Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
rege Betriebsamkeit. Merkwürdige Schatten huschten über den Himmel, und in der Ferne hörten sie etwas, was klang wie der Nachhall einer Explosion. Aber in ihrer unmittelbaren Umgebung rührte sich nichts. Nathan hielt sich mit Zek ein Stück weit vom Tor entfernt und ließ die anderen den Buggy hinaus an den Kraterrand ziehen und die Waffen einsammeln. Nachdem sie fertig waren, rollten sie ihn über den Rand, bis er hinab auf die schwach phosphoreszierende Ebene stürzte, und schoben ihn zwischen eine kleinere Ansammlung von Felsen, wo sie ihn tarnten, so gut es ging. Anschließend kehrten sie zu Zek und Nathan zurück, und er lieferte alle drei wieder wohlbehalten im Lager ab.
Die Handhabung der russischen Handgranaten erwies sich als ziemlich einfach. Sie wurden scharf gemacht, indem man einen kleinen vorstehenden Stift zog, bis der Mechanismus im Innern zu ticken begann wie eine Uhr. Dann zählte man, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen, bis drei, bevor man sie warf. Nathan ließ Lardis eine ausprobieren. Es blitzte hell auf und gab einen Riesenkrach, und ein kleinerer Baum fiel um. Der alte Lidesci war zufrieden. Er und die kampferprobteren seiner Männer, dazu die Höhlentaucher und Nathans Gefährten erhielten je vier dieser todbringenden Eiergranaten. Damit war die Hälfte bereits aufgeteilt. Mit dem Rest mussten sie umgehen, als bestünde er aus Gold – beziehungsweise, da dies die Sonnseite war, aus Silber!
Die übrige Munition – Sprengbolzen und Patronen unterschiedlichen Kalibers – wurden an die Männer ausgegeben, die Waffen aus den Höllenlanden mit sich führten. David Chung hatte sein Geschick mit dem Flammenwerfer unter Beweis gestellt und sollte ihn auch weiterhin benutzen. Den zweiten Flammenwerfer übernahm einer von Carlings Höhlentauchern. Den noch verbleibenden Raketenwerfer ließ Nathan mitsamt den Sprengköpfen in eine geölte Haut einschlagen. Wenn es so weit war, würde er ihn persönlich bedienen.
Als zu guter Letzt alle Waffen verteilt waren, nahm Trask Nathan beiseite und fragte: »Weshalb wolltest du diese Waffen unbedingt jetzt schon ausgeben?«
Nathan blickte ihn an. »War es so offensichtlich?«
»Für mich, ja. Du willst sichergehen, dass diese Waffen auch eingesetzt werden, nicht wahr? Für den Fall, dass dir etwas zustößt!?«
Nathan nickte. »Ich werde noch einmal die Wrathhöhe aufsuchen. Keine Sorge, ich gehe rein und wieder raus, so schnell ich kann – aber man kann ja nie ausschließen, dass etwas passiert.«
»Du gehst also rein«, wiederholte Trask und betonte dabei das du . »Und sonst niemand? Weshalb willst du an diesen albtraumhaften Ort zurück?«
Nathan zuckte die Achseln, womöglich fatalistisch, aber keinesfalls leichtsinnig. »Ich gehe allein, weil ich es nicht riskieren kann, jemanden mitzunehmen. Ich muss in der Lage sein, gleich wieder zu verschwinden. Und warum ich es tue? Nun, wir haben die Armee aus dem Osten ein bisschen in Aufruhr versetzt, jetzt will ich für einen kleinen Ausgleich sorgen.«
»Aber hast du das nicht schon mit Uruk Piatra getan? Lardis hat uns alles darüber erzählt.«
»Ja, schon, aber Wratha und die übrigen Bewohner des letzten Felsenturms wissen noch nichts von Uruk. Ich habe etwas weitaus Dramatischeres vor, das sie auch tatsächlich mitbekommen, etwas, was sie nicht vergessen sollen, was sie wirklich erschüttert. Ich will sie an ihrem wunden Punkt treffen.« Während er sprach, stopfte er sich noch ein paar Extra-Granaten in die Taschen.
»Gib auf dich acht!«
Nathan nickte. »Das Schlimmste daran ist, dass ich Zek doch noch einmal mitnehmen muss. Ich weiß, ich habe versprochen, es nicht zu tun, aber ich brauche jemanden, der für mich Augen und Ohren offen hält. Sie wird auf der Findlingsebene bleiben, an einem sicheren Ort, nur um aufzupassen oder vielmehr zu ›lauschen‹.«
»Und wenn etwas schiefgeht? Sie könnte dort genauso gut in der Falle sitzen! Wolltest du deshalb, dass ich mich hinlege?«
»Du weißt, dass es sich nicht so verhält. Ich hatte meinen Plan nur nicht zu Ende gedacht, das ist alles.«
Und natürlich wusste Trask, dass dies der Wahrheit entsprach. »Dann bin ich ja froh, dass ich mich noch nicht schlafen gelegt habe. Ich komme nämlich mit!«
Nathan konnte es ihm kaum verwehren. Gemeinsam suchten sie Zek auf ...
Auf der Findlingsebene fand der Necroscope eine passende Stelle, an der er die beiden zurücklassen konnte – in den verlassenen Ruinen eines eingestürzten
Weitere Kostenlose Bücher