Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
über das übliche Maß hinaus für das E-Dezernat – und vor allem für Nathan – interessierte, war ich darum bemüht herauszufinden, was los war. Goodly ...« – damit blickte er den Hellseher an – »... wer hat Sie denn gewarnt, dass sie gleich die Zentrale stürmen würden, um Nathan abzuholen? Sehen Sie, innerhalb der CMI ist Paxton, nun ja, mehr oder weniger sein eigener Herr. Ich meine, natürlich hat er noch einen Vorgesetzten, der der gesamten CMI vorsteht. Aber auch der hegte nicht das geringste Misstrauen. Er hatte keine Ahnung von einer Razzia beim E-Dezernat und der Geschichte in Radujevac. Paxton kochte sein eigenes Süppchen, das müssen Sie doch verstehen!« Der Minister schwieg einen Moment und tupfte sich den Schweiß von der Stirn, ehe er fortfuhr: »Paxton hat eine Wohnung in der City. Wir haben sie durchsucht, und so langsam fangen wir an zu begreifen. Sie ist voll gestopft mit Material über das E-Dezernat, mit allem Möglichen über die Talente, die dort vertreten sind; über Harry Keogh und dessen Herkunft und wozu er imstande war; und über die Tore von Perchorsk und Radujevac, fast alles, was sich auch hier in den Akten der Zentrale findet. Sie müssen bedenken, dass Paxton einmal hier gearbeitet hat! Er musste nichts davon stehlen. Von ihm wurde erwartet, dass er all dies wusste ! Und über Harry wusste er einiges, dessen können Sie sicher sein!«
Goodly legte die Stirn in Falten. »Das klingt ja schon zwanghaft!«
»Das will ich meinen!« Der Minister hatte sich wieder etwas beruhigt. »Er wollte sein Talent zurück. Harry Keogh hat ihn seiner telepathischen Fähigkeiten beraubt, und er wollte sie wiederhaben. Ein Vampir hat ihm sein Talent genommen, also könnte ein Vampir es ihm vielleicht auch wiedergeben. Und Paxton weiß, dass es auf Starside Vampire gibt ...« Der Minister glaubte, damit sei er zum Ende gelangt, nicht jedoch Goodly.
»Er interessierte sich also für Nathan, Harry Keoghs Sohn. Aber ... woher wusste er denn, dass Nathan herübergekommen war, ich meine, das Tor von Perchorsk passiert hatte?«
Der Minister sank auf seinem Stuhl zusammen. »Ja, Sie haben Recht. Ich musste der CMI Mitteilung machen. Ich meine, ich musste das tun! Das E-Dezernat und die CMI sind doch das Einzige, was uns in Sachen nationaler Sicherheit noch geblieben ist. Wäre irgendetwas schiefgegangen, hätten wir Unterstützung gebraucht, und zwar von der CMI. Also musste ich sie einweihen! Und natürlich bekam Paxton Wind davon. Er war wie elektrisiert. Darauf hatte er doch nur gewartet! Nun konnte er mit den Spielereien aufhören und endlich damit anfangen, sein eigentliches Ziel zu verfolgen: sein Talent zurückzuerlangen – sei es in dieser Welt oder in einer anderen!«
Turchin wirkte verwirrt. »Aber wenn er über das Tor von Radujevac Bescheid wusste und sein einziger Wunsch darin bestand, nach Starside zu gelangen – warum hat er es dann nicht schon viel früher versucht?«
Der Minister hob die Hände. »Ich habe keine Ahnung! Vielleicht wollte er einfach auf Nummer sicher gehen und wartete darauf, bis er gute Karten hatte. Vielleicht war es zunächst tatsächlich nur eine Obsession im wörtlichen Sinn, eine verrückte Idee, die ihm nicht aus dem Kopf ging – bis er von Nathan hörte, dem Sohn Harry Keoghs, des Mannes, dem er all seine Probleme zu verdanken hatte.
Wahrscheinlich war es zu schön, um wahr zu sein. Es war die Bestätigung all dessen, was Paxton schon immer vermutet hatte, denn aus Starside war ein weiterer Necroscope in unsere Welt gelangt. Und nun wollte er, Paxton, nicht länger warten. Wenn er sein Talent zurückbekommen wollte – und womöglich noch andere dazu –, wusste er, wohin er sich wenden musste. Kann sein, dass ein weiteres Motiv Rache war. Er hatte es nicht geschafft, Harry Keogh zu töten; aber vielleicht gelang es ihm bei dessen Sohn. Allerdings nicht, ehe er von ihm hatte, was er wollte. Wie er das im Einzelnen angehen wollte, vermag ich nicht zu sagen – das weiß Paxton vielleicht noch nicht einmal selbst! Vielleicht improvisiert er. Aber wie dem auch sein mag, von diesem Punkt an sind alles nur Mutmaßungen, und ich bin nicht schlauer als Sie. Der Rest ist bekannt ...« Damit war der Minister ans Ende gelangt.
»Um Antworten sind Sie wohl nie verlegen«, sagte Goodly nach einer Weile ruhig.
»Glauben Sie mir etwa nicht?« Abermals bedachte der Minister ihn mit einem kühlen Blick.
»Doch, schon ... weil mein Talent mir nämlich sagt, dass
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