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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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Tür. Nicholas erblickte ein fantastisch anmutendes Vestibül mit hoher Decke und einem Boden, der wahrscheinlich aus Marmorimitat gemacht war. Auf Fresken mit Nymphen und Grazien, die sich an den Wänden über einer großen Treppe hinzogen, wurde das klassische Thema fortgeführt. Der Lakai zeigte ihm einen Dienstboteneingang, und Nicholas kletterte eine schmale, schlichte Stiege hinauf in den zweiten Stock mit der Absicht, sich schon mal ein wenig umzuschauen.
    Doch kaum war er oben angelangt, als er praktisch über eine Dienstmagd stolperte, die ihm den Weg zu dem für Reynard reservierten Zimmer wies.

    Die Exzentrität des übrigen Hauses erstreckte sich offensichtlich nicht auf die Schlafräume - zumindest nicht auf die der Gäste. Das Zimmer war gut ausgestattet. Die Fenster wurden von schweren Vorhängen aus hellgelbem Damast umrahmt, die zu den satinverkleideten Wänden, den Kissen und Decken auf den Sofas, Polsterstühlen und den zarten Tischchen passten. Diese Zurückhaltung wurde wieder wettgemacht durch einen Bettvorhang mit gestickten Girlanden, Seidenblumen und einer Krone aus Straußen - federn.
    Nicholas hatte selbst nie einen Kammerdiener beschäftigt und war daher in der Lage, Reynards Koffer rasch und gewandt auszupacken. Während die Gäste beim Abendessen saßen, gingen bestimmt ständig Dienstmädchen in ihren Zimmern aus und ein, um frische Blumen aufzustellen, das Waschbecken zu füllen und die Bettlaken zu lüften. Deswegen musste in dem Zimmer alles ganz normal aussehen. Als er fertig war, zückte er seine Taschenuhr - ein billiges Stück ohne Verzierungen, das er für solche Verkleidungen verwendete - und überschlug, wie viel Zeit ihm blieb, bis Reynard hochkam, um sich für das Diner umzuziehen. Das war die ideale Gelegenheit, um erste Informationen über die anderen Gäste zu sammeln und zu erfahren, ob Octave bereits im Haus war. Je mehr er wusste, desto besser.
    Er schlüpfte hinaus in den Gang und zog sacht die Tür hinter sich zu. Alles war ruhig, nur das leise Zischen der Gasflammen in ihren Porzellankugeln und gedämpfte Stimmen von unten waren zu hören. Leise, aber zielstrebig und ohne jede Heimlichkeit schritt er durch den Korridor. In einem Haus dieser Größe mit seinen vielen Dienern, in dem die Vorbereitungen für eine größere Gesellschaft für zusätzliche
Verwirrung sorgten, hatte jemand, der zu wissen schien, wohin er wollte, wohl kaum mit Fragen zu rechnen.
    Am Ende des Korridors fand er die Dienstbotentreppe. Über diese gelangte er hinunter in einen engen Gang, der zur Rückseite des Hauses führte. Als er eine offene Tür passierte, rief jemand: »Warten Sie, zu wem gehören Sie?«
    Folgsam blieb Nicholas stehen. Es war eine Vorratskammer mit Glasschränken, in denen Porzellan- und Silbergeschirr glänzte. Der Mann, der ihn angesprochen hatte, war grauhaarig und beleibt. Er trug einen dunklen Anzug und trug einen Schlüsselbund in der Hand. Das muss der Butler sein. Auch eine Frau hielt sich in dem Raum auf, eine respektabel aussehende ältere Dame in einem grauen Kleid und einer Schürze, die etwas aufgeregt wirkte. »Zu Captain Morane, Sir.«
    »Ach so, dann gehen Sie ruhig weiter.« Der Butler wandte sich wieder der Frau in der mehlbestäubten Schürze zu. »Nein, sag Listeri, das ist mein letztes Wort.«
    »Sag es ihm doch selbst! Ich hab sein aderanisches Geschwätz satt, und du kannst …«
    Ohne die sorgfältig vorbereitete Entschuldigung vorbringen zu müssen, dass Captain Morane seine Handschuhe in der Kutsche vergessen hatte, erreichte Nicholas den Bogen am Ende des Gangs, und der Streit verlor sich im Scheppern aus der Küche. Der Herd war ein monolithisches Monument, das die ganze hintere Wand beanspruchte. Über den Flammen dampften kupferne Kessel. Auf einem langen Bohlentisch türmten sich Formen, Backbleche für Baisers und Steinplatten für Kuchen. In mehreren Anrichten vor den Ziegelwänden befand sich schlichtes Porzellangeschirr und eine Ansammlung von silbernen Kannen für Schokolade und Kaffee.
Der Koch, der unter seiner weißen Mütze schwitzte, ließ einen Topf auf den Herd krachen und stieß einen wüsten aderanischen Fluch aus. Eine Frau mit Schürze, die über einer großen Abtropfschale Kapaune am Spieß drehte, rief: »Was du nicht sagst, du dreckiger Ausländer!« Eine Tür weiter hinten knallte gegen die Wand und ließ zwei Küchenmägde ein, die sich mit einem Zuber Wasser abmühten. Rasch half ihnen Nicholas dabei, den Bottich auf

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