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Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Titel: Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Leichenscheu also doch nicht umbringen. Wenn es diesen Erzfeind tatsächlich gab, sollte man Nestor doch gestatten, auf seine Art mit ihm umzuspringen – gleichzeitig würde er der Wrathhöhe damit einen großen Dienst erweisen. Außerdem gab es ohnehin schon genug Streitigkeiten in der Stätte; und wie sollte Wratha es den anderen erklären, wenn sie Nestor tötete? Was, wenn jemand seinen Zustand mitbekam, bevor es ihr gelang, die Leiche zu beseitigen? Es war allgemein bekannt, dass sie ein Liebespaar gewesen waren.
    Sie entsann sich einer alten Legende aus Turgosheim, der Geschichte von Lord Kalk Ingrissohn. Kalk wurde über hundertvierzig Jahre lang als Aussätziger gemieden, und ebenso lange bediente er sich seiner erstaunlichen Wandlungskunst, um die Krankheit in Zaum zu halten! Für Kalk war das Blut in der Tat das Leben: Er brauchte es gleich fässerweise, um seine Wandlungskräfte in Gang zu halten! Doch im Gefolge der Einführung einer frühen Form des Tributsystems wurde seine Plasmaration so sehr begrenzt, dass es sein Ende bedeutete. Innerhalb einer einzigen Nacht schrumpfte er zu einer Mumie zusammen und zerfiel zu Staub, und selbst sein Egel war, wie man feststellte, vom Aussatz zerfressen!
    Ah, aber er hatte es geschafft, einhundertvierzig Jahre lang zu überleben. Und wenn Kalk Ingrissohn dies vermochte, dann konnte es auch Wratha! Allerdings musste sie zunächst einen Blutkrieg überstehen. Nun, das blieb abzuwarten! Und was Nestor anging: Wenn er das Zusammentreffen mit seinem namenlosen Gegner überlebte, seinem sogenannten »Blutsbruder« ...
    Doch auch dies würde erst die Zukunft zeigen.
    Im Augenblick jedenfalls konnte Wratha das Seufzen der Sonne noch durch tausend Meilen gewachsenen Fels, durch den gesamten Planeten hindurch hören, und sie war sich sicher, dass es am südlichen Horizont von Minute zu Minute heller wurde. Wenn sie die Kraft aufbringen wollte, die Eindringlinge aus dem Osten zurückzuschlagen, brauchte sie Ruhe. Dasselbe galt für ihren Egel, der stark genug sein musste, sie vor dem Zeug in ihrem Blut zu schützen.
    Sie begab sich zu Bett, wo sie sich lange Zeit unruhig hin und her wälzte. Sie war sich all des Bösen längst vergangener Jahrhunderte nur allzu bewusst. Es befand sich im Gestein selbst, eine Mixtur des Grauens, die den letzten Felsenturm der Schwerkraft zum Trotz aufrecht stehen ließ, die der Zeit und dem Hass der Szgany trotzte, dem der Horst seit Menschengedenken ausgesetzt war. Aber wie lange noch? Der Hunde-Lord sagte Unheil vorher. Sollte all dies ein Ende finden? Nun, eine Gefahr, die man kannte, war nur noch halb so groß.
    Doch wie konnte man sich gegen den bevorstehenden Untergang wappnen?
    Oder stellte das Wissen darum für jemanden, der klug genug war, die Unausweichlichkeit des bitteren Endes zu akzeptieren, einen letzten Ausweg dar, womöglich eine letzte Chance zum Ruhm? Auch dies würde letztlich nur die Zeit an den Tag bringen ...
    Turkur Tzonov war benommen. Doch zuoberst in seinem verwirrten Geist befand sich eine Erinnerung, die so ungeheuerlich war, dass es sich nur um einen Albtraum handeln konnte, ein Nachtgesicht, aus dem er womöglich noch gar nicht erwacht war. Er erinnerte sich ...
    ... an eine lichtlose Düsternis und an etwas unsagbar Böses mit leuchtenden Augen, das sich ihm langsam näherte. Männer mit gigantischer Körperkraft hielten ihn nieder, und eine Frau mit Augen so rot wie ein Sonnenuntergang über der Wüste sah zu, wie er wieder und wieder von Kreaturen gebissen wurde, an die er nicht länger denken mochte! Dazu der Schmerz, die unerträglichen Qualen, die seinen zerfetzten Körper durchfuhren.
    Seither befand er sich in diesem Zustand und nahm alles nur noch verschwommen wahr. So sehr er es auch versuchte, vermochte er sich nicht daraus zu befreien. Er trieb dahin, leicht wie eine Feder und doch schwer wie Blei, in einer greifbaren Leere, die nur aus zusammenhanglosen Bildern zu bestehen schien, jedenfalls bis vor Kurzem, als er auf ein fremdes Bewusstsein gestoßen war.
    An sich war das für Tzonov nichts Neues. Schließlich war er ein Telepath und hatte als solcher fremde Gedanken gelesen. Normalerweise waren sie voller Angst – großer Angst – vor ihm! Doch nun war er derjenige, der Angst hatte.
    Anfangs hatte er gedacht, es läge an der Dunkelheit, denn für gewöhnlich fürchtet man sich vor dem Unbekannten, Ungewissen. Doch dann zündete die Besitzerin dieses seltsam einfältigen und dennoch unnachgiebigen

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