Necromancer - The Death of the Necromancer
von der Wand schlitterte, als es heranfegte, was darauf
schließen ließ, dass es sich doch nicht mit solcher Plötzlichkeit bewegt hatte, wie Nicholas zunächst gemeint hatte.
Sie befanden sich jetzt auf der tiefsten Ebene der Mondollot-Weinkeller. Fass um Fass traten die alten Jahrgänge im Lampenlicht hervor, einige bedeckt von Staub und Spinnweben, andere offensichtlich erst vor kurzem angezapft. Nicholas fiel ein, dass nur einige Meter über ihren Köpfen einer der prächtigsten Bälle der Saison stattfand. Zwar waren bestimmt größere Mengen an Wein nach oben gebracht worden, aber es konnte jeden Moment passieren, dass Diener erschienen, um noch mehr davon zu holen. Sie sollten besser schleunigst von hier verschwinden.
Sie fanden Crack an der hinteren Wand, neben einem Haufen zerbrochener Ziegel und Steine. Nicholas griff nach Lamanes Lampe und hielt sie in die Höhe. Jemand hatte ein Loch in die Mauer geschlagen und dabei sowohl den Grundstein als auch die Ziegelschicht durchbrochen. Der Gang dahinter war eng, verstopft mit Staub und Schmutz. Nicholas zog eine Grimasse. Nach dem Geruch zu urteilen, führte er direkt zur Kanalisation.
»Da is es reingekommen«, meinte Crack. »Und auch wieder raus.«
»Ghule in der Kanalisation«, knurrte Nicholas. »Vielleicht sollte ich mich beim Stadtrat beschweren.« Er schüttelte den Kopf. Diese Geschichte hatte ihn schon genug Zeit gekostet. »Kommt. Dort vorn wartet ein kleines Vermögen auf uns.«
Innerlich noch immer mit sich hadernd, wählte Madeline eine andere Treppe hinunter in den ersten Stock. Seit Monaten hatten sie sich auf diesen Coup vorbereitet; es war
einfach unglaublich, dass jemand anderer sich die gleiche Nacht ausgesucht hatte, um sich Zutritt zum Mondollot House zu verschaffen. Nein , fiel ihr plötzlich ein, gar nicht unglaublich. An jedem Abend wurde das Anwesen bewacht wie eine Festung. Nur heute strömten Hunderte von Leuten ins Haus, und sie war bestimmt nicht die Einzige, die einen guten Fälscher kannte. Es war der ideale Zeitpunkt für einen Raub, und diese Gelegenheit hatte sich irgendjemand nicht entgehen lassen.
Im Ballsaal angelangt, zwang sie sich, ruhig am Rand des Geschehens entlangzuschlendern und zwischen den plaudernden Menschen und den Tanzenden Ausschau nach Reynard zu halten. Bestimmt erwartete er sie bereits und hatte sich irgendwo postiert, wo sie ihn leicht entdecken konnte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er sich einer Kartenrunde angeschlossen hatte oder einfach … gegangen war. Sie verzog den Mund. Außer, er musste gehen. Zum Beispiel, weil er sich mit einem gewissen jungen Leutnant auf eine Schlägerei eingelassen hat und hinauskomplimentiert wurde. In diesem Fall konnte er nicht auf sie warten, selbst wenn er keine Ahnung hatte, wo sie steckte und ob sie den Hüter außer Gefecht gesetzt hatte. Verdammt. Aber ohne den Hüter war es wenigstens möglich, unbemerkt hinauszuschlüpfen. Vorausgesetzt, sie kam irgendwie hinunter ins Erdgeschoss …
In diesem Augenblick bemerkte Made line, dass die Duchess of Mondollot, eine vornehme, liebenswerte ältere Dame in Perlenschmuck und einem cremefarbenen Satinabendkleid, direkt auf sie zusteuerte. Verzweifelt suchte sie Deckung hinter einer hohen, blumengefüllten Vase und verbarg das Gesicht hinter ihrem Fächer, als müsste sie sich
vor den lüsternen Blicken einer Gruppe - völlig unschul - diger - älterer Herren schützen.
Doch die Duchess rauschte an Made line vorbei, ohne sie zu beachten. Erleichtert wollte sie sich schon zum Gehen wenden, als ihr plötzlich ein Mann auffiel, der der alten Dame folgte.
Tatsächlich wirkte er in dieser Gesellschaft wie ein Fremdkörper. Sein dunkler Bart war ungepflegt, und auch sein Abendanzug war zwar von feiner Qualität, aber ziemlich verwahrlost. Offenbar gab er nicht viel auf sein Äußeres. Aber weshalb besuchte jemand den Ball der Duchess of Mondollot, der keinen Wert auf sein Erscheinungsbild legte? Er war kleiner als Madeline, und seine Haut machte selbst angesichts der Jahreszeit einen blassen, ungesunden Eindruck. Als er der Duchess nacheilte, huschte sein Blick kurz zur Seite, und Madeline sah seine wilden, fast ein wenig irrsinnigen Augen.
Er hatte etwas an sich, das ganz klar auf »Unterwelt« hindeutete, aber nicht im mythologischen, sondern im kriminellen Sinn. Ohne sich Rechenschaft über ihre Gründe abgelegt zu haben, ging Madeline dem Mann nach.
Wie sie nun in aller Ruhe feststellen konnte, schritt
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