Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
dass nichts von dieser unheimlichen Hitze entweichen konnte. Das geschah vor geraumer Zeit. Aber es nur einzuschließen, genügte ihnen nicht. Sie wollten trotzdem noch wissen, was innendrin los war, und sich davon überzeugen, dass auch wirklich nichts sonst zu entweichen vermochte! Deshalb öffnen sie die Ummantelung hin und wieder und gehen hinein. Sie müssen auf Nummer sicher gehen, verstehst du?
Und genau dasselbe wird auf Starside passieren. Mit dem Unterschied allerdings, dass eine Kernschmelze nicht selbstständig denken kann, die Wamphyri hingegen durchaus. Das nukleare Ungeheuer in seinem Stahlbetonmantel dürfte keinen Versuch unternehmen, auszubrechen ...« Er verstummte, aber was er damit sagen wollte, war ohnehin klar.
»Wenn das so ist, würde diese ganze Welt hier darunter leiden.«
»Sie würde zerstört werden!«, korrigierte ihn Trask. »Wie du weißt, setzten wir einmal, ob gerechtfertigt oder nicht, Atomwaffen ein, um einen unserer Kriege zu beenden. Seither hat diese Bedrohung immer wieder im Raum gestanden. Aber die Menschen brauchen ihren Planeten nun mal, um zu überleben, und so langsam kommen sie zu Verstand. Das sind gute Aussichten für meine Welt, gewiss ... aber für die deine? Kein Mensch meiner Welt muss hier leben! Für sie ist hier alles fremd, und es gibt einige ... Wenn sie Kenntnis von dem hätten, was wir bereits erfahren haben – nun, ich glaube nicht, dass sie abwarten würden, um zu sehen, was daraus wird! Und dies könnte ich ihnen, ehrlich gesagt, nicht verübeln. Das ist ein weiterer Grund, aus dem wir hierbleiben: um es gemeinsam mit dir durchzustehen und damit wir wissen, was wir zu Hause letztendlich berichten müssen.«
»Sofern ihr je wieder nach Hause kommt!«
»Wir vertrauen dir voll und ganz!«
Hilflos fuhren Nathans Hände durch die Luft. »Aber ich kann keine Wunder bewirken!«
Trask konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. »Ach, tatsächlich? Einige Leute würden dir, glaube ich, da nicht ganz zustimmen.« Doch mit einem Mal wich das Lächeln aus seinem Gesicht. »Aber ..«, seufzte er, »solltest du wirklich keine Wunder wirken können, dann müssen wir eben einfach auf unser Glück vertrauen – oder eher auf die Zukunft?«
Den Necroscopen deprimierte dies alles nur, darum wechselte er das Thema. »Was hältst du davon?« Er nahm einen Holzkohlesplitter aus dem kleinen Feuer, das sie unterhielten, und zeichnete Ethlois »Maschine«, wie er sie für sich nannte – jenes rätselhafte Diagramm des Mathematikers, das ihn so sehr an Kolben, Druck, Bewegung und Energie denken ließ – auf die helle Innenseite eines Stücks Rinde.
»Was ich davon halte? Was soll das überhaupt sein?«
»Ich hoffte, das könntest du mir vielleicht sagen«, entgegnete Nathan düster. Damit unternahm er den aussichtslosen Versuch, die verborgene Bedeutung der Apparatur zu erklären, von der die Uralten der Thyre ihn zu überzeugen versucht hatten, ohne sie selbst ganz zu verstehen. »Falls überhaupt jemand in der Lage ist, dies zu erkennen, dann, so hoffte ich, du.«
»Dass ich in der Lage sein würde, die ›Wahrheit‹ davon zu erkennen?«
»Warum nicht?«
»Weil du sie nicht kennst«, erwiderte Trask. »Und die Uralten der Thyre auch nicht. Gib mir eine mathematische Gleichung und zwei Lösungen, eine davon richtig, die andere falsch, und ich zeige dir, welche die richtige ist. Sag mir, was das hier ist, und ich weiß sofort, ob du mich belügst! Aber wenn du es noch nicht einmal selbst weißt? Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob es sich bei diesem Diagramm um eine Frage oder um eine Antwort handelt.«
Nathan war zwar enttäuscht, doch er konnte Trasks Standpunkt nachvollziehen; und mit einem Mal dämmerte es ihm: Natürlich konnte Trask es nicht wissen! Dieses Ding stammte aus der Zukunft, und wie stets ließ sich die Zukunft nicht in die Karten blicken und blieb absichtlich unklar!
Abermals wechselten sie das Thema und unterhielten sich noch stundenlang über andere Dinge ...
Ihre Wache verging wie im Flug. Auf der Sternseite tobte der Blutkrieg bereits seit über dreizehn Stunden. Ehe Nathan sich zum Schlafen niederlegte, unternahm er noch rasch einen Möbiussprung, um nachzusehen, wie die Dinge standen. Nicht wesentlich anders als zuvor, nur dass sich das Kampfgeschehen nun anscheinend um die Spitze und die mittleren Geschosse des letzten Felsenturmes konzentrierte. Es würde noch zwei, drei Stunden dauern, bis Devetaki Wratha gefangen nahm,
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