muss sich dem fügen, wenn nicht, wird man ausgesondert. Aber
lassen Sie uns von schöneren Dingen sprechen, denn das alles klingt schlimmer,
als es eigentlich ist.“
„Was meinen
Sie mit ausgesondert?“
Die Köchin
sah mich kurz an und begann dann weiterzusprechen: „Man wird nach Morbus
verbannt und darf Necare nie wieder betreten, auch die Erinnerungen daran
werden gelöscht.“
Ihr entging
mein entsetzter Blick nicht, darum versuchte sie mich zu beruhigen: „Das kommt
wirklich selten vor. Jeder ist froh, hier sein zu dürfen und ist mit seiner
Rolle zufrieden. Sie sollten das alles nicht in diesem schlechten Licht sehen.“
Ich war noch
immer vollkommen fassungslos. „Und was hat es mit diesem Kerl auf sich, den
Walther Sklave nennt? Ist er auch ein Mensch oder warum steht er noch weiter
unten?!“
„Also nein!
Der ist doch kein Mensch. Diese zerlumpte Gestalt ist auch nicht sein wahres
Aussehen, er ändert diese ständig nur, um uns alle zu provozieren. Er ist ein
Dämon.“
Nun verschlug
es mir tatsächlich die Sprache. „Ein Dämon?!“
Die Köchin
nickte, als sei dies das Selbstverständlichste der Welt. „Jeder, der in Necare etwas
auf sich hält, hat mehrere Diener und eben auch Sklaven. Sie wissen doch
bestimmt, dass man einige niedere Dämonenarten beschwören und in Gefangenschaft
zwingen kann. Es gibt sogenannte Extaldri, die diese Arbeit verrichten und ihre
Gefangenen auf Märkten verkaufen.“
„Das klingt
ja grauenhaft.“
„Das kommt
Ihnen nur so vor, weil Sie hier nicht aufgewachsen sind. Es ist vollkommen
normal und keiner würde je Anstoß daran nehmen.“
Jetzt verstand ich auch, warum der Dämon so geflucht hatte. Er war hier nicht
freiwillig. Er war in dieses Leben gezwungen worden. Kein Wunder, dass er einen
solchen Hass hatte.
„Schauen Sie
nicht so betrübt. Ich kann mir schon denken, dass er wieder einmal lauter
Drohungen ausgestoßen hat. Das macht er ständig, aber keine Sorge, er kann sich
nicht befreien. Er wird sein ganzes Leben lang den Worten seines Herrn
gehorchen müssen und da die Dämonen sehr alt werden, werden Sie eines Tages dieser
Herr sein. Darauf können Sie sehr stolz sein. Ein Dämon sein Eigen nennen zu
können, bezeugt Ihren hohen Stand in der hiesigen Gesellschaft.“
Ich legte
meinen angebissenen Keks beiseite. Mir war der Appetit gründlich vergangen.
„Und was,
wenn ich keinen Sklaven will? Kann ich ihn irgendwie befreien?“
Nun lachte Margarete. „Kindchen, Sie haben wirklich Humor. Einen Dämon
befreien?! Das ist zu komisch. Warum sollten Sie so etwas tun? Die Kreatur
würde mit Sicherheit zurückkehren, um seinen ehemaligen Herrn zu töten. Nur ein
Wahnsinniger würde so etwas versuchen.“
Das waren ja
tolle Aussichten. Fest stand jedoch, dass ich mit so etwas nichts zu tun haben
wollte. In diesem Moment klingelte es.
„Oh, Ihr Herr
Vater ist wieder zurück.“
Das wurde ja
immer besser. Bei der Rückkehr des Herrn begann offenbar ein Klingelzeichen in
der Nähe des Dieners diese zu verkünden. Die Angestellten schienen es nicht
viel besser zu haben, als ein Sklave, auch wenn sie es offenbar nicht so sehen
wollten.
Ich erhob mich,
verließ die Küche und sah gerade meinen Vater die Treppe hinaufeilen. Ich
folgte ihm, als er auch schon in einem Zimmer verschwand. Ich klopfte kurz und trat
ein. Es handelte sich wohl um sein Arbeitszimmer. Es war vollgestellt mit hohen
Bücherregalen, die sich unter der Last geradezu bogen. Auch der Schreibtisch,
an dem er nun saß, war voll mit Papieren, Unterlagen und Büchern. Ein heilloses
Chaos.
„Oh, Force.
Entschuldige, ich habe leider keine Zeit. Ich muss noch einige wichtige
Unterlagen bearbeiten. Wie wäre es, wenn du die Zeit nutzt und ein bisschen
lernst. Nimm dir ruhig ein paar Bücher. Ich habe so gut wie zu jedem Thema
etwas. Du kannst alles lesen, nur halte dich bitte von diesem Regal fern. Das sind
meine ganz besonderen Stücke, die ich zur Arbeit benötige.“
Er deutete auf ein kleines Regal in der Ecke. Es war schwarz und voller alter,
zerfledderter Bücher. An einigen Stellen sah man nur einzelne Seiten liegen.
Im Grunde
hatte ich keine große Lust, aber hier herumzustehen brachte auch nichts. Darum
nahm ich mir
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