Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
Unterwerfung der Sonnseite durch Vampirtruppen bezogen. Denn nun, wo die Wrathhöhe so gut wie gefallen war, fiel dem Lokalisierer Alexei Yefros noch etwas ein, um jenen Guerillakrieger, den so genannten Necroscopen, Nathan Keogh, aus seinem Unterschlupf zu locken ...
Ursula Torbrut war froh, entkommen zu sein, als sie ein Stück weit westlich des Großen Passes das Grenzgebirge überquerte. Schade nur, dass ihr dieser Gedanke nicht früher gekommen war, als sie noch Zeit gehabt hätte, den Rückweg über die Große Rote Wüste zu schaffen und innerhalb einer einzigen Nacht nach Turgosheim zurückzukehren. Denn in Turgosheim hatte sie genügend Knechte und Kreaturen in der Torstatt zurückgelassen, um noch einmal von vorn anzufangen und zu einer veritablen Macht zu werden, während sie hier ein Niemand war – und zudem auch noch von Devetakis Gnaden abhing.
Ha! Devetakis Gnade! Hinterlist war viel eher das richtige Wort! Aye. Ursula verfluchte sich selbst dafür, dass sie die ganze Zeit über einfach nur zugesehen hatte, ohne zu begreifen, was los war, bis Devetaki ihr Vorhaben offenkundig machte: »gehobene« Stellungen für die Ladys ... ein »großes Matriarchat«! Ha! Von wegen – Devetaki wollte sich zur Herrscherin aufschwingen! Was war denn aus Zindevar Greisentod geworden? Und was würde mit Ursula Torbrut geschehen, nun, da ihr Kontingent auf eine kleine Handvoll dezimiert war? Oh ja, sie stand als Nächste auf Devetakis Liste, darauf konnte sie Gift nehmen. Nur ... wenn die machtversessene Schlampe sich nach ihr umblickte, würde sie sie nirgends mehr finden.
Ursulas Plan war simpel: Da sie es heute Nacht nicht zurück nach Turgosheim schaffen konnte, würde sie sich einfach irgendwo verkriechen, Nahrung zu sich nehmen und sich und ihrem Flieger etwas Ruhe gönnen und den morgigen Tag in einem finsteren, kalten Felsspalt ein gutes Stück weiter östlich verbringen. Morgen Nacht würde sie am äußersten Ostrand des Grenzgebirges den Schwarzen Boris umgehen und sich nach Hause aufmachen. Danach lag alles in der Hand des Schicksals. Vorerst jedoch ...
Hinter ihr war ein Bündel Kleider auf dem Sattel festgeschnallt. Ursula hatte sich schon immer gerne wie ein Szgany-Mädchen gekleidet und auch so gegeben, dazu hatte sie ihre mädchenhafte Gestalt und die Eigenarten einer Zigeunerin bewahrt. Wenn sie erst ihre Rüstung abgelegt und den gemusterten Rock, die waldgrüne Bluse und die grob gearbeiteten Stiefel aus Ziegenleder angezogen, das schwarze Haar gelöst, der abgeflachten Vampirnase wieder ein wenig Form gegeben und die Glut ihrer Augen etwas gedämpft hatte ... hm, sie war sich sicher, dass sie dann als waschechtes Kind des Waldes durchgehen und niemandem auffallen würde; nun ja, den Männern vielleicht. Es dürfte nicht schwerfallen, ein paar passende Burschen ins Dunkel zu locken, um sich zu nähren und sich ein bisschen Frischfleisch für den Rückflug herauszuschneiden.
Nichts weiter! Ob das riskant sein mochte? Nun, schon möglich ... aber nicht halb so gefährlich, wie bei Devetaki zu bleiben. Devetaki würde niemals aufhören, bevor sie nicht alles hatte; und was sie nicht haben konnte – vernichtete sie. Ursula konnte nur hoffen, dass Devetaki annahm, sie habe Pech gehabt und sei ums Leben gekommen, wenn sie nicht zurückkehrte. Aller Wahrscheinlichkeit nach wäre dies für die jungfräuliche Dame Anlass zum Jubel ...
DRITTES KAPITEL
Was zuvor geschah:
Völlig unbeobachtet (man könnte beinahe meinen absichtlich ignoriert) verfolgten der Necroscope und seine Begleiter das Auf und Ab des Blutkrieges in und um die Wrathhöhe. Jedem Außenstehenden mussten sie wie ein bunt zusammengewürfelter Haufen vorkommen: ein hellhäutiger Mann von der Sonnseite mit blauen Augen, vier übersinnlich begabte Menschen aus einer unheimlichen Parallelwelt und ein Wolf aus der Wildnis Starsides. Doch Nathan, Trask, Zek, Chung und Goodly – und selbstverständlich auch Grinser – bildeten ein Team . Zwischen ihnen herrschte eine weitgehend unausgesprochene (in ihrer Lage blieb keine Zeit für unnötiges Geschwätz), dafür umso tiefer empfundene Kameradschaft.
Nathan stand neben Ben Trask; Ian Goodly und David Chung unterhielten sich leise miteinander. Grinser war von Zek anscheinend nicht mehr zu trennen. Oder in den Worten des grausig anzusehenden Wolfes: »Diese Frau kennt die Grauen Brüder. Sie weiß, wie man mit einem Wolf umgeht!« Dabei handelte es sich selbstverständlich um ein
Weitere Kostenlose Bücher