Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
lächelte ... bis er einen geistigen Befehl auffing, den dieser himmelwärts sandte:
Er gehört euch! Holt ihn!
Gorvi sah gar nicht erst hin, sondern beugte sich über den lang gestreckten Hals seines Flugrochens und befahl: Flieg! Flieg um dein Leben!
Doch als er ein, zwei Meilen weiter über der Großen Roten Wüste schließlich das immer lauter werdende Grollen von Stoßdüsen vernahm, kam er nicht mehr umhin, hinzuschauen. Sie waren zu zweit, zwei kleinere, äußerst wendige Kampfkreaturen. Die eine stürzte sich wie ein Stein kurzerhand auf ihn, die andere näherte sich in einer steilen Spirale und hielt sich noch etwas zurück, um abzuwarten, in welche Richtung er abspringen würde. Doch es machte ohnehin keinen Unterschied; wohin er auch springen mochte, sie waren zu schnell für ihn. In der Tat; denn kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gedacht, waren sie bereits über ihm.
Der eine Krieger durchstieß im freien Fall geradewegs die linke Schwinge von Gorvis Bestie, versengte sie und ließ nur noch Fetzen zurück. Der andere ging aus dem Sink- in den Gleitflug über, gelangte unter Gorvi, richtete die Stacheln an seinem Rücken auf und schlitzte dem Flugrochen des Gerissenen der Länge nach den Bauch auf. Dies reichte völlig aus, ihn zum Absturz zu bringen. Gorvis Gedanken überschlugen sich. Verwundert fragte er sich, wie so etwas ausgerechnet ihm passieren konnte.
Er hatte seine Überraschung noch nicht überwunden, als sie platschend in einen Tümpel aus dampfender, heißer Säure eintauchten. Doch selbst wenn ihm noch Zeit geblieben wäre, ein Luftsegel auszubilden und den Absprung zu schaffen – wohin hätte er fliegen sollen? Fieberhaft überlegend stand er auf dem Rücken seines Flugrochens, als dieser, bei lebendigem Leibe gekocht, brodelnd versank. Doch so gerissen Gorvi auch sein mochte, aus dieser Lage gab es keinen Ausweg mehr. So viel wusste er, und als seine Bestie schließlich endgültig unterging, langte er hinab, packte den Sattel und versank mit ihr.
Kurz darauf begann sein Egel zu rebellieren (die Zählebigkeit des Vampirs?) und zwang Gorvi dazu, seinen Griff zu lockern. Vielleicht war die Ursache aber auch weniger die Hartnäckigkeit seines Parasiten als vielmehr die ätzende Wirkung der Säure, die Tatsache, dass seine Finger sich Knöchel für Knöchel auflösten, zu Schleim wurden und ihm nach und nach von den Händen abfielen. Wie dem auch sein mochte, kaum etwas von ihm schaffte es zurück an die Oberfläche.
Und dem bisschen, dem es gelang, war keine allzu lange Lebensdauer beschieden ...
Nachdem Devetakis Streitkräfte sich in der Saugspitze versorgt hatten, versuchten sie abwärts in die Räudenstatt vorzustoßen, nur um den Weg versperrt vorzufinden. Die Stätte war uneinnehmbar. Cankers Verteidiger, ganz gleich in welchem Quartier, kämpften wie tollwütige Hunde. Der Hunde-Lord befand sich vorerst in Sicherheit. Ganz anders hingegen Wratha. Von der Saugspitze führten unzählige Wege hinauf in die oberste Stätte; Landebuchten und Fenster, Treppenhäuser und Gänge im Innern boten nahezu ungehinderten Zugang. Von der Saugspitze und dem Dach aus gleichzeitig angegriffen, war die Wrathspitze nur schwer zu verteidigen. Wrathas Truppen konnten sich nur eingeschränkt bewegen, waren im Innern quasi eingeschlossen, während Wratha selbst vom Schlachtgetümmel langsam, aber sicher nach oben in Richtung des Daches gedrängt wurde.
Weiter unten fiel die Irrenstatt! Dass gleich alle beide Lords Todesblick geflohen waren, hatte den Knechten jeden Mut genommen. Sie kämpften weiter, weil ihnen gar keine andere Wahl mehr blieb, allerdings nur noch mit halbem Herzen. Besser, sich im Nahkampf aufschlitzen zu lassen und den Tod zu finden, als seine Tage als Futter für die Krieger im Magen irgendeiner Kreatur zu beschließen oder in der Brühe der Wandlungsbottiche zu enden.
Blieben nur die Räudenstatt und die Wrathspitze, wo Canker Canisohn und Wratha die Auferstandene sich noch hielten. Der Rest des letzten Felsenturmes (ausgenommen eine kleine Handvoll schwer zugänglicher Widerstandsnester) befand sich in Devetakis Hand. Selbstverständlich hatten ihre Truppen Verluste erlitten ... doch darüber war sie froh! Sie hatte dafür gesorgt, dass ihre Generäle möglichst weit vorne kämpften, und zugesehen, wie sie einer nach dem anderen fielen, um nie mehr aufzustehen. Die wenigen überlebenden Lords waren nicht weiter von Belang. Wie Schoßhunde würden sie ihr aus der Hand fressen
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