Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
ein lang gezogenes »Ahhh! Du meinst ... du hast sie wirklich gesehen? Ist sie wohlauf? Und Jazz – ah, das war ein Kämpfer! Sie hätten hier bleiben sollen, vielleicht wäre dann ein Paar aus ihnen geworden! Aber ich glaube, sie sind auch so zusammengekommen. Weißt du, damals, da wäre ich um ein Haar eifersüchtig auf ihn gewesen ... äh, aber das war natürlich lange vor Lissas Zeit! Jazz und Zek – gutes, heißes Blut, beinahe Szgany. Und ihre Kinder hätten uns neues Leben gebracht, auf der ganzen Sonnseite.«
Nathan verzog das Gesicht und nickte. Nana und Misha konnten von Glück sagen, wenn sie ihn in einer Stunde sehen würden. Lardis war ein wundervoller Zuhörer (wie ein kleines Kind war er ganz Ohr), aber genau wie ein kleines Kind hatte er auch immer jede Menge Fragen. Am besten, er ging darüber hinweg und erzählte einfach weiter, nur – nun, die Sache mit Zek und Jazz musste der alte Lidesci schon erfahren.
Darum entgegnete er: »Die beiden wurden tatsächlich ein Paar! Zek ist ... wohlauf, ja. Sie hat mir das Grab von Jazz gezeigt, an einem Ort, der so wunderschön gelegen ist, dass du es kaum glauben magst. Ich bin froh, dass ich ... sie dorthin begleiten durfte.« (Fast hätte er gesagt: dass ich Jazz kennenlernen und mit dem Helden so vieler Geschichten, die Lardis von früher erzählt hat, sprechen durfte; doch das hätten Lardis und die anderen nicht verstanden. In ihrer Vorstellung konnte man jemanden kennenlernen, der noch am Leben war, aber niemanden, der bereits im Grab lag.)
Um das Thema zu wechseln, klopfte Nathan Ben Trask auf die Schulter. »Dieser Mann hier zählt zu den Tapfersten, die ich kenne, ganz gleich in welcher Welt. Ohne ihn hätte ich es niemals geschafft, zurückzukehren. Mehr noch, er ist sogar mitgekommen, um euch in eurem Kampf gegen die Wamphyri beizustehen!« Dies entsprach zwar nur bedingt der Wahrheit, war aber auch keine Lüge. »Er heißt Ben – und, Lardis, in den Höllenlanden wartet Zekintha auf ihn! Das mit den beiden geht noch nicht lange, und er musste viel zu früh von ihr weg. Ben hat ein ganz bestimmtes Talent: Er erkennt, wenn etwas wahr ist. Du brauchst ihm nur eine Lüge zu erzählen, und schon weiß er, dass du nicht die Wahrheit sprichst. Zeige ihm eine falsche Spur, und er wird die richtige Fährte finden.«
Lardis musterte Trask erneut. Doch was gab es da zu mustern? Wenn er für Zek gut genug war, dann musste er ein guter Mann sein!
»Und dieser kleine Mann hier, der so gelb aussieht, wird David genannt«, fuhr Nathan fort, indem er Chung am Arm ergriff. »Du hast einiges mit ihm gemeinsam, Lardis: Er kann in die Ferne sehen. Er ist ein Seher! Nicht anders als deine Vorfahren das Talent besaßen und es dir ebenfalls im Blut liegt, steckt es auch in David.«
Lardis blickte von Trask zu Chung und wieder zurück und nickte. »Nicht schlecht, eure Fähigkeiten. Die können wir gut gebrauchen. Aye, denn auch die Wamphyri haben ihre Talente. Nun denn, willkommen im Zufluchtsfelsen, Ben und David. Schade, dass euch keine Zeit bleibt, ihn besser kennenzulernen, aber wir müssen bald von hier verschwinden. Nun, wo Wratha und ihr Haufen wissen, wo wir sind, ist es hier nicht mehr sicher.«
Trask nickte und sagte stockend und bedächtig, weitgehend in der Sprache der Szgany: »Vielen Dank, dass ihr uns aufnehmt! Offensichtlich genießt Nathan dein vollstes Vertrauen. Das verstehe ich nur zu gut – einst, vor vielen Jahren, vertraute ich so seinem Vater, Harry Keogh. Ich kannte ihn, als er noch ... noch ein Mensch war; und danach ebenfalls, ehe er auf die Sternseite zurückkehrte. Nichts vermochte ihn zu verwandeln, nicht den eigentlichen Harry, noch nicht einmal zum Schluss.«
»Ich weiß«, erwiderte Lardis, »denn ich war dabei, als es zu Ende ging!« Und in einem überraschten Ton fügte er hinzu: »Aber ... du sprichst unsere Sprache! Zwar nicht sehr gut, aber du sprichst sie. Es ist mir vorhin schon aufgefallen: Wenn einer von uns einen Witz machte, hast du gelacht! Wie kommt das?«
Trask zuckte die Achseln; er wirkte selbst etwas verblüfft. »Ich habe nun mal ein Gespür für Sprachen. In meiner Welt gibt es viele davon. Von fast jeder verstehe ich das ein oder andere Wort. Deine Welt ist allerdings seltsam und ... ich muss zugeben, dass ich es selbst nicht erwartet habe!«
Ausnahmsweise war Nathan derjenige, der diesmal die »Wahrheit« erkannte. »Es liegt an deinem Talent«, meinte er. »Mir ist aufgefallen, dass allen ESPern das
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