Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
überschlugen sich. »Oh? Und jetzt soll ich wohl den gleichen Preis zahlen?«
»Aber nicht doch! Ich nahm einen dieser Männer gefangen, darum weiß ich, was sie vorhaben! Bei Sonnauf wollen sie sich zur Sonnseite aufmachen, um in Sicherheit zu gelangen. Ah, aber der Pass beschreibt eine scharfe Biegung! Auf unserer Seite herrscht Dunkelheit, auf der anderen Seite hingegen ist es hell. Dort kannst du ihnen einen Hinterhalt legen, sie zu deinen Gefangenen machen und von der Macht ihrer Waffen profitieren.«
»Das tust du für mich?«, fragte Zindevar überrascht. »Weshalb nimmst du diese Männer mitsamt ihren Waffen nicht selbst gefangen und behältst den Pass für dich?«
»Damit besiegle ich unseren Pakt«, erwiderte Devetaki. »Und zwar aus freien Stücken, damit du siehst, dass ich es ernst meine. Hör zu: Es ist nur eine Handvoll Männer, aber sie verfügen über schreckliche Waffen. Ein heimtückischer Hinterhalt sollte jedoch genügen; und wer kommt Zindevar von Greisenfried schon an List und Tücke gleich? Mehr noch, in dem Augenblick, in dem du sie gefangen nimmst, gehört dir der Pass ebenfalls. Denn von da an werden wir ihn ›Zindevars Pass‹ nennen, und die Feste wird ›Greisenburg‹ heißen!«
»Das ... würde meine Stellung stärken!«, stieß Zindevar hervor und verriet damit den Widerstreit ihrer Gefühle.
»Ebendies!«, erwiderte Devetaki. »Wie sollen wir je hoffen, eine ganze Welt zu beherrschen, solange wir schwach sind? Welchen Vorteil bringt denn ein schwaches Bündnis?«
Insgeheim jedoch dachte sie: Ganz gleich, wie es ausgehen mag, deine Truppen werden in diesem Kampf geschwächt. Dafür werde ich schon sorgen. Und so stark ist dein Kontingent nun auch wieder nicht. – Was denn? Eine Handvoll behaarter Weiber als Leutnante und ein Haufen kriecherischer Eunuchen! Sobald du den Pass wieder verlässt, werde ich auf dich warten, dann, wenn du am schwächsten bist!
Zindevar bekam nichts davon mit. Alles, was sie sah, war, dass Devetaki ihre zürnende Halbmaske absetzte und mit der lächelnden Maske vertauschte ...
Nachdem sie gegessen und sich eine Weile ausgeruht hatten, griffen Nathan, Trask und Chung zu den Waffen. Sie waren bereit. Sie trugen typische Szgany-Kleidung – dunkle Braun- und Grün-, vor allem aber Grautöne, die sie mit dem vulkanischen Gestein des Gebirges, den düsteren Felsen und Hängen verschmelzen ließen. Wangen, Stirn und Hände hatten die drei mit Ruß geschwärzt und sich mit Pflanzensäften eingerieben, sodass sie selbst Lardis ziemlich bedrohlich vorkamen.
Der alte Lidesci stand ein Stück abseits, und wie er sich die Guerillakämpfer des Necroscopen so betrachtete, verschränkte er die Arme vor der Brust und dachte: Aye, nehmt euch in Acht, ihr Lords und Ladys, jetzt geht es euch an den Kragen!
Jeder von Lardis’ Leuten wusste mittlerweile, was es mit den unheimlichen Kräften des Necroscopen auf sich hatte, und die meisten hatten sich eingefunden, um die drei Helden zu verabschieden. Schweigend bildeten sie einen Kreis um das Lagerfeuer, hielten allerdings so weit Abstand, dass Nathan genügend Raum blieb, sein Möbiustor heraufzubeschwören, ohne dass es sie einsaugte. Dieses Märchen hatte Lardis verbreitet, damit Nathan seine Ruhe hatte. Zu viele Menschen wussten über ihn Bescheid, und jeder wollte einmal mit ihm reden oder ihn anfassen. Der potenzielle Retter der Szgany! Unter Lardis’ Leuten war er, nicht anders als bei den Thyre, so etwas wie eine lebende Legende.
Mit gesenktem Kopf, die Augen geschlossen, stand Nathan da und unterhielt sich mit Grinser. Östlich des Passes behielten die Überlebenden aus Stutz’ Rudel die Wamphyri im Auge. Grinser hatte sich zu ihnen gesellt. Während der vergangenen sieben Stunden hatte er in einer gewaltigen Anstrengung den Pass überquert, die Höhen erklommen und einstweilen das Kommando übernommen. Das Heer aus dem Osten hatte sein Lager aufgeschlagen. Sonnauf war keine zwanzig Stunden mehr entfernt, und abgesehen von einer Handvoll Marodeure aus unterschiedlichen Kontingenten, die in den östlichen Gebieten der Sonnseite gelandet waren, um in den Wäldern Fleisch zu machen, befand sich die Hauptstreitmacht der Vampire hier.
Durch Grinser hatte Nathan Stutz’ rachebesessenen grauen Brüdern mitteilen lassen, was er brauchte, und als sie es begriffen, hatten sie mehrere Aussichtspunkte besetzt. Grinser leitete die Koordinaten weiter, die nun klar und deutlich vor Nathans geistigem Auge standen,
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