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Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Titel: Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Allerdings besaß Nathan einen ganz besonderen Geist, dem Untätigkeit fremd war. Darum begann er auch schon nach kurzer Zeit zu träumen.
    Erneut wurde er unruhig, und weil Misha ihn liebte, fragte sie sich, was ihn diesmal wohl heimsuchte. Wie zur Antwort murmelte er »Thikkoul!«, verstummte und blieb sonderbar reglos liegen. So still, dass ihr klar war, dass er auf etwas lauschte.
    Doch worauf ...?
    Nathaaan!, drang es aus weiter Ferne zu ihm, eine Stimme wie aus fernster Vergangenheit. So jedenfalls schien es dem Necroscopen. Doch wie sollte er sich an eine Stimme erinnern, die er niemals zuvor gehört hatte, deren Besitzer längst tot war, ehe er überhaupt geboren wurde? Einem gewöhnlichen Menschen mit einem gewöhnlichen Geist wäre dies nicht vergönnt gewesen, es sei denn, man rechnete mit dem gelegentlichen Aufblitzen des Stammesbewusstseins, sofern man an derartige Dinge glaubte. Gewöhnliche Menschen waren allerdings auch nicht in der Lage, mit den Toten zu sprechen.
    Nathaaan!, meldete sich die Stimme erneut zu Wort wie ein ferner Widerhall aus Raum und Zeit, eindringlicher jedoch als jeder Traum. Außerdem kannte der Necroscope mittlerweile den Unterschied, weshalb er, nun zum dritten Mal, den Namen seines körperlosen und doch realen Gesprächspartners aussprach: »Thikkoul!« Nur dass er ihn diesmal kaum hörbar lediglich vor sich hinmurmelte, in einer als Totensprache bekannten Sprache, die ihm nunmehr so geläufig war, dass es keiner Anstrengung mehr bedurfte.
    Hätte ein Lebender in diesem Moment Nathans Gedanken gelesen (in der Tat gab es einige, die versuchten, Kontakt zu ihm aufzunehmen), hätte ihn die plötzlich herrschende geistige Leere mit Sicherheit vor ein Rätsel gestellt. Denn nur die Toten vermochten die Totensprache zu vernehmen. Es war vielleicht vergleichbar mit einer Rundfunkübertragung ohne Empfänger, oder vielmehr: Der Empfänger befand sich in Nathans Kopf. Es war, als würde man einem Blinden etwas mittels Flaggenzeichen übermitteln oder einem Taubstummen von fern etwas zurufen. Unter den Lebenden gab es nur einen einzigen Mann, der dies zu empfangen, zu sehen beziehungsweise hören vermochte. Oder vielleicht auch zwei, wenn man Nestor dazurechnete. Allerdings erfuhr dessen Talent eine andere Ausprägung, die Übertragungen, die er empfing, geschahen keineswegs freiwillig.
    Nathaaan!, erscholl es nun deutlicher. Zu guter Letzt hatten die Gedanken ihr Ziel, den Necroscopen, gefunden. Nathan, bist du es wirklich? Aber wer sollte es sonst sein?
    Und wer anders konnte dies sein als Thikkoul, ein Sterndeuter der Thyre, im Vergleich zu dessen Talent der Hellseher Ian Goodly allenfalls wie ein Jahrmarktsschwindler wirkte. Thikkoul, der Nathan die Zukunft aus den Sternen vorhergesagt hatte, und zwar zutreffend, wenn auch verschlüsselt. Nathan entsann sich, was Thikkoul ihm einst gesagt hatte: dass er zunächst, allerdings nur für kurze Zeit, mit Misha und seiner Mutter wiedervereint würde, ehe er ›binnen eines Blinzelns eines gewaltigen blinden Auges‹ ganz aus der Welt ( dieser Welt) verschwinden würde. Und in der Tat, ebendies war geschehen: Nestors Vampirleutnant hatte ihn halb besinnungslos in das gleißende Tor zu den Höllenlanden geworfen.
    »Aber meine Rückkehr hast du mir nicht vorausgesagt?«
    Weil ich nicht weitergeschaut habe! Und warum hätte ich dies auch tun sollen? Wenn jemand verschwunden ist, ist er verschwunden! Meinen Erfahrungen zufolge muss ich aus dem völligen Fehlen eines Menschen auf dessen Ableben schließen. Um die Wahrheit zu sagen, Nathan, ich rechnete durchaus damit, mich wieder mit dir zu unterhalten, allerdings von Ruhestätte zu letzter Ruhestätte. Doch wie dem auch sein mag, tut es dir etwa leid, dass ich mich geirrt habe?
    »Nein, selbstverständlich nicht! Und das sollte auch kein Vorwurf sein! Alles, was du vorhergesehen hast, ist auch eingetroffen. Es verhält sich einfach so, wie du mir sagtest: In die Zukunft zu blicken, hat seine Tücken. Dass man einen bestimmten Punkt erreicht, ist unvermeidlich, aber wie man dahin gelangt, weiß allein der Allmächtige!«
    Der Allmächtige?
    »Ein Ausdruck aus einer anderen Welt.« Doch Thikkoul sah es bereits in seinem Geist, noch ehe er zu einer Erklärung ansetzen konnte. Denn die Thyre waren allesamt erstaunliche Mentalisten, und ihre Große Mehrheit hatte sich schon lange, bevor Harry Keogh in dieser Welt eintraf, der Totensprache befleißigt.
    Aus einer anderen Welt? Hast du denn nicht

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