Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
Hals über Kopf den erstarrten Lavafluss entlangstürzten. Prustend kam ein kleinerer Krieger in Sicht. Verwirrt, wütend und womöglich sogar ein bisschen verängstigt blähte er sich auf und aktivierte seine Stoßdüsen, um abzuheben. Aber seine Gasblasen brannten bereits. Eine nach der anderen explodierten sie in der Luft und schleuderten die Kreatur hin und her, bis diese schließlich das Gleichgewicht verlor, Schlagseite bekam und zwischen die vor Schmerzen schreienden Männer krachte. Um die Verwirrung komplett zu machen, warfen Trask und Nathan weitere Handgranaten in die Menge.
Während Chung erneut einen Feuerstoß in das Spundloch jagte, kletterten drei massige, von schweren Brandwunden gezeichnete und laut ihre Befehle rufenden Leutnante aus der Höhle. Mit den gewöhnlichen Knechten hatten sie nichts gemein. Es waren wahre Hünen. Sie trugen mit Goldbeschlägen besetzte Lederrüstungen, und Kampfhandschuhe baumelten von ihren Gürteln. Ihre Augen leuchteten in einem tierhaften Gelb, nur in ihrem Innern nahm man ein rotes Lodern wahr. Sie mochten zwar noch keine Wamphyri sein, aber eines Tages würden sie wohl dazu werden – sofern sie lange genug lebten. Doch Nathan hatte nicht vor, sie am Leben zu lassen.
Auf ein Zeichen des Necroscopen hin eröffnete Ben Trask das Feuer aus seiner Maschinenpistole. Seine Salve pflügte über die völlig überraschten Vampire und mähte gleich zwei von ihnen nieder ... die jedoch sofort wieder aufstanden. Bloße Kugeln vermochten ihnen nicht viel anzuhaben! Doch Nathan führte seinen Rachefeldzug aus persönlichen Gründen, und gerade für derartige Vampire hielt er eine ganz spezielle Waffe bereit.
Als die drei Leutnante an den Rand des Lavafalles hinkten – einer von ihnen torkelte nur noch – und Anstalten machten, über den nackten Fels zu ihren Angreifern emporzuklettern, legte Nathan an, zielte sorgfältig und schoss seinen ersten Bolzen ab. Dieser traf sein Ziel, durchbohrte den Brustpanzer, drang durch Muskeln und Rippen und schleuderte den Leutnant auf den direkt hinter ihm folgenden Mann. Einen Sekundenbruchteil später explodierte der Sprengbolzen und tötete alle beide. Der dritte hingegen wurde regelrecht in ihrem Blut gebadet und mit roten und schwarzen Knorpelfetzen überschüttet. Noch ehe er sich wieder aufrappeln konnte, warf Trask seine nächste Granate.
Als ihre Augen sich nach dem grellen Aufblitzen wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten und der Widerhall des Knalls an den Berghängen verebbte, bot sich Nathans Gefährten ein groteskes Bild. Sie sahen einen zusammengesunkenen Torso und einen Wirrwarr aus rohem, noch dampfendem Fleisch auf den Steinen, der kaum noch als menschliche Eingeweide identifizierbar war.
Keine fünfzig Meter entfernt, am östlichen Ende des Lavaflusses, wimmelte es von weiteren Männern und Monstern. Wie Hornissen aus ihrem Bau strömten sie aus den Höhlen, die Chungs Feuersturm noch nicht erfasst hatte. Als Trask erneut das Feuer aus seiner Waffe eröffnete, machte eine kleinere Kampfkreatur ihre Stoßdüsen bereit und erhob sich stotternd in die Luft. Mit einem gewaltigen Satz ergriff ein Leutnant das Zaumzeug seines Flugrochens, während die Bestie sich in die Lüfte schwang. So langsam schien es angebracht, zu verschwinden.
Doch direkt unterhalb ihres Aussichtspunktes tauchte inmitten des beißenden Qualms ein Lord aus den Trümmern auf und ließ seine Vampirsinne durch die Nacht schweifen. Auf ihn hatte Nathan gewartet! Er musste sich in einem abgetrennten, abgelegenen Bereich der Höhle aufgehalten haben, den Chungs Feuerstoß nicht erreicht hatte.
Nathan erkannte ihn auf Anhieb. Vor achtzehn Monaten hatte er, damals noch in Turgosheim, in der Runenstatt einem Treffen zwischen Maglore und Lord Grigor Haksohn von Hagerstatt beigewohnt. Schon seit geraumer Zeit hatte Grigor bei der Verteilung des Tributs von der Sonnseite immer nur Pech gehabt. Seine Lose hatten ihm einfach keine Mädchen mehr eingebracht. Der Seher-Lord hingegen hatte Frauen im Überfluss, und Grigor bot ihm dafür junge Männer zum Tausch. Maglore brauchte Männer für die Arbeiten, die er in der Runenstatt ausführen ließ – Ausschachtungen für neue Höhlen als Wohn- und Arbeitsbereiche, während Grigor mit den Frauen ... nun, etwas anderes vorhatte. Nicht umsonst trug er den Beinamen »Grigor der Lüstling«.
Ebenjener Grigor stand nun da unten, hochgewachsen, hager, mit unstetem Blick und grau wie eine Wand. Sein schwarzer Haarknoten
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